Unterwegs

Formen finden, Geschichte gestalten

Zwei bildhauerische Positionen zum Bauernkrieg im Dialog

veröffentlicht am 21.07.2025 | Lesezeit: ca. 4 Min.

Einblick in die einer Werkstätte nachempfundene Ausstellungspräsentation

Einblick in die einer Werkstätte nachempfundene Ausstellungspräsentation, Foto © Städtische Galerie Böblingen

Anlässlich des 500. Gedenkjahres des Bauernkriegs richtet die aktuelle Ausstellung in den Galerieräumen des Zweispartenmuseums Zehntscheuer das Augenmerk auf zwei bekannte Gegenwartskünstler, die sich auf sehr unterschiedliche Weise mit Geschichte, kollektivem Gedächtnis und gesellschaftlichen Umbrüchen auseinandersetzen:

Lutz Ackermann (*1941) und ­Peter Lenk (*1947). Beide Bildhauer nähern sich dem Thema aus ihrer individuellen Perspektive und künstlerischen Haltung heraus an – und werfen dabei ganz eigene Schlaglichter auf historische Erzählungen, bildkünstlerische Verarbeitungsformen und deren heutige Relevanz.

Lutz Ackermann: Vom ­vorgefundenen Schrott zum skulpturalen ­Formprozess

Der in Gäufelden-Nebringen lebende und arbeitende Lutz Ackermann arbeitet mit Fundstücken, Metallresten, Industrieobjekten – Materialien, in denen sich Spuren von Vergangenheit, Arbeit und Abnutzung eingeschrieben haben. Aus Weggeworfenem und scheinbar Wertlosem formt er plastische Gebilde, die Erinnerungen aufrufen, Brüche andeuten, Widerstand greifbar machen. Er ist im Kreis Böblingen mit zahlreichen Arbeiten im öffentlichen Raum vertreten. Seine im Jahr 2000 am östlichen Ortseingang platzierten „Bauernkriegs-Sichel-Stelen“ sind zugleich Mahnmal und Monument mit hoher symbolischer Strahlkraft. Auch seine neueren Arbeiten zum Thema „Bauernkrieg“ greifen das Spannungsfeld von Aufbegehren, Gewaltausübung und gesellschaftlichem Wandel auf. Der künstlerische Formprozess selbst wird dabei zur Metapher für historische Metamorphosen. Für die Ausstellung ist eine brandaktuelle Installation im prozessualen Entstehen begriffen.

Peter Lenk: Gesichter des ­Bauernkriegs – Von den Vorzeichnungen bis zur ­Vollendung

Mit Peter Lenk ist eine der markantesten Stimmen politischer Skulptur im deutschsprachigen Raum in der Doppelausstellung vertreten. Für Böblingen hat er nun mit dem großformatigen Denkmal „Gesichter des Bauernkriegs“ ein kraftvolles Zeichen der Erinnerung im öffentlichen Raum geschaffen. Zur feierlichen Einweihung im Mai 2025 hat Lenk fünf erzählstarke Relieffelder entwickelt, die – angeordnet an einer fünfeckigen Säule und bekrönt von einer Statue – historisch gesicherte Szenen vom Nonnenwiderstand bis zur Entscheidungsschlacht zwischen Goldberg und Galgenberg zeigen. Eine Auswahl an dazugehörigen, noch erhaltenen Skizzen, Modellen und Negativformen gewährt seltene Einblicke in den aufwendigen Entstehungsprozess des Denkmals und offenbaren Lenks unverkennbare Handschrift, geschichtliche Ereignisse mit bissigem Bildwitz, barocker Bildsprache und bildhauerischer Brillanz in eine bildgewaltige Großplastik zu übersetzen.

Die Ausstellung macht sichtbar: Plastiken und Skulpturen sind mehr als bloße Formästhetik. Sie sind gesellschaftspolitischer Kommentar, künstlerische Reflexion und aktive Erinnerungskultur.

Infos & Termine:

ART, AUFSTAND & APERITIF –
Kostenloser Kurzrundgang mit Kaltgetränk
Jeden Donnerstag, außer an Feiertagen, um 18.00 bis 18.30 Uhr

Kunstspaziergänge an den Sonntagen:
22. Juni, 20. Juli, 24. August, 5. Oktober, jeweils 15.00 Uhr
Treffpunkt Museumsfoyer mit anschließendem Außentermin beim „Lenkmal“

12. April 2025 bis 11. Januar 2026
Mi bis Fr 15.00 bis 18.00 Uhr
Sa 11.00 bis 18.00 Uhr
So & Feiertag 11.00 bis 17.00 Uhr

Städtische Galerie Böblingen im Zweispartenmuseum Zehntscheuer
Pfarrgasse 2
71032 Böblingen

Telefon 07031 6691705
www.staedtischegalerie.boeblingen.de

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