Wolfgang Lenz: Phantastische Orte
Drei Museen zeigen Wolfgang Lenz in einer großen Würzburger Retrospektive
veröffentlicht am 11.04.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer
Zum 100. Geburtstag des Künstlers Wolfgang Lenz widmen ihm drei Würzburger Institutionen eine umfassende Ausstellung. Unter dem Titel „Phantastische Orte“ erkunden das Museum im Kulturspeicher (MiK), das Martin von Wagner Museum (MvWM) der Universität Würzburg und die Residenz Würzburg das facettenreiche Werk des Malers, dessen Schaffen tief mit der Stadt Würzburg und seinen Reisen verwoben ist.
Lenz, 1925 geboren und 2014 verstorben, prägte die Würzburger Kunstlandschaft wie kaum ein anderer. Sein künstlerisches Erbe ist in öffentlichen Gebäuden ebenso präsent wie in Privatsammlungen. Besonders seine monumentalen Wandgestaltungen, darunter das großflächige Gemälde im Würzburger Ratssaal oder die kunstvolle Rekonstruktion des Spiegelkabinetts in der Residenz, zeigen seine Meisterschaft im Umgang mit Raum, Architektur und Historie. Seine Werke sind nicht nur visuelle Reflexionen vergangener Zeiten, sondern auch imaginative Räume, die zwischen realer Erinnerung und traumhafter Vision oszillieren.
Die Ausstellung greift dieses Wechselspiel auf und zeigt Lenz‘ Schaffen an drei Standorten, die jeweils verschiedene Aspekte seines Werks beleuchten. Im Martin von Wagner Museum werden seine italienischen Impressionen präsentiert – Werke, die auf seinen Aufenthalten in Rom, Neapel und Venedig basieren. Diese Bilder lassen eine Traumwelt entstehen, in der architektonische Fragmente und Landschaften in poetischer Unschärfe miteinander verschmelzen. Das Museum im Kulturspeicher legt den Fokus auf seine Reisen nach Frankreich, Spanien, Japan und in die Türkei. Hier wird besonders seine Auseinandersetzung mit dem Rokokogarten Veitshöchheim und der Zerstörung Würzburgs von 1945 hervorgehoben. In der Residenz Würzburg schließlich steht die kunsthistorische Dimension seines Werks im Zentrum: Neben dem berühmten Spiegelkabinett werden erstmals auch Entwürfe und Skizzen präsentiert, die Lenz' tiefes Verständnis für historische Räume zeigen.
Stilistisch bewegt sich Lenz zwischen der altmeisterlichen Maltechnik und modernen Strömungen wie der Pittura Metafisica, dem Surrealismus und der Neuen Leipziger Schule. Seine Arbeiten öffnen Tore in andere Welten, Orte, die zwar bekannt erscheinen, aber stets eine geheimnisvolle Ebene in sich bergen. Diese Mehrdeutigkeit macht sein Werk so faszinierend: Ein urbanes Panorama kann sich in eine labyrinthische Traumszene verwandeln, eine italienische Piazza zu einer Bühne der Erinnerung.
Die Ausstellung wird begleitet von einer umfangreichen Publikation mit über 180 Werken und zahlreichen Begleitveranstaltungen, darunter Führungen, Vorträge und ein „Kunstaperitif“, der zum Austausch einlädt. Wer Lenz' einzigartige Bildwelten entdecken will, hat bis zum 15. Juni 2025 die Gelegenheit, in diese phantastischen Orte einzutauchen.