Vorhang auf!

Ein göttlicher Funke

Das Hofer Theater begeistert mit der Uraufführung von Beethovens „Die Geschöpfe des Prometheus“

veröffentlicht am 02.02.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Elke Walter

Das Theater Hof führt Ludwig van Beethovens Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ auf

Das Theater Hof führt Ludwig van Beethovens Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ auf , Foto © Harald Dietz

Bravo-Rufe und stehender Applaus beendeten am Freitag im Theater Hof eine ganz außergewöhnliche Premiere, inklusive der Uraufführung für die Choreografie. Auf dem Programm stand Ludwig van Beethovens Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ oder „Die Macht der Musik und des Tanzes“, nach dem Libretto von Salvatore Viganò. Als Live-Orchester dieser Hofer Erstaufführung waren die Hofer Symphoniker Partner der Produktion, unter der musikalischen Leitung von Peter Kattermann, Musikdirektor am Haus.

Vielen Klassikfans dürfte dieses Werk des großen Komponisten nicht wirklich bekannt sein, wurde es seit der Uraufführung 1801 in Wien, doch kaum aufgeführt. Allerdings wiesen einige Teile bereits auf spätere Werke Beethovens hin, etwa die Eroica. Nur die Ouvertüre gehört bis heute zum festen Repertoire von Symphonieorchestern, könnte daher einigen bekannt gewesen sein.

Nur wenige Inszenierungen sind bekannt, das Theater Hof gehört nun dazu. Das Original-Libretto war schon lange verschollen, einzelne Details nur aus alten Aufzeichnungen nachzuvollziehen. Hier eröffnete sich die große Chance für einen kreativ denkenden, international gefragten Choreografen wie Igor Kirov, zu Beethovens Musik eine ganz eigene Tanzwelt zu erschaffen. Und das hat der kroatische Tanzspezialist dann auch gemacht, wollte für die, auf dem griechischen Mythos um Prometheus sowie seiner Erschaffung und Kultivierung des Menschen basierenden Handlung, einen heutigen Zugang ermöglichen. Grundgedanken seines Konzeptes waren Fragen, wie etwa „Woher kommen wir?“, „Wer sind wir?“ oder auch „Wie leben wir heute?“ Kirov wählte für seine Choreografie Elemente ganz unterschiedlicher tänzerischer Ausdrucksformen, von klassischem Tanz bis modernen Tanzformen.

Zur Handlung: Der Titan Prometheus (Ali San Uzer) formte aus Lehm zwei Kreaturen, eine Frau (Kana Imagawa) und einen Mann (Denis Mehmeti), die er mit dem, von den Göttern geraubten Feuer zum Leben erweckte. Der Funke, der göttliche Impuls, war übergesprungen, doch noch waren beide Kreaturen unvollkommen, sollten aber durch die Götter und Musen zu fühlenden und gebildeten Menschen mit neuen Fähigkeiten und Freiheiten werden. Die Vermittlung von Weisheit, Kunst, Kultur, Wissen, Verlust, Schmerz und Trauer sollte zur Menschwerdung gehören. Diesem roten Faden folgte die tänzerische Umsetzung. Es ging immer um die Essenz des Lebens, die die Produktion auch zu spiegeln versuchte.

Den mythologisch angedeuteten Rahmen brachte Ausstatter Frank Albert, auf den ersten Blick ganz schlicht auf die Bühne: ein großer Felsblock, unter anderem Sitz der Götter, mit einem rampenähnlichen Zugang, den Kirov auch tänzerisch bespielte, drumherum eine weit angelegte Tanzfläche. Albert hatte auch die farblich klar personenbezogen angelegten Kostüme, erdig-naturfarben für die menschlichen Kreaturen, rot für Prometheus, schwarz für die Gottheiten sowie ein verspieltes blau-türkis für die Musen, sowie die Video-Gestaltung entworfen. Alles zusammen erwies sich, mit der abwechslungsreichen Beleuchtung (Henry Rehberg) sowie den Video-Sequenzen als vielfältig einsetzbares Kulissenkonzept.

Ludwig van Beethoven hatte mit seiner Musik eine klangliche Spur gelegt, die auch Kirov für seine Hofer Choreografie zu nutzen verstand, der er detailverliebt folgte. Er schien jede Note in eine Bewegung übersetzt zu haben, organisch, sinnlich, geschmeidig ineinanderfließend und ausdrucksstark, zwischen poetisch zarten Momenten und aufwallend kämpferisch anmutenden Passagen, wie in der Musik eben auch. Wirkmächtige, intensiv erzählende Bewegungsimpressionen. Die choreografische Idee war aber nur ein Mosaikstein dieser gelungenen Inszenierung, die Umsetzung durch die wunderbare Hofer Ballettcompagnie, die mit ihrem Können auf höchsten Niveau die Besucherschaft immer wieder zu Zwischenapplaus anregte, ein anderer. Das 12-köpfige Tanzensemble überzeugte sowohl solistisch als auch in den Gruppenchoreografien. Das war alles homogen, mit großem Gespür für die jeweiligen Bewegungen der Tanzkolleg:innen, aus einem Guss.

Dass dabei das Orchester einen entscheidenden Anteil hatte, stand außer Zweifel. Für beide Seiten eine echte Herausforderung, Tanz und Musik live aufeinander abzustimmen, gegebenenfalls auf kleinste Schwankungen sofort zu reagieren, und zu einem homogenen Gesamtbild zusammenzuführen. Das gelang aber ausnahmslos gut.

Zunächst war es der Verdienst des Theaters und seines Intendanten Lothar Krause, ein derart selten gespieltes und wenig bekanntes Werk auf das Spielzeitprogramm zu setzen, und dazu noch einen international renommierten Choreografen wie Igor Kirov damit zu betrauen. Dass das ein Glücksfall werden sollte, zeigte die Premiere in jeder Hinsicht. Werkvorlage, Choreografie, Ausstattung sowie die tänzerische wie musikalische Gestaltung ließen auf der Bühne ein eindrucksvolles Balletterlebnis entstehen, das den Untertitel „Die Macht der Musik und des Tanzes“ magisch spiegelte, die Lust auf mehr weckte.

Informationen zum Stück gibt es unter www.theater-hof.de.

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