Ausstellungen

In geheimer Mission

Mrzyk & Moriceau in der Kunsthalle Nürnberg

veröffentlicht am 13.08.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Mrzyk & Moriceau Ausstellung „Double or Nothing“, Kunsthalle Nürnberg, 28. Juni bis 5. Oktober 2025, Courtesy the artists and Air de Paris gallery

Mrzyk & Moriceau Ausstellung „Double or Nothing“, Kunsthalle Nürnberg, 28. Juni bis 5. Oktober 2025, Courtesy the artists and Air de Paris gallery, Foto © Annette Kradisch

Sie sind ein Duo, wie es in der Kunstszene kein zweites gibt: Petra Mrzyk, geboren im südfranzösischen Chalon-sur-Saône, und Jean-François Moriceau, aus dem westfranzösischen Saint-Nazaire, begegneten sich 1998 an der École des Beaux-Arts in Orléans. Ein Jahr später begann ihre Zusammenarbeit – seither verschmelzen zwei künstlerische Handschriften zu einer unverwechselbaren Sprache: surreal, verspielt, hochpräzise. Nun landen Mrzyk & Moriceau ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland – mit nichts Geringerem als einem Kunst-Feuerwerk: „Double or Nothing“ in der Kunsthalle Nürnberg.

Was dem Spion seine Lizenz zum Töten ist, ist dem Künstlerpaar die Freiheit zur Metamorphose. In Anlehnung an den James-Bond-Kosmos – jedes Soloprojekt trägt den Titel eines Agentenromans – entfalten Mrzyk & Moriceau in Nürnberg ein Paralleluniversum zwischen Pop, Poesie und Provokation. Die Referenz ist mehr als ein ironischer Gag: Es geht um den ewigen Tanz zwischen Ernst und Unterhaltung, zwischen scharfer Beobachtung und subversivem Witz.

Mit rund 400 Arbeiten bespielen sie die acht Oberlichtsäle der Kunsthalle – darunter eigens konzipierte Wandmalereien, feinlinige Tuschezeichnungen, animierte Filme, Keramiken und – als interaktives Highlight – ein voll funktionsfähiges Badmintonfeld. Die Motive changieren zwischen Mensch und Tier, Objekt und Subjekt, Innen- und Außenwelt. Ein paar Augenpaare auf dem Rücken, ein Bein, das sich zum Flügel wandelt, ein Telefondisplay mit Gefühlen – nichts ist hier, was es zu sein vorgibt. „Wir wollen unterhalten – aber auf unsere Weise“, sagen sie. Das heißt: tiefgründig, doppeldeutig, visuell brillant.

Ihre Welt ist eine der Wandlungen und Zumutungen. Körperteile entwickeln ein Eigenleben, Alltagsgegenstände wie Zahnbürsten oder Kabel erwachen zu bizarrer Existenz. Was bei anderen plakativ oder belehrend geriete, geschieht hier mit feiner Klinge – in schwarzer Tusche und leuchtendem Witz. Mrzyk & Moriceau sind Meister der assoziativen Logik, der humorvollen Verschiebung. Ihre Bildwelt lebt von Verdichtung: Alles ist Zeichen, alles ist Deutung.

„One drawing a day keeps the doctor away“ – dieser Satz ist bei ihnen kein Slogan, sondern gelebtes Prinzip. Ihre tägliche Praxis ist eine Meditation über die Absurditäten des Alltags und die Abgründe des Begehrens. In ihren Werken begegnet sich, was in der Realität nichts miteinander zu tun hat: High Heels mit Zähnen, Regenschirme mit Brüsten, Katzen mit Laserschwertern. Die Surrealisten hätten daran ihre helle Freude.

Die Ausstellung „Mrzyk & Moriceau: Double or Nothing“ ist bis zum 5. Oktober 2025 in der Kunsthalle Nürnberg zu sehen. Weitere Informationen findet man unter www.kunsthalle.nuernberg.de.

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