Ausstellungen

„LÜCKE“

Aus der Echokammer in den Wir-Raum

veröffentlicht am 18.06.2025 | Lesezeit: ca. 4 Min.

Ludwig Hanisch, patterntopixel fallin (cross, 1/3), 2025, Acryl und Acryllack auf Papier, 34 x 23 cm

Ludwig Hanisch, patterntopixel fallin (cross, 1/3), 2025, Acryl und Acryllack auf Papier, 34 x 23 cm, Foto © Ludwig Hanisch, hwgn.de

Am 27. Juni 2025 um 19 Uhr wird das Bamberger Ausstellungs- und Erfahrungsprojekt LÜCKE im Bamberger Kesselhaus eröffnet. Das Projekt lädt dazu ein, den Blick auf das zu richten, was oft übersehen wird: Freiräume, Risse und Zwischenräume in einer zunehmend durchgetakteten Welt. In Zeiten nahtloser Biografien, sozialer Filterblasen und digitaler Dauerpräsenz wird die Lücke zum subversiven Denkraum – zur Einladung, Routinen zu hinterfragen, Wahrnehmung zu verlernen und sich neu zu begegnen.

Das Kesselhaus Bamberg wird in diesem Kontext zum idealen Erfahrungsort. Seine sichtbaren Brüche, architektonischen Nischen und Leerstellen bieten den Ausgangspunkt für ein künstlerisches Zusammenspiel von Raum, Text und Bild.

Mit seiner gewaltigen Lücke im Zentrum des Raumes, aber auch mit seinen vielen Nischen, Löchern und Rissen bietet das Kesselhaus Zwischenräume, um einem auf Nahtlosigkeit getrimmten Blick eine Pause zu gönnen. Die Nürnberger Kunstschaffenden Karina Kueffner und Ludwig Hanisch werden mit diesen Lücken und Nischen arbeiten und sie mit ihren Werken in Verbindung bringen. Der Bamberger Schriftsteller Martin Beyer füllt einzelne Lücken mit seinen Texten aus, um sie weiter zu öffnen.

Über die Kunstschaffenden

Karina Kueffner erschafft großformatige installative Raumarbeiten mit textiler Referenz sowie freie Malereien, die mit dem Gedanken des Musters auf architektonische Strukturen im Kesselhaus reagieren und diese, in ungewöhnliche Materialität übersetzt, sichtbar und erfahrbar werden lassen. So wird durch und mit Hilfe der Kunstwerke der Raum in seiner Lückenhaftigkeit intensiver wahrgenommen, indem einzelne Strukturen des Kesselhauses in gewebte Pattern-Flächen oder zu großformatigen, prägnanten Einzelformen übersetzt werden.

Ludwig Hanischs Konzeptidee besteht darin, den Ausstellungsraum zu gamifizieren, ihm also einen Computerspielcharakter zu verleihen. In bekannten Computerspielen besteht die digitale Welt aus „Blöcken“. In den Games stellen diese Blöcke aber keinesfalls nur Blockaden oder Sperren dar, sondern beschreiben einen lückenhaften Interaktionsraum: Freiräume zwischen den Blöcken müssen für die eigene Bewegung sowie Interaktion verstanden und genutzt werden.

Martin Beyer wird mit Worten versuchen, die Möglichkeiten der Lücke erfahrbar zu machen. Mit kleinen, fast versteckten Textelementen, die im Raum erst entdeckt werden müssen, dazu aber auch mit sehr großen sichtbaren Textflächen im Raum. Er wird die Ausstellung und die Veranstaltungen auch mit einem längeren Prosatext begleiten.

Begleitprogramm

Ein vielschichtiges Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung. Performative Formate, Lesungen und partizipative Aktionen verwandeln das Kesselhaus in einen Wir-Raum – einen Ort der Begegnung, des Innehaltens und des gemeinsamen Denkens im Zwischenraum. Ein besonderes Highlight dürfte eine 24h-Soundinstallation von Jochen Neurath und seinem Projekt nonoise sein. Vom 19. bis 20. Juli wird das im Januar 2025 in der Johanniskapelle uraufgeführte Werk ins Kesselhaus einziehen – in einer auf 24 Stunden erweiterten Version. Hauptthema des Stückes ist die Stille – und das Bestreben des menschlichen Gehirns, den scheinbaren Mangel an Information durch eigene Imagination auszugleichen.

Ein besonderer Rahmen

Nach dem Vorstandswechsel im April 2025 ist LÜCKE die erste Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit zwischen der bisherigen Vorsitzenden Dr. Barbara Kahle und der neuen Vorsitzenden Sylvia Michel vom Kunstverein Bamberg realisiert wird. Beide stehen für einen offenen Kunstbegriff und einen offenen Verein:

„LÜCKE steht für uns als Symbol für Dialog, Experiment und Teilhabe – und für die Bereitschaft, neue Wege gemeinsam zu gehen.“

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Interessierte unter www.kunstverein-bamberg.de.

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