Klassiker

Ein großes Festival im Land der „Bäche“

Die Thüringer Bachwochen 2025 locken mit einem umfangreichen Programm in die Heimat Johann Sebastian Bachs

veröffentlicht am 05.04.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Martin Köhl

Am 20. April bringt Ragnhild Hemsing „Norwegische Jahreszeiten“ in die Zentralheize Erfurt

Am 20. April bringt Ragnhild Hemsing „Norwegische Jahreszeiten“ in die Zentralheize Erfurt, Foto © Cathrine Dokken

Ob Bach das wohl gefallen hätte? Ein Konzertangebot mit Violoncello inklusive „Tasting Abend“ mit Whisky in einer Erfurter Brennerei kann man Anfang April im Rahmen der Thüringer Bachwochen buchen. Die haben zwar schon im März begonnen, doch bis Anfang Mai ist das Programm so reichhaltig, dass noch genügend musikalische Versuchungen übrig bleiben – von den kulinarischen ganz abgesehen.

Die Passionszeit ist naturgemäß auch die Hochzeit der Passionsmusiken J.S. Bachs und anderer protestantischer Komponisten. Am 12. April wird die Markuspassion in der Erfurter Thomaskirche erklingen, am 18. April um 15 Uhr die Johannes-Passion in der Bachkirche zu Arnstadt und am selben Tag um 18 Uhr in Weimar das groß besetzte Passionsoratorium „Golgatha“ von Frank Martin aus dem Jahre 1949.

Dietrich Buxtehude ist mit seinen Kantaten über die Körperteile Christi („Membra Jesu nostri“) vertreten, einem imaginären, in Musik gefassten Blick des Betrachters am Gekreuzigten empor. Zu hören am 13. April in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul. Kaum ist die Passionszeit zu Ende, geht es am 19. April auch schon in das „Osternachtskonzert“ nach Eisenach in die dortige Georgenkirche, um das Schweizer Ensemble Gli Angeli Genève mit Bachs Osterkantaten zu hören.

Anderntags steht vormittags ein Besuch im Gothaer Schloss Friedenstein auf dem Programm, wo das Barockensemble der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach unter dem Motto „Die Sonne geht heraus“ Werke des Bach-Zeitgenossen Gottfried Heinrich Stölzel und Tobias Volkmar interpretieren wird. Nachmittags sind in Weimars Alter Notenbank Klavierwerke Bachs angesagt, mit dem Pianisten Daniel Heide, abends wird Ragnhild Hemsing in der Erfurter Zentralheize versuchen, auf der Hardangarfiedel „Norwegische Jahreszeiten“ nach Thüringen zu bringen. Klar, dass es dabei vor allem um Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gehen wird.

Zum Meininger Bachkantatenprojekt geht es am Vormittag des 21. Aprils, passend zum 339. Tauftag des späteren Thomaskantors. Nachmittags lautet das Motto im Weimarer Musikgymnasium Belvedere „Bach, Brahms & Reger“. Das Duo Two4Piano spielt Werke Bachs und seiner großen romantischen Bewunderer.

Natürlich gibt es während der Thüringer Bachwochen immer auch ein reichhaltiges Führungsprogramm. Besonders beliebt ist dabei Arnstadt, denn dort wimmelte es einst nur so von Bächen, also von Mitgliedern der weit verzweigten Musikerfamilie Bach, und das schon lange vor Johann Sebastian. Am 24. April ist „Bach kompakt“ dran, am Folgetag „Bach meets Luther“, wobei nicht ganz klar ist, warum man sich hier „gemeetet“ hat und nicht etwa getroffen. Aber sei's drum, Luther war in der Tat ebenfalls hier, allerdings knapp 200 Jahre früher. Und er „schmatzte vor Andacht“ während der Predigt eines Franziskaners.

Wer es am selben Tag wieder rüber nach Gotha schafft, kann in der Margarethenkirche noch „Emmaus“ anhören, das Rock-Oratorium von Thomas Gabriel, dargeboten von mehreren Chören und der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach. Interessant dürfte das Aufeinandertreffen von Bachs Solosonaten für Violoncello mit den entsprechenden Solosonaten Mieczysław Weinbergs sein, die am 26. April von Mario Brunello in der Dornheimer Kirche St. Bartholomäus zu Gehör gebracht werden. Am selben Tag wird auch in der Mühlhausener Divi-Blasii-Kirche die Erinnerung an „500 Jahre Bauernkrieg“ aufgefrischt. Die Capella de la Torre spielt Werke aus dieser Zeit, u.a. von Heinrich Isaac, Ludwig Senfl, Johann Walther und Michael Praetorius. Parallel dazu, aber in Arnstadt, kommt die Messe in h-moll J.S. Bachs, die bei keinem Bachfest fehlen darf, zur Aufführung.

„Niederländische Kronjuwelen“ verteilt die New Dutch Academy am 27. April in der Gothaer Margarethenkirche. Gemeint sind damit die Werke heute fast unbekannter Komponisten aus der Generation nach Bach. Auf der berühmten Trost-Orgel zu Walterhausen erklingen am nächsten Tag Bachs große Choralbearbeitungen und die Passacaglia c-moll, gespielt von Theophil Heinke. Cembalo-Rezitale bietet Benjamin Alard am 29. und 30. April im Weimarer Schloss Ettersburg und im Eisenacher Bachhaus an.

Der April endet auf der Wartburg mit den Goldberg-Variationen, gespielt vom Staemmler Trio. Wie firm Benjamin Alard auch auf der Königin der Instrumente ist, beweist er am 3. Mai auf der historischen Schröterorgel der Petrikirche. „SchrammelBach“ ist am selben Tag im Weinhof Schmidt in Gebesee angesagt, aber wir verraten jetzt erst mal nichts über das „Quodlieberned“! Die letzten drei Veranstaltungen klingen schon sehr nach Abschied, sei es das „Au revoir“ der Musiciens de Saint-Julien in der Eisenacher Georgenkirche oder das „Echo der Jahrhunderte“ der ORA Singers im Erfurter Dom St. Marien am 4. Mai. An diesem Schlusstag der Thüringer Bachwochen geht es nachmittags noch einmal zum wichtigen Ort der Jugendzeit Bachs, nämlich nach Ohrdruf, wo das Motto im Schloss Ehrenstein „Wie Bach in Frankreich“ lautet. Das hat triftige Gründe, denn in Ohrdruf war Bach dank seines älteren Bruders Johann Christoph erstmals mit französischer Musik in Berührung gekommen.

Mehr Infos zum Programm und zum Ticketkauf finden Interessierte unter www.thueringer-bachwochen.de.

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