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Weltkunst entdecken

Das Universum Friedenstein Gotha lädt ein zu einer Reise durch Kunst, Geschichte und globale Ideenwelten

veröffentlicht am 22.08.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Skulpturen von Jean-Antoine  Houdon im Herzoglichen Museum Gotha

Skulpturen von Jean-Antoine Houdon im Herzoglichen Museum Gotha, Foto © Carlo Bansini

Herausragende Sammlungen in beeindruckender Kulisse – unerwartet vielfältig begrüßt das Universum Friedenstein Gotha seine Gäste. Zum Ensemble gehören das Schloss Friedenstein, das Ekhof-Theater, die Forschungsbibliothek, ein Schlosspark mit englischem Garten und barocker Orangerie sowie ein prunkvoller Neorenaissance-Bau – das Herzogliche Museum Gotha.

Die Kunstsammlungen in ­Gotha blicken auf eine mehr als 350-jährige Geschichte zurück. 1640 ging aus Erbteilungen das Herzogtum Sachsen-Gotha (seit 1672 mit Altenburg) hervor, dessen erster Herzog Ernst I., der Fromme (1601 – 1675), war. Das Erbe des neuen Landesherrn umfasste nicht nur das Territorium, sondern auch bedeutende Kunstsammlungen, die er von Weimar nach Gotha brachte. Mit der Gründung des Herzogtums ließ Ernst der Fromme eine repräsentative und prestigeträchtige Kunstkammer einrichten. Sie hatte die Aufgabe, die Welt im Kleinen darzustellen – ein Theatrum Mundi. Hier wurde über die Welt gestaunt und nachgedacht, gesammelt und systematisiert, bewundert und geforscht.

Über die Jahrhunderte hinweg erweiterten die Gothaer Herzöge die Sammlungen – je nach persönlichem Gusto, immer aber auch aus dem Interesse am globalen Wissen der jeweiligen Zeit heraus: von Mumien und Mineralien über Münzen und Medaillen bis hin zu Fächern oder Insekten. Die Sammlungen auf dem Friedenstein haben repräsentativen Charakter und spiegeln die entscheidenden Diskussionen der Zeit wider, in der sie zusammengetragen wurden. Sie sind von Weltoffenheit und Inspiration geprägt.

Heute umfasst die Universalsammlung auf dem Friedenstein mehr als 1,15 Millionen Objekte aus den Bereichen Ägypten, Antike, Ethnographie, Fotothek, Gemälde, Graphik, Kulturgeschichte, Kunsthandwerk, Möbel, Moderne Kunst, Numismatik, Ostasien, Plastik, Ur- und Frühgeschichte, Botanik, Geowissenschaften und Zoologie. Diese Objekte werden von der Friedenstein Stiftung Gotha verwaltet, erforscht und Schritt für Schritt digitalisiert und sichtbar gemacht.

Bereits Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1893) wollte diese Schätze einem breiten Publikum zugänglich machen. Er ließ am Fuße von Schloss Friedenstein das Herzogliche Museum errichten – entworfen vom Wiener Architekten Franz Neumann, erbaut zwischen 1864 und 1879. Auf drei Etagen finden heute hier Kunst- und Kulturinteressierte europäische und außereuropäische Schätze, von der Antike bis in die Neuzeit.

Internationale Anerkennung finden z. B. eine der ältesten europäischen Ägypten-Sammlungen mit Mumien und Grabfunden, altdeutsche Meister, wie das „Gothaer Liebespaar“, wichtige Werke von Cranach, Rubens und Caspar David Friedrich oder Plastiken von Jean-Antoine Houdon; übrigens die größte Sammlung an Werken dieses französischen Bildhauers außerhalb des Pariser Louvre. Auch Porzellane aus Meißen und China, Böttgersteinzeug, Fächer, Korkmodelle, kostbare japanische Lackarbeiten oder die spektakulär wieder aufgetauchten Meisterwerke des größten Kunstraubs der DDR-Geschichte können hier bestaunt werden.
Neben den vielfältigen Dauerausstellungen sind wechselnde Sonderausstellungen im Herzoglichen Museum zu sehen: Schulpflicht, Flugzeug, Karussell? In der Ausstellungshalle können Besuchende noch bis zum 26. Oktober 2025 Ideen und Erfindungen sehen, hören und erleben, die ihren Weg in Politik, Wirtschaft oder das Bildungswesen angetreten haben: Die Sonderausstellung „­GOTHA ­GENIAL?!“ Geistesblitze und Dauer­brenner aus 1250 Jahren“ lädt zu einer Zeitreise durch die 1250-jährige Geschichte der Stadt ein und zeigt, wie Gothas Traditionen und Innovationen Thüringen und die Welt prägten. Historische Objekte, Fotografien und Zeitzeugenberichte bilden die Identität der Stadt ab und beleuchten ihre Themen – von „typisch Gotha“ bis „Gotha genial“!

In „Chinas Gold und Gothas ­Schätze – eine einzigartige Begegnung“, einer glanzvollen Kabinettausstellung, die noch bis zum 11. Januar 2026 zu sehen ist, trifft der Ernestinische Willkomm auf goldene Drachen und edelsteinbesetzte Phönixe. Die filigrane chinesische Goldschmiedekunst aus der Sammlung Dong Bo Zhai im Museum der Schönen Künste Qujiang in Xi’an ist erstmals in Deutschland zu sehen – zum Teil auch erstmals in Europa. Die Kostbarkeiten aus der Zeit der Ming-Dynastie begegnen in der Ausstellung nicht minder hochwertigen Kunstwerken aus Gotha und dem Heiligen Römischen Reich. Zu sehen sind Vasen und Körbe aus Goldfiligran, Zepter, Schmuck oder rituelle Gefäße sowie kunstvolle Abendmahlsgeräte des 17. Jahrhunderts aus den Kirchen der Stadt und prachtvolle Münzen und Medaillen aus dem bereits im 18. Jahrhundert berühmten Gothaer Münzkabinett.

Das Herzogliche Museum Gotha zählt zu den schönsten Museumsbauten in Deutschland. Mit dem Gebäude hat sich ein Juwel der Baukunst des Historismus erhalten, das Zweckmäßigkeit mit Prachtliebe vereint. Beim Rundgang durch das Haus sollte man daher die Aufmerksamkeit nicht nur auf die ausgestellten Objekte richten, sondern den Blick auch auf die Architektur und ihre Details werfen – auf Terrazzoboden und Stuckdecken, auf Türklinken und Sandsteineinfassungen. Im Oktogon des Erdgeschosses begrüßen die Büsten von Herzögen aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha die Eintretenden. Dezent, anmutig und diskret vermitteln sie den Besucher:innen, dass sie dabei sind eine wahrhaft fürstliche Sammlung kennenzulernen.

Mehr Infos zur Sammlung unter www.friedensteine.de.

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