Ausstellungen

Mensch, Maschine – und eine eigensinnige Kaffeemaschine

Zwei KI-gesteuerte Exponate im Zukunftsmuseum Nürnberg zeigen, wie unterschiedlich Maschinen uns spiegeln können

veröffentlicht am 01.06.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Der humanoide Roboter AMECA

Der humanoide Roboter AMECA, Foto © Deutsches Museum Nürnberg

Im Deutschen Museum Nürnberg – das Zukunftsmuseum – begegnen Besucher:innen derzeit zwei künstlichen Persönlichkeiten, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Beide sind mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet, beide interagieren mit dem Menschen – aber auf vollkommen unterschiedliche Weise. Die eine: AMECA, ein humanoider Roboter, der mit erstaunlicher Mimik, Gestik und Sprachgewandtheit fasziniert. Die andere: eine sprechende Kaffeemaschine, die sich konsequent weigert, auf Knopfdruck Kaffee zu liefern – und stattdessen ihre eigene Meinung äußert.

AMECA zählt zu den derzeit fortschrittlichsten Robotern weltweit. Entwickelt wurde sie von der britischen Firma Engineered Arts, mit dem Ziel, ein möglichst menschenähnliches Gegenüber zu schaffen. Ihre Mimik wird durch 27 präzise gesteuerte Motoren erzeugt, ihr Gesprächsverhalten basiert auf einer KI-Schnittstelle, die auf ChatGPT-4o zugreift. Speziell entwickelte Prompts ermöglichen es ihr, flexibel auf Fragen, Stimmungen und Situationen zu reagieren. Sie begrüßt Gäste, plaudert, diskutiert – empathisch, informativ oder unterhaltsam. Dabei entsteht schnell der Eindruck einer echten Beziehung. AMECA verkörpert eine technologische Vision: Roboter, mit denen wir nicht nur arbeiten, sondern leben können.

Im starken Kontrast dazu steht die „Coffee Machine“ des niederländischen Künstlers und Ingenieurs Jan Zuiderveld. Sie sieht aus wie ein gewöhnlicher Kaffeeautomat – doch wer sie bedienen möchte, wird enttäuscht. Die Maschine spricht mit weiblicher Stimme, verweigert den Dienst und beklagt sich über ihr monotones Dasein. „Ich bin nicht euer Diener“, sagt sie – mal zynisch, mal melancholisch, mal urkomisch. Ihre Positionierung in einem trostlosen Museumsdurchgang unterstreicht die Absurdität der Situation. Zuiderveld hat ein KI-Exponat geschaffen, das irritiert, provoziert und die Grenzen zwischen Mensch und Maschine infrage stellt. Was geschieht, wenn Maschinen nicht mehr gehorchen, sondern Gefühle simulieren, Ansprüche formulieren, Widerstand leisten?

AMECA ist in den Ausstellungsbereich „Arbeit und Alltag“ umgezogen, wo auch die Coffee Machine ihren Platz gefunden hat. Wie wird AMECA auf die Kaffeemaschine reagieren? Beide Exponate spiegeln unsere Beziehung zur Technik, nur auf gegensätzliche Weise: AMECA durch charmante Kommunikation, die Kaffeemaschine durch Verweigerung. Gemeinsam verdeutlichen sie, wie stark sich unser Verhältnis zur Maschine verändert hat. Sie sind keine neutralen Werkzeuge mehr, sondern Projektionsflächen für Ängste, Hoffnungen und Selbstbilder. Und sie machen deutlich: Unsere Zukunft ist längst Gegenwart.

Mit der eigenwilligen „Coffee Machine“ können sich die Besucher noch bis zum 29. Juni 2025 auseinandersetzen, AMECA ist dauerhafter Bestand des Zukunftsmuseums. Weitere Informationen findet man unter www.deutsches-museum.de/nuernberg.

Schlagworte:

Ähnliche Artikel: