64. ION startet mit Bachs Johannes-Passion
Übertragung auf BR-KLASSIK und zeitversetzt auf arte.concert
veröffentlicht am 18.06.2015 | Lesezeit: ca. 7 Min.
Am morgigen Freitag, 19. Juni, beginnt die ION – Internationale Orgelwoche Nürnberg mit einem besonderen Ereignis für Ohren und Augen. Zu erleben ist die Johannes-Passion von J.S. Bach mit dem „Orchestra in Residence“ Concerto Köln und dem Chor des Bayerischen Rundfunks, mit einer Darbietung, die weit über ein reines Hörerlebnis hinausgeht. Am Samstag, 20. Juni, erklingen Anton Bruckners 9. Sinfonie und sein Te Deum. Am Pult der Staatsphilharmonie Nürnberg und des Tschechischen Philharmonischen Chors Brünn steht Marcus Bosch. Weitere Höhepunkte des Festivals sind die Veranstaltungen „Über Wunden“ mit Concerto Köln (25. Juni), „sounds & clouds“ (26. Juni) sowie das Abschlusskonzert mit dem Dresdner Kammerchor unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann (28. Juni). Folkert Uhde kuratiert das 1951 gegründete Traditionsfestival im dritten Jahr und zieht mit seinen innovativen Konzertformaten vermehrt auch jüngeres Publikum an. Gleichzeitig kommen traditionsbewusste Hörer weiterhin auf ihre Kosten. |
Insgesamt stehen über 30 speziell für bzw. mit der ION konzipierte Veranstaltungen auf dem Programm der 64. Festivalausgabe, die den Titel „Freiheit“ trägt. Einen tief berührenden Auftakt bildet am 19. Juni J.S. Bachs Johannes-Passion mit Concerto Köln, dem Chor des Bayerischen Rundfunks und Solisten unter der Leitung von Peter Dijkstra. Bereits im März 2015 wurde das Werk in dieser Besetzung im Münchner Herkulessaal aufgeführt, die Künstler ernteten großes Lob von Publikum und Presse. In der Nürnberger St. Lorenzkirche eröffnet sich den Zuhörern nun eine erweiterte Konzert-Perspektive auf Bachs Werk, denn Chor und Solisten sind Teil des Publikums und reflektieren stellvertretend das Geschehen. In der Mitte der Kirche entsteht ein Spannungsfeld, in dem die zentralen menschlichen Konflikte und Fragen nach Schuld, Verantwortung, Wahrheit, Glauben und Freiheit verhandelt werden. Zum ersten Mal wird das Eröffnungskonzert von BR-KLASSIK live und von arte.concert zeitversetzt in Bild und Ton im Internet übertragen. BR-KLASSIK sendet zudem live im Radio. Aus der Aufzeichnung des Konzertes entsteht eine Fernsehsendung für BR/ARTE. |
Wie jedes Jahr sind auch lokale Künstler mit von der Partie: Die Staatsphilharmonie Nürnberg interpretiert am 20. Juni – gemeinsam mit dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn – Anton Bruckners 9. Sinfonie und sein Te Deum in der St. Lorenzkirche. Am Pult steht der Nürnberger Generalmusikdirektor und ausgewiesene Bruckner-Spezialist Marcus Bosch, der mit diesem Konzert seinen ION-Bruckner-Zyklus fortführt. |
Am 25. Juni bildet „Über Wunden“ mit Concerto Köln in St. Egidien ein familienbiografisches Konzertprojekt. 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs reflektiert dieser Abend unsere eigenen Familiengeschichten, deren Kriegswunden bis zum 1. Weltkrieg zurückreichen. Dafür stellt Folkert Uhde Farbfotos aus dem 1. Weltkrieg, Kriegsbeschreibungen und sehr persönliche Familiengeschichten und Fotografien in den Kontext von Haydn- und Mozart-Märschen sowie Mozarts Jupiter-Sinfonie, die in diesem Zusammenhang wie eine musikalische Utopie wirkt. Die zentrale Rolle an diesem Abend aber spielen Geschichten von Orchestermusikern, die durch ihre Vielfalt und Internationalität einen bewegenden Einblick in die Dimension des weltkriegserschütterten 20. Jahrhunderts geben – und wie diese Ereignisse bis heute in uns verwurzelt sind. |
Das Projekt „sounds & clouds“, eine internationale Koproduktion zwischen der Holland Baroque Society (NL), dem Muziekgebouw aan’t IJ Amsterdam (NL), dem Montforthaus Feldkirch (AT), dem Flandern Festival Kortrijk (BE), dem RADIALSYSTEM V Berlin und der ION 2015, spielt am 26. Juni in der Tafelhalle mit Ordnung und Freiheit in Natur und Musik. Das musikalische Spektrum reicht von elektronischen Live-Bearbeitungen toskanischer Vogelstimmen über Vivaldis mitreißende Naturbeschreibungen bis zu Toshio Hosokawas zeitgenössisch-stiller Kontemplation. Im Anschluss wird im Foyer der Tafelhalle gefeiert: Die ION tanzt. |
Den Abschlussabend der ION gestaltet am 28. Juni der Dresdner Kammerchor unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann. Auf dem Programm stehen die „Musicalischen Exequien“ von Heinrich Schütz und „Figure humaine“ von Francis Poulenc, das in großer Heimlichkeit 1943 während der deutschen Besatzung in Frankreich entstand und ein sehnsüchtiger Schrei nach Freiheit und Menschlichkeit ist – ein würdiger Beschluss für eine ION über die Freiheit und gleichzeitig eine Erinnerung an das befreite, aber völlig zerstörte Nürnberg 1945. |
Folkert Uhde, seit 2013 Künstlerischer Leiter der ION, entwickelt das Festival kontinuierlich weiter und beruft sich dabei auf dessen geistige Wurzeln. Dank ihm ist es gelungen, neue nationale und internationale Partner für das Festival zu gewinnen, so z.B. das BR-Fernsehen, ARTE, die Kulturstiftung des Bundes, das RADIALSYSTEM V Berlin, das PODIUM Festival Esslingen und etliche internationale Koproduktionspartner. Zu den lokalen Kooperationspartnern gehören das Staatstheater Nürnberg, die Stadt Nürnberg und ihre Museen, die Tafelhalle und die Nürnberger Kirchenmusiker. Die Veränderungsgeschwindigkeit spiegelt sich auch in der Verkürzung des Namens wider, denn das Festival sieht sich nun vor allem als „ION“, weniger als „Internationale Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra“ – und kommt damit auch dem ohnehin schon gängigen Sprachgebrauch nach. Dieses Jahr änderte zudem das junge Designstudio Ellijot aus Nürnberg die „Verpackung“ des Festivals und entwarf ein komplett neues Corporate Design. Der Erfolg gibt Folkert Uhde recht: Die Einnahmen durch Ticketverkäufe im Jahr 2014 konnten – im Vergleich zum Schnitt der fünf Vorjahre – fast verdoppelt werden. |
Tickets sind als Einzelkarten, Familienkarten und in verschiedenen Paketen online bei www.reservix.de oder an Vorverkaufsstellen im Großraum Nürnberg erhältlich. Aktuelle Informationen finden Sie auf der ION-Homepage www.ion-musica-sacra.de sowie auf Facebook www.facebook.com/ion.nurnberg.
Copyright Foto:
Nürnberger Staatsphilharmonie, Foto © Folkert Uhder |