Klavier in der Hauptrolle
Das Pijazzo Festival in Bayreuth widmet sich der Vielseitigkeit des Klaviers
veröffentlicht am 17.05.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Linus Kallender

Der deutsche Pianist Tim Allhoff begeistert am 31. Mai mit feinstem Jazzpiano, Foto © Maximilian König
Benennt man den Ragtime als eine der Wurzeln der Jazzmusik, so gilt dasselbe auch für das Klavier. Und auch im Laufe der Jazzgeschichte hat das Instrument nicht an seiner Relevanz verloren. In unterschiedlichen Stilen sei es Boogie-Woogie, Swing oder Modern Jazz, spielt das Klavier seit jeher mal eine Haupt-, mal eine Nebenrolle. Das Pijazzo Festival im Bayreuther Palais widmet sich zwischen dem 29. Mai und 1. Juni ganz dieser Vielseitigkeit. Auch der Ort ist historisch: Der Palaishof ist Teil der Klaviermanufaktur Steingraeber, die ihr Handwerk seit 1852 meistert. Das Programm der Veranstaltung fällt dabei positiv international auf.
Den Anfang des Festivals macht am 29. Mai die Italienerin Francesca Tandoi. Diese begeisterte mit ihrem frechen und zugleich melancholischen und immer großartig virtuosen Spiel schon auf mehreren renommierten Jazzbühnen der Welt. Einen Tag später, am 30. Mai, präsentiert das Shuteen Erdenebaatar Quartet pulsierende, temperamentvolle Momente. Komponistin Shuteen Erdenebaatar, geboren in der Mongolei, hat bereits mit 16 in ihrer Geburts- und Heimatstadt Ulan Bator klassische Komposition zu studieren begonnen. Ein Stipendium brachte sie für ein Doppelmasterstudium nach München. Heute ist die Musikerin schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem wurde ihr Quartett 2024 mit dem Deutschen Jazzpreis prämiert.
Platz für die grenzenlose Entdeckung der stilistischen Vielseitigkeit des Pianojazz schafft Tim Allhoff am 31. Mai. Dieser erlernte das Klavierspiel zunächst als Autodidakt, was die totale Unvoreingenommenheit seines Spiels wohl nur zugutekam. Auf der Bühne versinkt er mit geschlossenen Augen und voller Hingabe praktisch in seinem Klavier und hat dabei in Bayreuth sogar ein frisch veröffentlichtes Album im Gepäck. Am selben Tag steht ebenfalls ein studierter Jurist auf der Bühne: Mit nostalgisch und doch modernem Sound überzeugt Klaus Waldeck mit einer stilistischen Bandbreite zwischen französischem Chanson und Italo-Western, die in einem völlig eigenen Easy-Listening-Pop mit Swing und Retrocharme zusammenkommen. Mehr als 1 Million monatliche Hörerinnen und Hörern auf Streamingplattformen sprechen für sich.
Das Trio LBT hat gerade einen radikalen Stilwechsel hinter sich. Aus Acoustic Techno hat sich richtig guter Jazz mit mal fein, mal fettem Groove entwickelt. Tiefste Klänge am Bass und kraftvolle Akkorde ergänzt von filigraner Klangpoesie und harmonischen Wendungen erwartet das Pijazzo-Publikum am 1. Juni. Oft abstrakt, aber immer überzeugend.
Yaron Herman, gebürtiger Israeli aus Paris, geht mit seinem neuen Quartett das erste Mal auf Tour, sofort auch mit neuem Album. Bei dem verschmilzt Volksmusik aus seinem Heimatland mit europäischer Konzertmusik, sowie Berklee College of Musik. Auch die Pariser Szene kommt in einem wilden, improvisatorischen und filmischen Stil hindurch. Erwarten können wir eine Premiere der Extraklasse, ebenfalls am 1. Juni.
Tickets und mehr Infos finden Interessierte online unter www.pijazzo.de.