Ein vielfältiges Programm klanglich mustergültig in Szene gesetzt
Die Bamberger Universitätsmusik stellte ihr Semesterschlusskonzert unter das Motto „Himmelwärts!“
veröffentlicht am 14.07.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Martin Köhl

Die Bamberger Universitätsmusik stellte ihr Semesterschlusskonzert unter das Motto „Himmelwärts!“, Foto © Katharina Gebauer
Diesmal war manches anders als bei den bisherigen Semesterschlusskonzerten der Bamberger Universitätsmusik, seit UMD Wilhelm Schmidts deren Leitung übernommen hat. Statt der mittlerweile schon fast zur Gewohnheit gewordenen großformatigen Symphonien oder Oratorien wurde ein vielfältig gegliedertes Programm geboten, das sich im Wesentlichen auf die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts als Entstehungszeit gründete. Und das mit einem überraschenden Einstieg, nämlich mit Ottorino Respighis Orchestrierung von J.S. Bachs berühmter Passacaglia c-moll für Orgel.
Diese Maßnahme mag paradox klingen angesichts der im Hintergrund thronenden prächtigen Jann-Orgel des Keilberthsaales, doch sie hatte ihre triftige Berechtigung gerade für diejenigen, die das Werk unzählige Male in der Kirche gehört haben. Die instrumentale Differenzierung erweitert sich auf interessante Weise, wenn ein großes Orchester mit all seinen Farben musiziert, inklusive einer Tuba und vier Hörnern. Die Motive wandern durch die Holzbläser, die Streicher liefern den satten Grundsound, das hat seinen spezifischen Reiz.
Organum tacet, zunächst jedenfalls, jedoch anschließend kam die Königin der Instrumente unter den Händen von Balázs Szabó um so mehr zu ihrem Recht. Und das in einem Werk für Orgelsolo und Orchester, das als wahre Trouvaille gelten darf und daher hoffentlich keine Rarität bleibt. Das auf eine frühere Sonate zurückgehende Konzert für Orgel und Orchester d-moll op. 115 des Siebenbürger-Komponisten Paul Richter verdient nach seiner kürzlichen Wiederentdeckung und Drucklegung unbedingt eine energische Weiterverbreitung angesichts des schmalen Repertoires dieser Besetzung.
Selten hat man eine so charmant verspätete Romantik gehört, in die sich allerdings einige Modernismen – wie übermäßige Akkorde – hineingeschmuggelt haben. Der Orgelpart ist fein verwoben mit dem Orchester und geht weit über das gewohnte Frage-und-Antwort-Spiel anderer Solokonzerte hinaus. Freilich vereinen sich Solo und Orchester schon im Kopfsatz zu beeindruckenden Klangballungen. Der ideengesättigte Variationensatz mit integrierter Solovariation nimmt gewollt oder ungewollt Bezug auf das vorherige Bachwerk und überzeugt mit seinen unterschiedlichen Charakteren.
Über weite Strecken ist das eine auratische Musik, die jedoch nach einem Fugato in einem prächtigen Ausklang kulminiert, den man sich bereits als finalen Ausklang hätte vorstellen können. Der kam aber noch im Schluss-Allegro, und das teils mit schwerblütiger Spätromantik angereichert, zumal in der Solokadenz der Orgel. Die wusste Balázs Szabó, ein schon in jungen Jahren hochdekorierter Orgelvirtuose, sowohl in technischer wie in klanglicher Hinsicht mustergültig in Szene zu setzen, dabei stets in perfekter Abstimmung mit dem klugen Dirigat von Wilhelm Schmidts.
Der führte anschließend den Universitätschor und das Universitätsorchester durch die Chichester Psalms von Leonard Bernstein. Gleich eingangs muss der Chor schwierige Harmoniewechsel a capella bewältigen, was intonationssicher gelang. Einzelne Chorstimmen traten solistisch hervor und bestätigten das ausgezeichnete Niveau der Bamberger Chorarbeit bzw. der universitären Gesangsausbildung. Der glasklare Countertenor Marcel Hubners im Solo des zweiten Satzes erwies sich als ideale Besetzung.
Es folgte Olivier Messiaens „Alléluia sur la trompette, alléluia sur la cymbale“ aus dem Himmelfahrtszyklus („L'Ascension“), und damit die kürzeste, aber in orchestraler Hinsicht eindrucksvollste Leistung des Abends. Welche vorzüglichen Trompeten, welche Präzision in diesem schwierigen Stück! John Rutters effektvolle Chormusiken, oft in oratorischer Form, sind in den letzten Jahrzehnten sehr beliebt und in der Chorszene fast zu Repertoirerennern geworden. So auch das dreisätzigen Gloria, mit dem das musikalische Semesterfinale ausklang.
Fetzig wirkt das Eingangsallegro, dem die verspielten Kantilenen der Holzbläser im Andante folgen, das sich nach eher verhaltenem Chorgesang hymnisch steigert und ein Solo hervortreten lässt. Rhythmisch anspruchsvoll ist das Finale, dem am Ende eine filmmusikalisch wirkende Weite gegönnt wird. Wilhelm Schmidts, der das Ganze so mustergültig einstudiert und perfekt performt hat, darf als Glücksfall für die Bamberger Universitätsmusik bezeichnet werden. Der große Zuspruch zu seinen Konzerten in einer musikalisch sowieso schon verwöhnten Stadt ist dafür ein deutliches Indiz.