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Chinas Gold und Gothas Schätze – eine einzigartige Begegnung

Eine Kabinettausstellung im Herzoglichen Museum Gotha zeigt Goldschmiedearbeiten der Ming-Dynastie

veröffentlicht am 16.06.2025 | Lesezeit: ca. 4 Min.

Phönixförmige Haarnadel, Goldfiligran mit Edelsteinen

Phönixförmige Haarnadel, Goldfiligran mit Edelsteinen, Foto © Peter Viem Kwok’s Dong Bo Zhai Collection / Xi’an Qujiang Museum of Fine Arts

Ernestinischer Willkomm trifft auf goldene Drachen und edelsteinbesetzte Phönixe: Eine Kabinettausstellung im Herzoglichen Museum Gotha zeigt erstmals in Deutschland Goldschmiedearbeiten der Ming-Dynastie aus der Sammlung „Dong Bo Zhai“ von Peter Viem Kwok im chinesischen Xi'an Qujiang Museum of Fine Arts.

Chinesische Kostbarkeiten wie Armbänder, Ohrgehänge, Ringe, Haarnadeln, aus Golddrähten geflochtene Körbe oder mit Edelsteinen besetzte Gefäße begegnen im Jahr des 1250. Gothaer Stadtjubiläums Abendmahlsgeräten aus den Kirchen der Stadt sowie Münzen und Medaillen. Einen weiteren Höhepunkt bildet der ernestinische Willkomm, das Glanzstück der einstigen Gothaer Kunstkammer.

Das Interesse der Gothaer an der Welt war schon immer groß. Bald nach Gründung des Herzogtums wurden Objekte aus dem fernöstlichen China in der Kunstkammer auf Schloss Friedenstein gesammelt, bewundert und bestaunt. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts besaß Gotha mit dem renommierten „Chinesischen Cabinet“ Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822) eine der größten Kollektionen Europas. Ein mehr als 2200 Positionen umfassendes Verzeichnis, das u.a. Porzellan, Bücher, Möbel und Textilien aufführt, zeugt von dem breitgefächerten Interesse des kunstsinnigen Regenten.

Die Vasen und Goldschmiedearbeiten aus dem Xi'an Qujiang Fine Arts Museum in China zeugen von der Pracht und außergewöhnlichen Raffinesse der Goldkunst während der Herrschaft der Ming-Kaiser. Die meisten dieser Objekte stammen aus dem 16. Jahrhundert – einer Zeit bedeutender wirtschaftlicher Veränderungen, die den Beginn des modernen China einläutete.

Ming, wörtlich übersetzt „leuchtend“, ist der Name der Dynastie, die die mongolische Herrschaft in China stürzte und das konfuzianische Recht wiederherstellte. Berühmt für ihre Bauwerke (wie die Verbotene Stadt und die Chinesische Mauer) sowie ihre Kunst (Porzellan, Möbel, Malerei und Literatur), markiert die Herrschaft der Ming-Kaiser (1368–1644) auch eine beispiellose Entwicklung des internationalen Handels.

Gold war als seltenes Material seit der Antike hoch begehrt und wurde im Südwesten Chinas bereits im Mittelalter abgebaut. Ähnlich wie Seide und Jade galt es als Symbol für Reichtum und hohen sozialen Status. Während Gold theoretisch ausschließlich dem Kaiser und der kaiserlichen Familie vorbehalten war, wurde es während der Ming-Dynastie auch bei der wohlhabenden Elite populär.

Auch im fernen Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg florierte zur gleichen Zeit die Goldschmiedekunst: Insgesamt lassen sich im Barock in Gotha 22 Gold- und Silberschmieden nachweisen. Besonders förderte Herzog Ernst der Fromme (1640 – 1675) einheimische Künstler. Die Goldschmiede Wendel Elias Freund (gest. 1655) und sein Sohn Johann Christian (1644-1722) waren die bedeutendsten.

Im 17. und 18. Jahrhunderts wetteiferten die Fürsten Europas im Sammeln kunstfertig gestalteter Medaillen, prachtvoller Goldprägungen und kostbarer Gnadenpfennige als hochkarätige Repräsentationsstücke. Auch der Gothaer Hof glänzte mit Kostbarkeiten dieser Art, besonders nach Ankauf der berühmten, mehr als 18.000 numismatische Objekte umfassenden Arnstädter Sammlung 1712. Damit stieg unter Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676–1732) das Gothaer Münzkabinett zu europäischem Rang auf.

Als eines der ältesten erhaltenen Werke des Silberschatzes ist der herzogliche Willkomm ein überragendes Werk der europäischen Goldschmiedezunft. Es handelt sich um ein sehr frühes Werk des bedeutendsten Goldschmieds des Heiligen Römischen Reichs, Wenzel Jamnitzer.

Der Dialog zwischen Europa und Asien ermöglicht den Vergleich der Kulturen, zeigt Unterschiede auf, macht gleichzeitig aber auch Gemeinsamkeiten deutlich, die sich über Grenzen hinweg in den Kulturen finden. So entsteht ein Dialog zwischen Okzident und Orient, wie er für die Gothaer Sammlungen seit ihrer Gründung prägend ist.

„Chinas Gold und Gothas Schätze – eine einzigartige Begegnung“ ist vom 21. Juni 2025 bis 11. Januar 2026 im Ausstellungkabinett des Herzoglichen Museum Gotha zu sehen. (Eintritt: 8 EUR, 4 EUR ermäßigt)

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