Ausstellungen

„Bernhard Heisig und Breslau“

Kunst als Erinnerungsarbeit

veröffentlicht am 27.06.2025 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Bernhard Heisig, Festung Breslau - Die Stadt und ihre Mörder, 1969

Bernhard Heisig, Festung Breslau - Die Stadt und ihre Mörder, 1969, Foto © VG Bild-Kunst Bonn 2024, Foto: Uwe Moosburger, www.altrostudio.de

Zum 100. Geburtstag von Bernhard Heisig widmet das Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg dem bedeutenden Vertreter der Leipziger Schule eine umfassende Retrospektive. Unter dem Titel „Bernhard Heisig und Breslau“ versammelt die Ausstellung Werke aus dem eigenen Bestand sowie zentrale Leihgaben aus nationalen Museen. Im Zentrum stehen großformatige Gemälde aus den 1960er- und 70er-Jahren, in denen Heisig seine Geburtsstadt Breslau und die Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs verarbeitet – ein künstlerisches Abrechnen mit persönlicher Schuld und kollektiver Verantwortung.

Heisig, 1925 in Breslau geboren, meldete sich als Jugendlicher freiwillig zur Wehrmacht. Mit 17 wurde er zur „12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend“ eingezogen und erlebte 1944 die brutale Umwandlung seiner Heimatstadt zur sogenannten „Festung Breslau“. Im Auftrag des NS-Regimes wurde die Stadt systematisch zerstört – durch Sprengungen, Brandstiftung und letztlich durch die Kämpfe mit der Roten Armee. Nach Kriegsende wurde Heisig mit seiner Mutter aus Breslau vertrieben – eine biografische Zäsur, die sein gesamtes künstlerisches Schaffen beeinflusste.

In der DDR entwickelte Heisig eine kraftvolle, oft schmerzhafte Bildsprache, die sich gegen die Vorgaben des sozialistischen Realismus stellte. Seine Werke, geprägt von expressivem Pinselduktus, intensiven Farben und schonungsloser Thematik, sorgten regelmäßig für Kontroversen. Werke wie „Festung Breslau – Die Stadt und ihre Mörder“ (1969) oder „Beharrlichkeit des Vergessens“ (1977) sind eindrückliche Beispiele dieser Auseinandersetzung.

Begleitet wird die Ausstellung durch Interviews mit dem Künstler sowie eine Vortragsreihe mit internationalen Expertinnen und Experten.

Die Ausstellung „Bernhard Heisig und Breslau“ ist noch bis zum 14. September im Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg zu sehen. Weitere Informationen unter www.kunstforum.net.

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