Klassiker

Wohltemperiertes, Landpartien & Jazztime

Bei der diesjährigen Bachwoche Ansbach trifft sich die Elite der Barockmusik-Interpretation

veröffentlicht am 20.07.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Martin Köhl

Das Kammerorchester Basel spielt verschiedene Konzerte bei der Bachwoche Ansbach

Das Kammerorchester Basel spielt verschiedene Konzerte bei der Bachwoche Ansbach, Foto © Matthias Müller

Die Bachwoche Ansbach ist eine Biennale, findet also alle zwei Jahre statt, und das bereits seit 1947, damals allerdings noch in Pommersfelden auf Schloss Weißenstein. Dass die Veranstalter von einem traditionsreichen Musikfest in einer „Kleinstadt“ reden, klingt nach sympathischem Understatement, denn Ansbach hat ja immerhin eine lange Geschichte als Residenzstadt. Sei’s drum, was die Ansbacher mitten im Sommer auf die Beine stellen, hat längst kapitale Ausmaße erreicht. Und das gilt sowohl für die Quantität wie für das künstlerische Niveau.

Das Festival beginnt am 1. August und zieht sich mit einem dichten Programm bis hin zum Zehnten des Monats. Schon die ersten Konzerte lassen aufhorchen, denn das Orchester der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen, der BR-Klassik-Hörerschaft wohlvertraut durch die sonntäglichen Bachkantaten, tritt in der Orangerie mit Suite und Kantate auf, gefolgt vom ebenso prominenten Freiburger Barockorchester, das am 2./3. August in der Gumbertuskirche zu Gast ist.

Mit dabei ist auch der Windsbacher Knabenchor, der im westlichen Mittelfranken sozusagen der „Hauschor“ ist. Nach dem Auftritt des gefeierten Klavierduos YaaraTal & Andreas Groethuysen folgen mehrere „Landpartien“, die allesamt bei einem Konzert mit dem Vokalensemble Sonat Vox in der Ansbacher Stadtkirche enden. „Bach-Sprechstunden“ haben zunächst die Violoncello-Suiten des Meisters, die Michaeliskantaten und „Das Mysterium Orgel“ zum Thema, bevor sie sich ab dem 5. August dem Thema „Bach und seine Familie“ sowie der Frage „Bach im Widerstreit der Konfessionen“ zuwenden.

Sie enden am 8./9. August mit der Betrachtung zweier besonderer Meisterwerke, nämlich der „Passacaglia“ c-moll BWV 582 und der großen Messe in h-moll. Zuvor gilt ein Blick der nie definitiv zu lösenden Frage „Wohltemperiert – Klavier oder Cembalo?“. Weitere Ensembles widmen sich Bachs Kantatenschaffen, so die Angeli Genève am 5. August im Münster Heilsbronn und Solomon’s Knot am Folgetag in der Gumbertuskirche. Vier junge Frauen aus Spanien und Deutschland kümmern sich am 7. August unter dem Namen „Marsyas Baroque“ um die Kammermusik von Bach und Marin Marais.

Ebenfalls rein weiblich besetzt ist die Gruppe Flautando Köln, die am 10. August in der Orangerie „Groove, Sounds and Silence“ verspricht. Jazztime ist am 8. August im Onoldiasaal angesagt, wenn das Frank Dupree Trio „Preludes von Bach bis Duke Ellington“ ankündigt. Unbedingt erwähnt werden müssen die beiden herausragenden Solistinnen Angela Hewitt (Klavier) und Antje Weithaas (Violine), die am 7. und 9. August Solorezitals geben. Angela Hewitt hat dann zuvor bereits die Goldberg-Variationen in der Orangerie interpretiert.

Der Ausklang der diesjährigen Ansbacher Bachwoche gebührt – wie könnte es anders sein – dem überwältigendsten Oratorium, das die Barockzeit zustande gebracht hat, nämlich der Messe h-moll, die vom Tenebrae Choir und dem Kammerorchester Basel unter der Leitung von Nigel Short am 9./10. August in St. Gumbertus aufgeführt wird.

Mehr Informationen zum Programm und Ablauf finden Interessierte unter www.bachwoche.de.

Die Konzerte im Überblick

„Orchesterkonzert 1“
Miriam Feuersinger (Sopran), Orchester der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen, Rudolf Lutz (Musikalische Leitung)
1. August, 19.30 Uhr


„Bach – Bachiana – Bacharach“
Junge Cello-Solisten der Kronberg Academy: Petar Pečić, LiLa, Ivan Skanavi, Clara Yuna Friedensburg, Arne Zeller, Luka Coetzee
2. August, 11 Uhr


„Kantaten 1“
Dorothee Mields (Sopran), Terry Wey (Alt), Patrick Grahl (Tenor), Tobias Berndt (Bass), Péter Barczi, Éva Borhi, Hannah Visser (Violine), Windsbacher Knabenchor, Freiburger Barockorchester, Ludwig Böhme (Musikalische Leitung)
2. August, 19.30 Uhr


„Orchesterkonzert 2“
Mitgliedern des Ensembles „il Gusto Barocco“, Jörg Halubek (Orgel und Musikalische Leitung)
3. August, 11 Uhr


„Klavierduo“
Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen
3. August, 19.30 Uhr


„Kantaten 1 (Wh.)“
Dorothee Mields (Sopran), Terry Wey (Alt), Patrick Grahl (Tenor), Tobias Berndt (Bass), Péter Barczi, Éva Borhi, Hannah Visser (Violine), Windsbacher Knabenchor, Freiburger Barockorchester, Ludwig Böhme (Musikalische Leitung)
3. August, 19.30 Uhr


„Konzert zur Landpartie“
Vokalensemble „Sonat Vox“, Justus Merkel (Musikalische Leitung)
4. August, 14.30 Uhr


„Präludien, Fugen, Fantasien…“ 
Capricornus Consort Basel
4. August, 19.30 Uhr


„Kantaten 2“
Eva Saladin (Violine), Emmanuel Laporte (Oboe), Gli Angeli Genève, Stephan MacLeod (Bariton und musikalische Leitung)
5. August, 11 Uhr


„Kantaten 2 (Wh.)“
Eva Saladin (Violine), Emmanuel Laporte (Oboe), Gli Angeli Genève, Stephan MacLeod (Bariton und musikalische Leitung)
5. August, 15.30 Uhr


„Goldberg“ 
Angela Hewitt (Klavier)
5. August, 19.30 Uhr


„Ansbach singt“ 
Leitung: Ludwig Böhme (Leiter des Windsbacher Knabenchores)
6. August, 11 Uhr


„Ansbach klingt“ 
Bach für jedermann
6. August, 12.05 Uhr


„Kantaten 3“ 
Solomon‘s Knot, Jonathan Sells (Musikalische Leitung)
6. August, 19.30 Uhr


„Wohltemperiert“
Angela Hewitt (Klavier)
7. August, 11 Uhr


„Marsyas Baroque“
Marsyas Baroque: Paula Pinn (Blockflöte), Maria Carrasco Gil (Violine), Konstanze Waidosch (Viola da Gamba), Sara Johnson Huidobro (Orgel und Cembalo), Gäste: Katarszyna Olszewska (Violine), Michael Form (Blockflöten)
7. August, 19.30 Uhr


„Kantaten 3 (Wh.)“
Solomon's Knot, Jonathan Sells (Musikalische Leitung)
7. August, 19.30 Uhr


„Wunschkonzert des Intendanten“
Jörg Halubek (Wiegleb-Orgel)
8. August, 11 Uhr


„Orchesterkonzert 3“
Kammerorchester Basel
8. August, 19.30 Uhr


„Jazztime“
Frank Dupree Trio: Jakob Krupp (Kontrabass), Obi Jenne (Schlagzeug), Frank Dupree (Klavier)
8. August, 22 Uhr


„Violine Solo“
Antje Weithaas (Violine)
9. August, 11 Uhr


„h-Moll-Messe“
Tenebrae Choir, Kammerorchester Basel, Nigel Short (Musikalische Leitung)
9. August, 19.30 Uhr


„Groove, Sounds and Silence“
Flautando Köln: Susanna Borsch, Susanne Hochscheid, Ursula Thelen, Kerstin de Witt (Blockflöten), Torsten Müller (Perkussion)
10. August, 11 Uhr


„Konzert der Bachwochen-Helfer“
Chor der Bachwochen-Helfer, Mitgliedern des Ansbacher Kammerorchesters, KMD Carl-Friedrich Meyer (Musikalische Leitung)
10. August, 15 Uhr


„h-Moll-Messe (Wh.)“
Tenebrae Choir, Kammerorchester Basel, Nigel Short (Musikalische Leitung)
10. August, 18 Uhr

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