Entführungen, Frauenschicksale und die Geister von Versailles
Die Theater der Region haben sich für die neue Saison originelle Titel für die Bereiche Oper, Operette und Musical ausgedacht
veröffentlicht am 20.08.2025 | Lesezeit: ca. 10 Min. | von Martin Köhl

Im Theater Regensburg steht Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ auf dem Programm, Foto © Marie Liebig
Das Theater Altenburg Gera lädt zu einer Gala als Spielzeiteröffnung ein: am 7. September in Altenburg, am 12. in Gera. Bereits zuvor, nämlich am 22. August, bietet das Theater eine musikdramatische Wanderung mit dem Titel „Der Weg des Orpheus“ an. Es ist eine Reise durch die Musikgeschichte vom Frühbarock bis zur Gegenwart. An Neuinszenierungen stehen an: „Lucia di Lammermoor“ von Gaetano Donizetti (ab 24. Oktober), das Musical „Frankenstein“ von Mark Baron (ab 13. Februar) und die lyrische Komödie „Arabella“ von Richard Strauss (ab 12. Juni). Auch die „Riemannoper“ (ab 27. September) und das musikalische Spiel „Meine Schwester und ich“ (ab 16. November) gehören in weiterem Sinne in die Sparte Musiktheater.
Das Stadttheater Amberg eröffnet seine Beiträge zur Sparte Musiktheater am 17. Oktober mit einem Gastspiel der Kammeroper München, die Mozarts „Entführung aus dem Serail“ in einer gekürzten und klanglich verschlankten Fassung präsentieren wird. Die Regie führt Maximilian Berling, es dirigiert Henri Bonamy.
Der Saisonauftakt am Landestheater Coburg ist am 20. September einer heiteren Verwechslungskomödie voller Irrungen und Wirrungen gewidmet, nämlich der „Nacht in Venedig“ von Johann Strauß in der musikalischen Bearbeitung von Erich W. Korngold. Joan Anton Rechi inszeniert. Es folgt ab 1. November „La Bohème“ von Puccini (wir berichten über diese Premiere noch genauer), für die Emily Hehl Regie führt. Bereits eine Woche später heißt es in der Reithalle „Heute Abend: Lola Blau“, wenn Kora Pavelić in Georg Kreislers Mono-Musical die Rolle einer jüdischen Sängerin spielt, die nach Kriegsende desillusioniert nach Wien zurückkehrt. Im Neuen Jahr warten ab Januar „My Fair Lady“, ab März Donizettis „Liebestrank“ und im Mai die „Salome“ von Richard Strauss auf das Publikum des Globe.
Das Landestheater Eisenach konzentriert sich in der neuen Spielzeit auf zwei Premieren: Giacomo Puccinis „La Bohème“ in der Inszenierung von Markus Lüpertz ab 8. November und Emmerich Kálmáns „Csárdásfürstin“ in der Deutung von Dominik Wilgenbus ab 5. März 2026. Beide Werke werden von Kens Lui geleitet.
Das Theater Erfurt ist ab Herbst „Unterwegs“, so das Motto der Spielzeit, und das ist keine Wunder, denn die imaginäre Reise führt zu berühmten Opernschauplätzen. Das beginnt in Buenos Aires (Tango-Oper), führt über Sevilla (Don Giovanni) und ein Grand Hotel in Südfrankreich bis in die USA, bevor es nach Southampton zur „Titanic“ geht und schließlich auf den Spuren von „In 80 Tagen um die Welt“ auch noch Ägypten, Indien und China berührt. Saisonauftakt ist am 27. September mit Astor Piazzollas „María de Buenos Aires“, einer „Operita“ in zwei Teilen, die von Stephanie Kuhlmann inszeniert und in spanischer Sprache aufgeführt wird. Stefano Cascioli hat die musikalische Leitung.
Beim Stadttheater Fürth gastiert die große Tragödin der Oper, „La Traviata“, am 17. Dezember in einer Aufführung des Landestheaters Detmold. Musiktheater um das Leben J.S. Bachs von Thomas Sutter wird am 25. Januar angeboten. Am 28. Februar folgt die Oper aller Opern, Mozarts „Don Giovanni“, in der Interpretation des Meininger Staatstheaters. „Rock me, Hamlet“, das Rockmusical, wird am 26. März von der Opernwerkstatt am Rhein präsentiert. Einen Tag später heißt es „Frauke packt aus“ und es geht in die nächste Runde mit „Azurro tre“, einem Italopop-Musical von Stefan Tilch & Dolci Signori.
Weitere Musicals kommen mit „Anatevka“ im Mai und „Shockheaded Peter“ (Ende Mai) nach Fürth. Emmerich Kálmáns Operette „Die Herzogin von Chicago“ wird Ende Juni in einer Version des Landestheaters Detmold geboten. Als konzertante Opernaufführung bleibt das Dramma per musica „Paride ed Elena“ von Christoph Willibald Gluck zu erwähnen, das im Mai als Beitrag zu den Internationalen Gluck Festspielen 2026 im Großen Haus angeboten wird. Die Akademie für Alte Musik steht unter der Leitung von Michael Hofstetter.
Das Theater Hof steigt mit einem Opernklassiker in die neue Saison ein: Peter Ilijtsch Tschaikowskys „Eugen Onegin“ wird am 20. September Premiere haben, und Theaterintendant Lothar Krause wird selbst inszenieren. Die beiden nächsten Neuproduktionen sind dem leichtergewichtigen Genre gewidmet. Zunächst kommt ab 25. Oktober das ebenso kultige wie komische Musical-Oratorium „Monty Python's not the Messiah“ nach dem Film „Das Leben des Brian“ auf die Bühne. Danach folgt die schillernde Operette „La Bajadère“ von Emmerich Kálmán, die in meisterhafter Weise ungarische Volksweisen mit dem Wiener Walzer vereint. Premiere ist am 19. Dezember. Im Neuen Jahr wartet ab 30. Januar die dramatische Kantate „Die Geisterbraut“ von Antonín Dvořák auf Neugierige, die sich für eine live illustrierte konzertante Aufführung begeistern können. Ab 2. Mai ist eine Seltenheit auf der Hofer Bühne zu sehen: Riccardo Zandonais veristische Oper „Romeo und Julia“. Zwei Frauenschicksale behandelt der Opern-Doppelabend mit „Marylin Forever / Twice through the Heart“, der ab 16. Juni im Großen Haus zu sehen ist, pünktlich übrigens zum 100. Geburtstag von Marilyn Monroe.
Am Staatstheater Meiningen sind sechs gewichtige Musiktheaterpremieren angesagt und mit der „Riemannoper“ noch ein humorvolles Extra. Richard Wagners „Rheingold“, Giuseppe Verdis „Otello“, Carl Maria von Webers „Freischütz“ und Paul Hindemiths „Cardillac“ sind Erfolgsgaranten aus dem großen Repertoire. Aber wer kennt schon Domenico Sarros „Didone abbandonata“, mit dem am 19. September die Opernsaison eröffnet wird, übrigens mit Altmeister Dietrich W. Hilsdorf als Regisseur und Bühnenbildner. Als Operette wird „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán vorgestellt.
Das Staatstheater Nürnberg besinnt sich in der kommenden Saison auf die Klassiker. Beginn ist mit einer neuen „La Traviata“ von Giuseppe Verdi ab 4. Oktober, inszeniert von Ilaria Lanzino. Im Januar ist Giacomo Puccinis „Turandot“ an der Reihe, die Regie führt Kateryna Skolova. Auch Mozarts „La Finta Giardinera“ gehört zum Repertoire, obschon etwas seltener gespielt. Sie wird von Brigitte Fassbaender inszeniert und hat am 21. März Premiere. Mit dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber kommt im April eine Koproduktion auf die Bühne. Jossi Wieler und Sergio Morabito sind die klingenden Regienamen des Partners, der Opéra national du Rhin in Straßburg. Auch Alban Bergs „Lulu“ ist längst ein Klassiker, freilich ein moderner. Inszeniert von Hausherr Jens-Daniel Herzog, kommt die Oper ab 17. Mai auf die Bühne.
Eine Oper für Jugendliche hat sich das Staatstheater für Anfang Juni ausgedacht. Sie trägt den Titel „Ein Fall für Figaro“ und beruht natürlich auf Gioachino Rossini berühmtem Werk, das für diesen Zweck allerdings etwas komprimiert wird. Eine Besonderheit im Programm stellt die Oper mit dem Titel „Innocence“ dar, die bereits am 2. November Premiere hat und ebenfalls von Jens-Daniel Herzog inszeniert wird. Das letzte Werk der finnischen Komponistin Kaija Saariaho stellt die Frage nach Schuld und Verantwortung für ein Verbrechen in unserer Gegenwart. Wer sich für das leichtere Genre interessiert, muss bei den Wiederaufnahmen suchen – und wird bei „La cage aux folles“ sowie bei der „West Side Story“ fündig.
Das Theater Regensburg bietet als Einstieg ins Musiktheater eine Oper von John Corigliano an: „The Ghosts of Versailles“. Premiere ist am 27. September, eine öffentliche Probe zwölf Tage zuvor. Das Stück „Merrily we roll along“, ein Musical von Stephen Sondheim, folgt eine Woche später. Nach einer Gala aus dem Opern-, Operetten- und Musicalbereich am 17. Oktober (Wiederholung am 14. Dezember) steht Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ am 10., 20. und 27. Dezember auf dem Programm. Für die Weihnachtstage heben sich die Regensburger das Musical „Charlie und die Schokoladenfabrik“ von Marc Shaiman auf.
Das Theater der Stadt Schweinfurt präsentiert am 17./18. Dezember zweimal das Musical „Das kunstseidene Mädchen“. Es geht darum, im Berliner Sumpf – und Glanz! – der 30er Jahre sein Glück zu finden. Das niedersächsische Theater Hildesheim hat diese Version der von Irmgard Keun erzählten Geschichte produziert. Die „Blues Brothers“ (ein Roadtrip-Musical) in der Version des Harztheaters gastieren am 10./11. Februar im Theater im Gemeindehaus. Am 21. Februar ist am Broadway „die Hölle los“. Die Kammeroper Köln serviert die Musical-Comedy-Revue in Mainfranken.
Am Deutschen Nationaltheater Weimar beginnt die Opernsaison am 19. September mit dem ältesten vollständig erhaltenen Werk des Musiktheaters, nämlich der „Euridice“ von Jacopo Peri. William Shaw (musikalische Leitung) und Jochen Biganzoli (Inszenierung) bringen die antike Orpheus-Erzählung in Kooperation mit der Weimarer Hochschule für Musik auf die Bühne. Mit „Kiss me Kate“ folgt ab 7. November Cole Porters Musical-Welterfolg, inszeniert von André Kaczmarczyk und musikalisch geleitet von Johannes Bettac. Die weiteren Titel: „Werther“ von Jules Massenet (ab 14. November), Rossinis „Barbier von Sevilla“ (ab 24. Januar), „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold (ab 21. März) und „Faust et Hélène“, eine Kantate von Lili Boulanger, die von Valentin Schwarz inszeniert und von Daniel Carter, dem neuen Musikdirektor, musikalisch geleitet wird (ab 15. Mai). Auf das neue Theaterfestival „Äquinoktium“ weisen wir hier schon hin: Jeweils zu den Tag- und Nachtgleichen (also 20. September und 21. März) gibt es ein festliches Theatererlebnis durch alle Sparten und über ein langes Wochenende hin.
Am Mainfranken Theater Würzburg beginnt die Opernsaison am 27. September mit einer Neuinszenierung von Giuseppe Verdis „La Traviata“, für die Olivier Tambosi Regie führt und Mark Rohde, der neue GMD ab der Spielzeit 2025/26, die musikalische Leitung übernimmt. Die weiteren Premieren gelten Beethovens „Fidelio“ (ab 7. März), einem Doppelabend mit Ruggero Leoncavallos „Pagliacci“ und Winfried Zilligs „Rosse“ (ab 17. Mai) sowie der Kinderoper „Adina und Nemorino“, die sich frei an Gaetanos „Liebestrank“ anlehnt. Wieder aufgenommen werden die „Carmen“ von Georges Bizet (ab 5. Oktober) und der Musical-Klassiker „Anatevka“ (ab 28. November). Für die Silvesterpremiere ist die Wahl auf Ralph Benatzkys „Im weißen Rössl“ gefallen, also das fast 100 Jahre alte Singspiel, das seit seiner Berliner Uraufführung die Operettenwelt eroberte. Tristan Braun führt die Regie.