MUTIG LEBEN
Das Kunstfest Weimar reflektiert die Geschehnisse unserer Zeit
veröffentlicht am 12.08.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Nele Wicher
Was tun, wenn die demokratischen und politischen Gewissheiten keine mehr sind? Haltung zeigen! Vom 20. August bis 7. September 2025 präsentiert das Kunstfest Weimar unter dem Motto „MUTIG LEBEN“ die politischen Dimensionen des aktuellen Kunstschaffens. Auf dem Programm stehen 23 Ur- und Erstaufführungen, 46 Projekte und insgesamt rund 150 Veranstaltungen. Kunstschaffende aus Israel, dem Libanon, der Türkei, Taiwan und Südafrika setzen sich mit den vielfältigen Lebensrealitäten der heutigen Zeit auseinander.
Schon die Eröffnungstage spiegeln die Gegenwart poetisch wider: Am 20. August präsentiert die israelische bildende Künstlerin Sigalit Landau zum 80. Jahrestag der Befreiung Buchenwalds eine eigens für Weimar entwickelte Video-Installation. Auf dem Theaterplatz lädt der libanesische Choreograf Omar Rajeh mit seinem Projekt „Dance People“ zur tänzerischen Auseinandersetzung. Im Museum für Zwangsarbeit wird die neufaschistische Körperkultur auf TikTok in den Blick genommen. Und in der Redoute verwandelt der südafrikanische Star-Regisseur Brett Bailey mit „FaustX“ – eine bewusst ironische Anspielung auf Elon Musks SpaceX – die Bühne zum Schauplatz der Gegenwart.
Am zweiten Eröffnungstag sorgt die unter Exilbedingungen zwischen Russland und Deutschland entstandene Arbeit „Das Land, das ich liebe“, nach dem gleichnamigen Bestseller von Jelena Kostjutschenko, in der Regie von Polina Solotowitzki für einen bewegenden Festivalmoment. Das Stück wird in der KET-Halle aufgeführt, welche von Zwangsarbeiter:innen im Nationalsozialismus errichtet wurde. Als Kontrapunkt erklingt zuvor in der Herderkirche das Gedächtnis-Buchenwald-Konzert mit dem renommierten, polnischen Originalklang-Orchester Capella Cracoviensis.
Kunst, Tanz, Theater, Konzerte und Performances – ein Blick in das restliche Programm zeigt eine Vielzahl an spannenden und aktuellen Themen, die auf künstlerische Weise verhandelt werden. Einen besonderen Hinweis bedürfen die Erstaufführungen „Moss“ der führenden New Circus-Company FOCASA und „Luna“ der renommierten Bulareyaung Dance Company.
Anlässlich des 250. Jahrestags von Goethes Ankunft in Weimar darf auch die Auseinandersetzung mit dem Thema „Faust“ nicht fehlen. Unter anderem ist der südafrikanische Künstler William Kentridge mit seinem Revival „Faustus in Africa!“ zu Gast – ein Meilenstein, der 1995 seine Uraufführung im Kunstfest Weimar erlebte.
Mehr Infos zum Kunstfest Weimar und das vollständige Programm finden Interessierte unter www.kunstfest-weimar.de.