Hintergrund

„Auf schwerelosen Schwingen"

Das ensemble KONTRASTE startet unter neuer Leitung in die Spielzeit 2025/26

veröffentlicht am 10.09.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Elke Walter

Das neue Leitungsteam des ensemble KONTRASTE, v.l.n.r.: Philipp Heiß, Jeany Park-Blumenroth, Luise Heiß & Hendrik Blumenroth

Das neue Leitungsteam des ensemble KONTRASTE, v.l.n.r.: Philipp Heiß, Jeany Park-Blumenroth, Luise Heiß & Hendrik Blumenroth, Foto © Karolina Kownacka

Ein neues Leitungsteam wird das in der Nürnberger Tafelhalle beheimatete, aber auch über die Grenzen der Stadt hinaus beliebte ensemble KONTRASTE ab der kommenden Spielzeit künstlerisch begleiten. Nach rund 30 Jahren verabschieden sich Anke Trautmann, Eckhard Kierski, Stefan Danhof und Helmut Bott. Alle vier waren auch Gründungsmitglieder und machen den Weg frei für das neue Leitungsteam: Luise Heiß (Gesang), Philipp Heiß (Klavier), Jeany Park-Blumenroth (Violine) und Hendrik Blumenroth (Violoncello). Sie werden ab der Spielzeit 2025/26 für die künstlerische Entwicklung des Ensembles verantwortlich sein. In Vertretung des Viererteams haben wir Luise Heiß getroffen, um mit ihr über die neue Aufgabe zu sprechen.


Das sind große Fußstapfen, in die Sie und Ihre Kolleg:innen da treten. Was löst das bei Ihnen aus?

Erst einmal große Freude, mit diesem wunderbaren Ensemble arbeiten und unsere Ideen einbringen zu dürfen. Das ist eine große Chance, parallel bedeutet das aber auch eine große Herausforderung und ist gleichzeitig Verantwortung.

Wie kam der Kontakt überhaupt zustande? Eher kurzfristig?

Nein, das bisherige Team hatte schon vor etwa fünf Jahren angekündigt, aufzuhören. So bestand ausreichend Zeit, die Nachfolge zu regeln. Wir kannten das Ensemble ja schon, haben in den vergangenen Jahren immer wieder ausgeholfen. Als dann die direkte Anfrage kam, ob wir uns vorstellen könnten, die Leitung zu übernehmen, folgte erstmal ein sorgfältiger Prozess auf beiden Seiten. Wir vier haben uns dann vor gut eineinhalb Jahren zusammengefunden und zum Glück schnell festgestellt, dass es sehr gut passt. Wir haben uns oft getroffen, ausgetauscht und geplant. Vor einem Jahr haben wir dann alles fest gemacht.

Reicht ein Jahr überhaupt, um da jetzt voll einzusteigen?

Philipp ist schon seit drei Jahren im organisatorischen Bereich dabei, wir zu viert sind es jetzt seit einem Jahr. Eine intensive Zeit, aber wir übernehmen ja mit dem ensemble KONTRASTE, das sich zwischen Kammermusik und zeitgenössischen Formaten bewegt, ein bestens aufgestelltes und etabliertes Ensemble. Sie haben starke Formate entwickelt, sich über die drei Jahrzehnte ein treues Publikum erarbeitet.

Konnten Sie das Publikum schon kennenlernen?

Tatsächlich war das einer meiner ersten Kontakte, als ich am ABO-Tisch ausgeholfen hatte, wo immer ein sehr direkter Kontakt zu den Abonnent:innen entsteht. Bei der letzten Veranstaltung der aktuellen Spielzeit, dem ABO-Frühstück, konnten wir uns als neues Leitungsteam vorstellen, inhaltlich wie musikalisch, und wurden gut aufgenommen. Die Menschen sind neugierig, mutig und interessiert, sind mit dem Ensemble, das seine Projekte ebenso kreativ und unkonventionell plant und umsetzt, mitgegangen.

Stellt das nun eine zusätzliche Herausforderung dar?

Sicherlich, wir möchten das Publikum natürlich auch zukünftig berühren und für unsere Ideen begeistern. Wir wollen die Tradition der Neugierde erhalten, die Offenheit unserer Zuhörer:innen für neue Formate wecken beziehungsweise weiterführen, gleichzeitig aber auch die bisherige Tradition weiterpflegen. Unter anderem sollen sich künftige Programme daran orientieren und ein neues Kapitel aufschlagen.

Wie dürfen wir uns das im Einzelnen vorstellen?

Zentrale Überlegungen sind dabei natürlich: Was wollen wir erzählen? Welche Impulse und Akzente setzen? Wir möchten mit unseren Formaten Haltung zeigen, relevante Themen aufgreifen – klassische Musik am Puls der Zeit also, zeitgenössisch kontextualisiert.

Gibt es ein Motto, das über den Konzerten stehen wird?

„Upon Weightless Wings“, übersetzt „Auf schwerelosen Schwingen“, haben wir als Motto über die Spielzeit geschrieben. Das ist auch der Titel eines Werkes der britischen Komponistin Grace-Evangeline Mason aus dem Jahr 2017. Unsere erste Saison steht im Zeichen der Zeit, einer Welt im Wandel, voller Krisen und Herausforderungen, soll gleichzeitig für einen Neuanfang stehen.

Welche besonderen Konzerte würden Sie denn empfehlen?

Unser gesamtes Programm ist natürlich empfehlenswert (lacht), aber wir haben ein paar ganz neue Projekte im Jahresprogramm. Die Idee zur Matinee „human|nature“ bringt Musik und Fotografien zusammen. Mein Mann und ich waren in einer Ausstellung des Luftbildfotografen Tom Hegen. Da kam uns die Idee, ihn für ein besonderes Format zu gewinnen. Die Herausforderung war dabei, seine Bilder der Erde mit einer passenden Musikauswahl zu verbinden. Zusammen haben wir da einen stimmigen Weg gefunden.

Weiter gibt es ein Konzert nach Vorbild der beliebten Podcasts. Wir haben dazu zwei Historiker der LMU München, Niklas Fischer und Hannes Liebrandt, eingeladen, die den Podcast „Tatort Geschichte“ gestalten. Überschrieben mit „Der Klang der Freiheit“, führt das Konzept in das Prag von 1848 und stellt Musik von Bedřich Smetana und Antonín Dvořák gegenüber.

Für das Neujahrskonzert „Voices from Yesteryear and Sounds of Tomorrow“, haben wir ein Auftragswerk vergeben. Maruan Sakas, der auch die Leitung übernimmt, wird mit seinem Kollegen Maximilian Höcherl das für das ensemble KONTRASTE gemeinsam komponierte Werk „Whatever, maybe“ mit uns uraufführen. Das ganze Programm gibt es unter www.ensemblekontraste.de oder www.tafelhalle.de.

Das klingt vielversprechend – wir freuen uns auf die neue Saison!

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