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Charles Lewinsky: Täuschend echt

„Die perfekte Lüge – wie Charles Lewinsky mit KI Literatur neu denkt“

veröffentlicht am 24.07.2025 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Buchcover Charles Lewinsky: Täuschend echt

Buchcover Charles Lewinsky: Täuschend echt, Foto © Diogenes Verlag

Mit seinem neuen Roman „Täuschend echt“ wagt sich Charles Lewinsky in ein ebenso aktuelles wie kontroverses Terrain: den Einfluss künstlicher Intelligenz auf künstlerisches Schaffen. Der Schweizer Erfolgsautor erzählt die Geschichte eines abgehalfterten Werbetexters, der mithilfe einer KI einen Roman verfasst – und damit, ironischerweise, einen literarischen Durchbruch feiert. Die Geschichte wird zu einem ebenso unterhaltsamen wie klugen Spiel mit Wahrheit und Täuschung, Original und Fälschung.

Lewinsky, bekannt für seine vielschichtigen Charaktere und geschliffenen Dialoge, bleibt auch hier seinem Stil treu. Sein Protagonist, ein Zyniker mit geplatzten Träumen, dient als perfekte Projektionsfläche für die Fragen, die der Roman aufwirft: Wem gehört eine Geschichte? Macht Authentizität Literatur besser? Und was bleibt vom Autor, wenn der Text von einer Maschine generiert wurde?

„Täuschend echt“ ist dabei weit mehr als ein technologiekritisches Gedankenexperiment. Lewinsky geht es nicht um kulturpessimistisches Raunen, sondern um eine literarische Auseinandersetzung mit den Bedingungen des Erzählens im 21. Jahrhundert. Pointiert und mit feinem Gespür für Ironie verwebt er die klassischen Motive des Künstlerromans mit den Herausforderungen digitaler Zeiten. Dass ausgerechnet eine KI einem Menschen zu seiner wahren Stimme verhilft, ist dabei eine der vielen eleganten Volten, die dieser Roman schlägt.

Lewinsky gelingt mit „Täuschend echt“ ein kunstvoller Balanceakt zwischen Satire, Gesellschaftskritik und existenzieller Tiefe. Das Ergebnis ist ein Roman, der unterhält und gleichzeitig anregt – ein literarisches Spiel mit Identitäten, das aktueller kaum sein könnte.

Charles Lewinsky: Täuschend echt, Diogenes Verlag AG, Zürich, 2024, Hardcover, 352 Seiten, 26 Euro. ISBN: 978-3-257-07306-5

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