Ausstellungen

„be-rühren“

Rolf Sachs in der Kunsthalle Schweinfurt

veröffentlicht am 27.08.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Rolf Sachs, Dirty Thoughts, 2009

Rolf Sachs, Dirty Thoughts, 2009, Foto © Mit freundlicher Genehmigung von Rolf Sachs Studio

Mit „be-rühren“ zeigt die Kunsthalle Schweinfurt vom 18. Juli bis 5. Oktober 2025 die bislang umfangreichste institutionelle Einzelausstellung von Rolf Sachs. Rund 150 Werke, darunter Skulpturen, Fotografien, Möbelobjekte und erstmals ausgestellte Gemälde, geben einen Überblick über mehr als drei Jahrzehnte künstlerischen Schaffens. Die Ausstellung ist als thematisch strukturierter Rundgang durch Sachs’ multimediales Werk konzipiert – chronologische Ordnung wird bewusst vermieden.

Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit alltäglichen Materialien, Gegenständen und deren emotionalem wie kulturellem Gehalt. So begegnet man Vitrinen, die mit Rosshaar, Heu oder Kuhmist gefüllt sind – Materialien, die für Sachs’ Bezug zur alpinen Lebenswelt stehen. Skulpturen wie „Bodenständigkeit“, ein in Bronze gegossener Fichtenzweig, oder das Werk „Sisyphus“, das sich formal auf das vergebliche Tun bezieht, zeigen den hintergründigen Humor und das Formbewusstsein des Künstlers.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Sachs’ fotografischem Werk, das auf Langzeitbelichtung und gezielte Lichtsetzung basiert. In Serien wie „Shadows und Moving Stills“ erhalten Alltagsobjekte – etwa Gläser, Dosen oder Spaghetti – eine fast metaphysische Aufladung. Die Serie „Camera in Motion“, entstanden entlang der Albula-Bahn in der Schweiz, dokumentiert Landschaften im Vorbeifahren – verschwommene Konturen erzeugen eine malerische, fast impressionistische Wirkung.

Auch Sachs’ frühe konzeptionelle Arbeiten finden Beachtung. Die Installation „Ha-all“, in der schallabsorbierender Schaumstoff zur emotionalen Projektionsfläche wird, ist erstmals seit den 1990er-Jahren wieder zu sehen. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt die modulare Möbelserie „p-arts + fun c’tio“, die funktionale Möbel aus schlichten Kuben und Winkeln ohne Schrauben oder Nägel konstruiert. Die Möbel stellen klassische Gestaltungsprinzipien infrage und schlagen eine Brücke zwischen Design und künstlerischer Setzung.

In der großen Halle zeigt Sachs schließlich Arbeiten aus jüngster Zeit. Die Serien „Can Paintings“, „Défroissage“ und „Touchée“ markieren einen neuen Schwerpunkt im Medium der Malerei. Insbesondere die Touchée-Arbeiten, die mit bloßen Fingern auf die Leinwand aufgetragen werden, thematisieren Berührung als körperlichen, aber auch psychologischen Vorgang. Die Gemälde changieren zwischen Abstraktion und Objektcharakter, ohne narrative Lesbarkeit zu forcieren.

Die Ausstellung „be-rühren“ ist noch bis zum 5. Oktober 2025 in der Kunsthalle Schweinfurt zu sehen. Weitere Informationen gibt es unter www.kunsthalle-schweinfurt.de.

Schlagworte:

Ähnliche Artikel: