„Im Untergrund verwoben…“
Die stille Größe des Günther Wolfrum
veröffentlicht am 02.07.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer
Es gibt Künstler, die nach ihrem Tod leiser werden – und solche, deren Werk erst dann seine volle Resonanz entfaltet. Günther Wolfrum, 1948 im oberfränkischen Naila geboren und 2020 verstorben, gehört unzweifelhaft zur zweiten Kategorie. Heute, fünf Jahre nach seinem Tod, wirkt sein künstlerisches Vermächtnis lebendiger denn je. Das ist nicht zuletzt dem beharrlichen Engagement seiner Frau Renate Wolfrum zu verdanken, die sich dem Werk ihres Mannes mit liebevoller Konsequenz annahm.
Mit der Monografie „Im Untergrund verwoben…“, die 2023 zum 75. Geburtstag des Künstlers erschien, setzte sie einen zentralen Markstein. Die Kunsthistorikerin Dr. Birgit Rauschert zeichnete in diesem Band nicht nur die Entwicklung des Gesamtwerks nach, sondern auch die künstlerische Biografie eines Mannes, der sich nie vereinnahmen ließ – weder von Schulen noch von Stilen.
Parallel zur Buchveröffentlichung reisten Wolfrums Werke auf einer Art „Grand Tour durch Franken“ von Ausstellung zu Ausstellung. Der Schlusspunkt dieser Wanderung wird nun in Bayreuth gesetzt – mit einer umfassenden Retrospektive in der Ausstellungshalle des Neuen Rathauses.
Landschaft als Seelenbild
Wolfrums zentrale Inspirationsquelle war die Landschaft – nicht als romantisierendes Abbild, sondern als emotionale Topografie. Es ging ihm nie um das Wiedererkennbare, sondern um das innere Echo des Gesehenen. Der Begriff „Umformung“ ist dafür der Schlüssel: Tektonik, Struktur, Geometrie – in ihnen suchte er die Harmonie der Natur, übersetzt in eine sehr eigene Formensprache.
Seine künstlerische Ausbildung begann an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim, bevor er an die Kunstakademie Nürnberg wechselte. Dort schärfte er auch sein grafisches Profil: Radierungen, Tuschezeichnungen und poetische Illustrationen zu literarischen Texten gehören ebenso zu seinem Werk wie farbgewaltige Gemälde in Öl und Tempera.
Kunst als innerer Klang
Günther Wolfrum war nicht nur Maler und Zeichner – er war auch Dichter. In einem seiner zentralen Texte kondensiert sich seine künstlerische Haltung in wenigen, kraftvollen Zeilen:
„Im Untergrund verwoben,
befestigt,
sich verlierend,
wieder auftauchend,
sich findend,
als Farbe,
Form,
zur ganzen Einheit“
Es ist ein poetisches Bekenntnis zur organischen Einheit von Innen und Außen, von Gefühl und Gestalt. Und es ist das programmatische Motto der Bayreuther Retrospektive, die vom 4. bis 30. September 2025 zu sehen ist – ein eindrucksvolles Panorama eines Werks, das nie laut sein wollte, aber lange nachhallt. Mehr Informationen unter: www.atelier-wolfrum.de