Vorhang auf!

Spatz und Engel, Faust als Teufel und Kafka als großer Lacher

Die fränkischen Gastspieltheater bieten ein Frühlingsprogramm mit allerlei Überraschungen

veröffentlicht am 31.03.2025 | Lesezeit: ca. 7 Min. | von Martin Köhl

Die Meininger Inszenierung von „Ende einer Verhandlung“ kommt am 3. April auf die Bühne des Stadttheaters Aschaffenburg

Die Meininger Inszenierung von „Ende einer Verhandlung“ kommt am 3. April auf die Bühne des Stadttheaters Aschaffenburg, Foto © Christina Iberl

Am Theater Ansbach stehen gleich zum Monatsanfang zwei Premieren hintereinander auf dem Programm. Als Gastspiel kommt das Stück „frau verschwindet“ der Gruppe plan b am 3. April auf die Bühne des Theaters hinterm Eisen. Mehrere Frauen versuchen in einer verlassenen Wohnung herauszufinden, was der Grund für das Verschwinden der Bewohnerin sein könnte. Mit ihrem preisgekrönten Stück hat die Autorin Julia Haenni eine aufregende Textkomposition geschaffen, in der Wirklichkeit, Phantasie und Beobachtung fließend ineinander übergehen.

Einen Tag später geht es in der Friedenskirche Ansbach um die Frage, wo man leben möchte, wenn die eigenen Wurzeln jüdisch sind, aber jede Generation andere Wege einschlägt. „Muttersprache Mameloschn“ von Sasha Marianna Salzmann wurde 2012 in Berlin uraufgeführt und ist seither ein gewichtiger Beitrag zum Thema der Identifikation mit der eigenen Kultur und Heimat. Robert Arnold führt die Regie.

Mit „Family Affairs“ kommt Ende Mai eine absurd tragische Komödie von Ingrun Aran auf die Bühne. Darin geht es um die Gespenster der Vergangenheit, die garantiert wieder auftauchen, wenn eine Familie sich zu alten Zielen aufmacht, dann aber von einem Geheimnis aus der Vergangenheit eingeholt wird. Ein Road-Trip mit dem Auto in die Münstereifel gerät so zu einer toxischen Familienaufstellung inklusive eines komischen Offenbarungseides. Frank Siebenschuh inszeniert, Premiere ist am 24. Mai.

Das Stadttheater Aschaffenburg holt sich am 3. April die Meininger Inszenierung von Anna Gmeyners Gerichtsdrama „Ende einer Verhandlung“ auf die Bühne 1 des Stadttheaters. Es geht um einen scheinbaren Mord und die überraschende Wende, die ein Geschworener herbeiführt. Frank Behnke führt Regie. Das Theater Chemnitz gastiert am 9. April mit der Geschichte eines Schwindlers: Stefan Heyms „Der große Hanussen“. Es geht um einen Hellseher, die Anbiederung an die Nazis und die Vorhersage des Reichstagsbrandes. Carsten Knödler inszeniert das von Stephan Wetzel aus dem Englischen übersetzte Stück.

Die Komödie Frankfurt stellt am 5. Mai die satirische Komödie „Kardinalfehler“ von Alistair Beaton und Dietmar Jacobs in Aschaffenburg vor. Es geht darin um die systematische Skandalvermeidung in der katholischen Kirche – eben um einen Kardinalfehler. Nur einen Tag später präsentiert die Badische Landesbühne Bruchsal das Schauspiel „Über Menschen“ nach dem Roman von Juli Zeh. Darin lässt sich lernen, dass man nur in der Begegnung mit den Menschen zu einer verständigen Meinungsbildung kommen kann.

Das Badische Staatstheater Karlsruhe gastiert am 14./15. Mai mit Bertolt Brechts Klassiker „Leben des Galilei“, in dem der ewige Kampf zwischen Wissen und Glauben thematisiert wird. Ronny Jakubaschk integriert die Musik von Hanns Eisler in seine Inszenierung. Einen Tag später lautet der kommentierende Untertitel zum Schauspiel „Der letzte Tag“, es sei „kein Thriller von Sebastian Fitzek“. Das Theater Schloss Maßbach wartet mit einem Road-Trip voller Komik und unvorhersehbarer Abzweigungen auf, zu dem Fitzeks Roman die Vorlage geliefert hat.

Das Landestheater Schwaben präsentiert in Aschaffenburg am 30. Mai „Die 39 Stufen“ von John Buchan und Alfred Hitchcock in einer Bühnenbearbeitung von Patrick Barlow. In der Regie von Alexander Flache ist ein turbulentes Theatervergnügen in bester Hitchcock-Manier zu gewärtigen! Ist das Rätsel der „39 Stufen“ zu lösen? Darum bemüht sich das vierköpfige Ensemble in 139 Rollen und nimmt das Publikum mit auf die abenteuerliche Reise eines Helden wider Willen.

Am Stadttheater Amberg ist am 2. April „Marie-Antoinette“ angesagt, die Komödie von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann mit Anna Thalbach. Wer meint, darin ginge es nur um das Königspaar, Napoleon und andere Zeitgenossen der Revolutionszeit, könnte sich getäuscht sehen. Das komische Theaterstück enthält auch bitterböse Warnungen an die Gegenwart. Thomas Bernhards bekanntes Stück „Der Theatermacher“ wird von den Hamburger Kammerspielen in der Regie von Axel Schneider am 29. April im Stadttheater aufgeführt. Mit dem Vollblutschauspieler Peter Bause wird das sicherlich ein Erlebnis werden.

Am 10. und 17. Mai kommt „Franz K., ein großer Lacher“ auf die Bühne. Das „AMsemble“ des Stadttheaters Amberg unter der Spielleitung von Winfried Steinl gedenkt mit dieser Produktion des Todes von Franz Kafka vor 100 Jahren. Entstanden ist eine szenische Folge von Erzählungen, Textschnipseln und Aphorismen, die in eine dramatische Theaterform ineinander verwoben wurden. Ab 16. Mai steht mehrfach „Frederick und Tillie“ auf dem Spielplan, ein poetisches Spiel zum Hinhören und Zusehen für die Jüngeren.

Beim Stadttheater Fürth steht vom 2. bis 9. Mai eine „Evolution“ auf dem Programm, der man auch gerne noch ein „R“ voranstellen kann. Dann wird daraus eine „Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert“ mit dem Titel „(R)Evolution“, inspiriert von Yuval Noah Harari und geschrieben von Yael Ronen und Dimitrij Schaad. Es wird ein Ausblick auf die vermeintlich ferne Digitaldiktatur sein – von der Utopie zur Dystopie an nur einem Abend. Die Produktion des Ensembles Stadttheater Fürth mit Gästen wird von Christina Gegenbauer in Szene gesetzt. Wieder aufgenommen wird ab 15. Mai das Schauspiel „Die Zertrennlichen“ von Fabrice Melquiot.

Die Nürnberger Tafelhalle ist ein Ort für die freie Kulturszene nicht nur lokaler oder regionaler Provenienz, sondern für Akteure aus aller Welt. Am 4./5. April kommt die auf Albert Camus' Roman basierende Inszenierung von „Ein glücklicher Tod“ nach Nürnberg. Die Association Les Art/Seven Art konfrontiert das Publikum mit einer verstörenden Geschichte, an deren glückliches Ende man kaum glauben mag. Die nächsten Veranstaltungen sind dem Tanz gewidmet. Zunächst „Armada 2025“ am 10. April, das Ergebnis der Arbeit von zwei Gastchoreographen mit den Mind and Dance Tanzstudentinnen. Am 29. April heißt es dann wieder „Ins Blaue“, das sind die Sneak-Vorstellungen in der Tafelhalle, wo es viel zu entdecken gibt zwischen Musik, Tanz, Theater etc.. Weitere Termine für diese Performances am 20. Mai und 5. Juni.

Das Theater Schweinfurt präsentiert am 9./10. April das vom Euro-Studio Landgraf aus Titisee-Neustadt realisierte Stück „Herr Teufel Faust“ von Torsten Fischer im Theater im Gemeindehaus. Das hat natürlich Goethes „Faust“-Drama zum Vorbild, und deshalb ist die Besetzung dieser Rolle besonders wichtig. Kein Geringerer als Dominique Horwitz, der schon seit längerem mit Torsten Fischer ein Dream-Team bildet, wird sie in Schweinfurt ausfüllen – da ist Spannung garantiert! „Spatz und Engel“, die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Édith Piaf und Marlene Dietrich als Schauspiel mit Live-Musik, steht am 29. April als Gastspiel des Frankfurter Rémond-Theaters auf dem Programm.

Die Komödie „Warten auf'n Bus“ von Oliver Bukowski folgt am 13./14. Mai, angeboten vom Theater für Niedersachsen aus Hildesheim. In „Meeresrand“, dem Roman von Véronique Olmi, geht es um Kinderarmut. Theater Unikate und Theater Bielefeld haben daraus ein bestürzendes Stück gemacht, in dem Michael Heicks die Regie führt und Hennes Holz für die musikalische Begleitung sorgt.

Im Rosenthal Theater Selb ist am 22. Mai „Hedwig and the Angry Inch“ angesagt, das preisgekrönte (Drag-) Rock-Musical von Stephen Trask und John Cameron Mitchell mit Kultstatus. Das Theater Hof bringt also die Glamrock- und Drag-Queen Hedwig nach Selb!

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