Das GNM Nürnberg holt die Welt ins Museum
GLOBAL 2025 – Das Germanische Nationalmuseum zeigt, wie Globalisierung Geschichte und Gegenwart verbindet
veröffentlicht am 08.04.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Nele Wicher

Astrolab aus dem 14. Jahrhundert, Messing, Durchmesser 17 cm, Foto © Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
„Unser Blick auf die Welt ist immer vom eigenen Standort und Wissen geprägt. Globalisierung verstehen, bedeutet Zusammenhänge, aber auch Widersprüche zu erkennen.“ – so heißt es auf der Webseite des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg (GNM), das sein Themenjahr 2025 unter das Motto „GLOBAL“ stellt. Dass das GNM sich im laufenden Jahr diesem vielschichtigen und überaus komplexen Thema widmet, hat einen Hintergrund, der weit über die aktuelle, geschichtliche und weltpolitische Relevanz des Begriffs hinausgeht.
Als Prof. Dr. Daniel Hess 2019 neuer Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums wurde, sei es eine seiner Maximen gewesen, mit den Sonderausstellungen stets auch einen thematischen Bezug zur Gegenwart herzustellen, um so die gesellschaftliche Bedeutung von Museen – speziell des GNM – herauszustellen, verrät uns Pressesprecherin Dr. Sonja Mißfeld. Dieser Ansatz spiegelt sich auch in der Themenauswahl der Mottos der vergangenen Jahre wider: 2024 war es „Klima, Klimawandel und Biodiversität“, 2023 das Thema „Migration“. Für 2025 ist es nun die Globalisierung als Spannungspunkt zwischen Gemeinsamkeit und Widerspruch, die das GNM in den Mittelpunkt seines musealen Schaffens rückt. Auch habe die diesjährige Themenauswahl mit der Bewerbung Nürnbergs für den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ zu tun, an welcher sich das GNM mit einer Sonderausstellung beteiligt hat.
„Vernetzte Welten. Globalisierung im Fokus“
Dem komplexen Thema „GLOBAL“ nähert sich das GNM von unterschiedlichen Seiten – und mit insgesamt drei Ausstellungen. Einleiten wird das Themenjahr die Sonderausstellung „Vernetzte Welten. Globalisierung im Fokus“, welche vom 10. April bis 24. August 2025 zu sehen sein wird und anschließend in eine große Jahresausstellung mündet. Was haben eine Jeans, eine Teekanne aus dem 18. Jahrhundert und ein Plastikstuhl gemeinsam? Was verbindet ein arabisches Astrolab (ein mehrteiliges und scheibenförmiges Rechen- und Messinstrument) des 14. Jahrhunderts mit einem modernen GPS-Gerät? All diese Fragen und noch viele mehr wird das GNM in insgesamt fünf Kategorien in den Fokus nehmen.
In der ersten Sektion geht es ums Reisen und Unterwegs sein und um die Frage, wie wir uns orientieren und in fremden Gegenden zurechtfinden. Lebensmittel wie Tee, Zucker oder Hamburger thematisieren stellvertretend im nächsten Bereich, woher für uns alltägliche Genussmittel stammen, welche Wege sie zurücklegen, bis sie in unseren Supermarktregalen stehen, und unter welchen Bedingungen sie angebaut werden. Auch die Sektion zu Mode und Wohnkultur hinterfragt Handels- und Tauschprozesse sowie globale Lieferketten. Eine Jeans beispielsweise legt bei konventioneller Produktion mehr als 50.000 Kilometer zurück, bevor sie in den Handel gelangt – das entspricht einer Reise einmal um die Welt.
Ein weiterer Bereich, zu Tausch und Handel, widmet sich den verschiedenen Zahlungsmitteln, einst und heute. Mit dem Euro existiert erstmals eine gemeinsame europäische Währung, die aktuell in 26 Staaten als Zahlungsmittel dient. Abschließend verdeutlichen historische Gemälde in Sektion fünf, dass Konsumgüter schon immer eine große Rolle für die Imagebildung spielten. Ein frühneuzeitliches Stillleben beeindruckte seine Betrachterinnen und Betrachter vor 400 Jahren genauso mit der Exklusivität der dargestellten Früchte wie die heutigen sorgfältig arrangierten Essensfotografien auf Social Media. Die Ausstellung zieht damit ganz unmittelbar einen Roten Faden von der Vergangenheit zur Gegenwart. Neben der Ausstellung laden auch Veranstaltungen und digitale Angebote dazu ein, Parallelen im alltäglichen Leben aufzuspüren und über das Gesehene zu sprechen.
„Nürnberg GLOBAL“ und „Fastnacht: Tanz und Spiele in Nürnberg“
An die Ausstellung knüpft dann ab dem 24. September mit „Nürnberg GLOBAL“ eine Ausstellung an, welche die weltumspannenden Netzwerke Nürnbergs als Zentrum für Handel, Kunst und Kultur beleuchtet und die Wege, die Nürnberg mit der Welt verbanden, nachzeichnet. Ein spannender Fokus, der sicherlich auch die ein oder anderen Parallelen zu den Herausforderungen der Gegenwart zulassen wird. Sie wird bis 22. März 2026 zu sehen sein.
Doch damit ist noch nicht genug: Auch die Ausstellung „Fastnacht: Tanz und Spiele in Nürnberg“, welche vom 11. November 2025 bis 17. Februar 2026 im GNM erlebbar gemacht wird, lädt zum Nachdenken über Globalisierung und das Heute ein. Sie wirft einen Blick auf Nürnberg als Fastnachthochburg und präsentiert anlässlich des 75-jährigen Stadtjubiläums die faszinierende Geschichte der Nürnberger Fastnacht, die auf eine fast 600-jährige Tradition zurückblickt. Und wer weiß: Eventuell ist dieser frühe „Hype“ ja gar nicht so unähnlich zu den Hypes und Fake News unserer Zeit?
Deutlich wird: Das GNM wagt 2025 mit dem Motto „GLOBAL“ einen intellektuellen Tanz zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Und wir sind mehr als here for it!
Alle Ausstellungen werden von einem spannenden Vermittlungs- und Begleitprogramm – sowohl für Groß als auch für Klein – begleitet. Mehr Informationen zu den Ausstellungen und zum Themenjahr finden Interessierte unter www. global.gnm.de.