Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Pressemitteilung.

Hintergrund

Sparmaßnahmen werden spürbar

Die Mitarbeitenden des Erlanger E-Werks müssen „Nullrunde“ hinnehmen

veröffentlicht am 29.05.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Die Sparmaßnahmen beim Erlanger E-Werk machen sich bei den Mitarbeitenden bemerkbar

Die Sparmaßnahmen beim Erlanger E-Werk machen sich bei den Mitarbeitenden bemerkbar, Foto © Markus Graessel

Das aktuelle Jahr ist noch nicht mal zur Hälfte vorbei, da zeigen sich die ersten einschneidenden Auswirkungen für das Kulturzentrum E-Werk in Erlangen. Nicht unbedingt für die Besucher:innen, denn aufgrund langer Vorläufe wird das angebotene Programm erst 2026 spürbar eingedampft. Bis jetzt zahlen erstmal die Mitarbeitenden ihren Preis. Eine positive Meldung vorneweg: durch Aktionen wie die Fliesenpatenschaften, konnten bis Mitte Mai rund 42.000 € gesammelt werden, die zu 100 % in die Rettung soziokultureller Projekte fließen. Gleichzeitig zeigt dies deutlich einen Missstand auf, der die Finanzierung von soziokulturellen Angeboten betrifft.

Jan Dinger, Geschäftsführer des E-Werks dazu: „Die missliche Lage unseres Kulturzentrums ist eigentlich ein Hinweis auf ein Thema, das dringend zur Sprache gebracht werden muss und mehr Öffentlichkeit braucht: Warum gibt es in Bayern keine Landesförderung für Soziokultur? Warum werden die Kommunen damit allein gelassen? Schließlich sollte es im Interesse aller sein, dass kulturelle Teilhabe für alle möglich ist. Kultur ist der Kitt unserer Gesellschaft.“ Gemeinsam mit dem Team wurden in den vergangenen Wochen zahlreiche Maßnahmen erdacht, die es dem Kulturzentrum momentan erlauben, den Betrieb aufrechtzuerhalten, um diese Rolle zu erfüllen. Denn gerade im E-Werk arbeiten viele Mitarbeitende aus Überzeugung.

Mitarbeitende müssen finanziell zurückstecken

Das Kulturzentrum ist keine städtische Einrichtung, erfüllt aber viele Aufgaben, die – gäbe es das E-Werk nicht – die Stadt erfüllen müsste. Deshalb wurde vor 10 Jahren gemeinsam mit dem Stadtrat das Ziel gesetzt, bis 2026 die Gehälter der Mitarbeitenden schrittweise von damals 82 % TVöD-Niveau auf 100%-TVöD-Niveau anzuheben. Schließlich sollten gleiche Leistungen mit gleichen Gehältern abgegolten werden. Man befand sich auf einem guten Weg und hatte 2022 ein Niveau von 90 % erreicht. Bereits vergangenes Jahr, noch vor der Finanzkrise der Stadt, steckten die Mitarbeiter:innen des E-Werks zurück: die damalige hohe prozentuale Erhöhung der Tariflöhne im öffentlichen Dienst konnte nur mit einer Verspätung von mehreren Monaten mitgegangen werden. 2025 wird es nun eine komplette Nullrunde für die Angestellten des Kulturzentrums geben - die Mehrkosten der aktuellen, zwischen den Tarifparteien verhandelten, Gehaltserhöhung von 3 % sind nicht stemmbar. „Auch wenn das schon länger klar war, es war nicht leicht, den Mitarbeitenden dies Ende April final mitzuteilen“, so Jan Dinger. „Eben weil die Gehälter schon auf einem niedrigeren Niveau sind, wäre es wichtig gewesen, sie zumindest auf 90 % der Tariflöhne halten zu können. Jetzt fallen wir erstmals seit rund 10 Jahren wieder zurück, konkret auf 87 %. Aber es war nicht anders möglich – die Alternative wäre die Streichung von Festangestellten gewesen. Das wollen wir vermeiden, denn unsere Personaldecke ist eh schon sehr dünn. Derzeit werden frei werdende Stellen nicht mehr 1:1 nachbesetzt. Irgendwann kann der Betrieb dann nicht mehr aufrechterhalten werden.“

Ehrenamtliches Engagement rückt in den Fokus

Eines der ältesten soziokulturellen Angebote des Kulturzentrums ist das E-Werk Kino, welches auch stark von den Sparmaßnahmen betroffen ist. Schon länger ist das Programm-Kino defizitär. Um es weiterhin in einem angemessenen Umfang betreiben zu können und gleichzeitig Kosten zu reduzieren, wird auf den Einsatz von Filmbegeisterten gesetzt. Konkret werden Personen gesucht, die die Aufgabe der Filmvorführer:innen ehrenamtlich übernehmen. Jule Schmulder, die im Kulturzentrum für die Koordination der Ehrenamtlichen zuständig ist, zeigt sich positiv: „Dadurch, dass das Kino eine echte Institution in Erlangen ist und es viele Cineast:innen gibt, die Filme abseits des Mainstreams schätzen, ist die ehrenamtliche Kino-Gruppe sehr aktiv und bringt sich mit vollem Einsatz ein. Und wir freuen uns natürlich über jede:n, der neu dazu kommt – über das Ehrenamt entstehen ja oft langjährige Freundschaften. Man tut etwas Gutes und hat gleichzeitig Vorteile.“

Was ist uns Soziokultur wert?

Aber allein durch Zurückstecken der Mitarbeitenden, den Einsatz von Ehrenamtlichen und auch Maßnahmen wie besondere Soli-Preise bei soziokulturellen Veranstaltungen können die Löcher, die sich langfristig am Horizont abzeichnen, nicht gestopft werden. Es braucht eine verlässliche Finanzierung, und zwar langfristig. Je mehr Säulen diese Finanzierung stützen, desto stabiler ist sie. Gerade die aktuelle Situation zeigt, wie sehr es vonnöten wäre, dass die Landesregierung einen Teil leistet. Denn in 14 anderen Bundesländern ist das üblich. Nur Bayern und Berlin bilden eine Ausnahme. Es bleibt zu hoffen, dass die Krise für ein Umdenken sorgt. Denn kulturelle Teilhabe ist ein wichtiger Bestandteil von Bildung und wo es ohne ausreichende Bildung hingeht, das zeigt sich nicht nur jenseits des Atlantiks. Es braucht Ermöglichungsräume, die Menschen den Raum dafür geben. Das Team des E-Werks schafft dies mit viel Engagement und Herzblut. Jetzt ist es an der Politik, dies zu unterstützen. Dringend.

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