Literaturklassiker im Theaterformat
„Stolz und Vorurteil“ bei den Kreuzgangspielen Feuchtwangen
veröffentlicht am 31.05.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Elke Walter
Mit Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“, 1813 erschienen, bringen die Feuchtwanger Kreuzgangspiele ab dem 5. Juni 2025 ein Stück Weltliteratur auf die Bühne. Intendant Johannes Kaetzler hat die Vorlage für die Freilichtbühne dramatisiert und inszeniert seine Bühnenfassung auch gleich selbst. „Man kann“, sagt er, „den Roman einfach nur als historisches Liebesdrama lesen, oder aber das Geschehen im Kontext einer vielschichtigen Gesellschaftsstudie sehen.“ Die Menschen damals erlebten eine große Unsicherheit, dazu technische und gesellschaftliche Umbrüche, die sich tiefgreifend auch auf den Alltag auswirkten. Das bietet durchaus Parallelen zu Vielem, was die Menschen heute auch wahrnehmen. Mit seiner Fassung von Jane Austens tiefgründiger Vorlage möchte Kaetzler der Differenziertheit und politischen Relevanz der Figuren aus heutiger Perspektive gerecht werden, gleichzeitig aber auch Spannung, Humor sowie die Erlebniswelt der Romanfiguren spiegeln.
Fünf Töchter einer vermögenden Familie sollen „gut“ verheiratet werden und auf diesem Weg sicher versorgt sein. Die Heirat schien um 1810 die einzige Möglichkeit für eine Frau zu sein, der ein eigener Beruf untersagt war, um versorgt zu sein. Dem gegenüber stand der Wunsch, gleichzeitig glücklich sein zu dürfen. Realität und Hoffnung standen sich dabei oft hinderlich gegenüber. Gesellschaftliche Strukturen und Erwartungen kamen erschwerend dazu. Können die jungen Frauen sowie ihre Familien die jeweils gewünschten Planungen verwirklichen? Es beginnt ein Spiel um Intrigen und Wirrungen, immer auf der Suche nach einem Weg, die eigenen Vorstellungen von Liebe und Leben zu ermöglichen.
„Das ist einerseits tragisch“, so der Regisseur, „andererseits gibt es auch sehr komische Momente.“ Gleichzeitig spüre man, ergänzt er, das Dilemma, in dem die einzelnen Figuren stecken. So etwa die Mutter, die die Töchter gut und standesgemäß verheiratet sehen möchte, gleichzeitig aber auch den Wunsch hat, dass sie glücklich sein können. Der Roman sei zwar rund 200 Jahre alt, so der Intendant, stelle aber Fragen, die junge Menschen auch heute durchaus noch beschäftigen. Es gehe um eigene Erwartungen, gesellschaftliche oder familiäre Einschränkungen und Sehnsüchte, wie sie auch die Figuren bei Jane Austen erlebten. Der zeitliche Kontext sei zwar ein anderer, aber der Respekt, den die Protagonisten im Roman einfordern, sei auch mit den Sehnsüchten und Lebensentwürfen junger Menschen heute zu vergleichen.
Einzelheiten zur Inszenierung, dem Ensemble sowie dem Spielzeitprogramm gibt es unter www.kreuzgangspiele.de.