Pulp – More
Rough Trade Records
veröffentlicht am 28.08.2025 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Oliver Will
Nach 24 Jahren wollen es die musiktalentierten Britpop-Lyriker noch einmal wissen. Nur selten waren sie in den letzten Jahren live zu sehen. Nun haben sie für die anstehende, weltweite Tour gleich ein ganzes neues Album im Gepäck – mit dem vielleicht sogar etwas provokanten Titel More. Denn Genre-Kollegen wie Oasis wollen diesen Sommer ebenfalls erneut die Bühnen betreten, die die Welt bedeuten – ganz ohne frisches Notenmaterial. Die elf neuen Songs schließen trotz der langen Wartezeit nahtlos an das eigene musikalische Erbe an. Das liegt zum einen am Rückgriff auf alte, bislang ungenutzte Songskizzen, ist aber vor allem der stilistischen Treue dieser vielleicht britischsten aller Britpop-Bands zu verdanken – die sich selbst eigentlich nie als Teil dieses Genres verstand.
Pulp ist und bleibt Pulp: glamourös, lyrisch, grazil, autobiografisch, theatralisch. Jarvis Cocker glänzt weiterhin in seiner Rolle als geschichtenerzählender Troubadour am Mikrofon. Die musikalischen Zutaten tun ihr Übriges. Überraschungen bietet das nicht. Doch mit ein wenig Geduld entwickelt sich so mancher Song zur altbekannt beliebten hymnischen Zelebrierung außergewöhnlicher Popmusik. Auch halbschmalzige Pop-Balladen dürfen nicht fehlen. Farmers Market, The Hymn of the North und Partial Eclipse etwa haben das Potenzial, bei Live-Auftritten für schillernde Handy-Licht-Meere zu sorgen – besonders, wenn der charismatische Frontmann nur noch gedämpft und mit rauchiger Stimme ins Mikrofon flüstert. Dancefloor-Knaller sind zunächst nicht auszumachen. Doch es wäre nicht der erste Pulp-Song, der – wie ein guter Wein – seine Zeit zum Reifen braucht. Got To Have Love oder Spike Island wären hierfür Kandidaten innerhalb einer insgesamt eher besonnenen Ära der langen Bandgeschichte.