Klassiker

Sinfonische Saisoneröffnung

Große Orchester, besondere Programme und klingende Erlebnisse

veröffentlicht am 27.09.2025 | Lesezeit: ca. 10 Min. | von Martin Köhl

Symphonisches Orchester

Symphonisches Orchester, Foto © pixabay.com

Die Bamberger Symphoniker gehen in die neue Saison mit der Aufforderung „Komm, wir spielen“. Spielfreude ist angesagt, und die braucht man auch, wenn ein solch ambitioniertes Programm bewältigt werden soll, wie es vorgestellt wurde. Zur Saisoneröffnung am 3. Oktober wird Ehrendirigent Manfred Honeck Operettenweisen in den Äther des Keilberthsaales zaubern und damit dem Wunsch des Chefdirigenten Jakub Hruša folgen: mehr Opernmusik. Prompt gibt es Leichtfüßiges von Strauß, Lehár & Co. zu hören. Am 18./19. Oktober folgt Spätromantisches unter dem Dirigat von Jonathan Nott. Der begnadete Oboist François Leleux spielt sein Instrument und dirigiert Werke von Mozart, Strauss, Hummel und Ravel am 31. Oktober, bevor der November mit einer neuen Version der Slam Symphony beginnt. Schließlich gibt am 16. des Monats auch der Chefdirigent Jakub Hruša seinen Saisoneinstand mit einem Beethoven-Abend, in dem Lukas Sternath das 1. Klavierkonzert C-Dur spielen wird.

Das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg bietet wieder ein symphonisches Saisonprogramm mit sechs Konzerten an, doch leider ist davon ausgerechnet im Zeitraum Oktober/November keines vorgesehen. Saisonauftakt war bereits am 27. September, das zweite Sinfoniekonzert findet erst am 14. Dezember statt. Umso mehr darf man sich auf Kammerkonzerte und die Sonderformate im Oktober und November freuen. Für das junge Publikum gibt es am 1. Oktober nichts weniger als einen „Elephantenpups“ zu hören. Dann bringen Direktor Fröhlich und das Zoo-Orchester musikalisches Leben in den Tiergarten.

Gleich anderntags steht ein Babykonzert auf dem Programm, und am 8. November wird es ein Mitmachkonzert im Globe geben. GMD Daniel Carter bietet Charles Gounods „Marche funèbre d’une marionette“, Georges Bizets „Jeux d’enfant“ und das „Morceau de Concert“ f-moll aus dem französischen Repertoire zum Mitwirken an. Als Abschluss kann sich das junge Publikum (ab sieben Jahren!) mit der Filmmusik zu „Der Herr der Ringe“ von Howard Shore auseinandersetzen.

In Erlangen holt der dortige gVe bis Weihnachten vier bedeutende Orchester in die Heinrich-Lades-Halle und fängt naheliegenderweise mit dem fränkischen Platzhirschen an, also den Bamberger Symphonikern alias Bayerische Staatsphilharmonie. Sie haben am 5. Oktober unter Manfred Honecks Leitung „Wiener Blut“ in den Adern. Am 11. November bringt das Romanian Symphony Orchestra den Klarinettisten Sérgio Pires mit, der Mozarts entsprechendes Solokonzert interpretieren wird. Gabriel Bebešelea dirigiert. Prominent ist der Auftritt des Orchestra of the Age of the Enlightenment am 20. November mit Sir András Schiff als Dirigent und Solist am Klavier. Schließlich kommt am 1. Dezember auch noch das London Philharmonic Orchestra unter der Leitung Edward Gardners nach Erlangen und stellt den Violoncellisten Sheku Kanneh-Mason vor.

Bei den Hofer Symphonikern, die mit der Frage „Lieben Sie Brahms“ und dem Gastspiel von Christian Zacharias (Klavier und Leitung) schon Ende September ihre Saison begonnen haben, lautet am 17. Oktober das Motto „Neue Welten“, und man ahnt schon, dass dann Antonin Dvořáks Symphonie „Aus der Neuen Welt“ auf dem Programm stehen wird. Zuvor erklingt Musik von Camille Saint-Saëns („La Muse et le Poète“) und Mikis Theodorakis („Zorbas“-Suite). Johannes Wildner dirigiert, Stathis Karapanos spielt die Querflöte, Young-Phil Hyun das Violoncello.

Am 14. November kommt im Festsaal der Freiheitshalle Hof „Nostalgisches“ zum Zuge. Tianyi Lu dirigiert die dritte Symphonie Sergej Rachmaninoffs, als Solokonzert hat sich die Geigerin Tianwa Yang das Violinkonzert D-Dur von Erich Wolfgang Korngold ausgesucht. Eingangs wird die „Ouvertüre für Orchester“ von Grazyna Bacewicz vorgestellt, der wichtigsten polnischen Komponistin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese vielseitige und hochbegabte Frau war darüber hinaus eine exzellente Pianistin und Violinistin.

Die Agentur Hörtnagel in Nürnberg holt die ganz großen Namen der internationalen Orchesterlandschaft nach Franken. Ob das Armenian State Symphony Orchestra, mit dem der Konzertreigen am 20. November beginnt, oder das WDR Sinfonieorchester, das am 30. November in der Meistersingerhalle gastiert, es sind jedenfalls Spitzenorchester. Die Armenier bringen Noten von Tschaikowsky und Edward Elgar mit, von letzterem spielt Raphaela Gromes das Violoncellokonzert e-moll unter Sergey Smbatyans Leitung. Prominent geht es auch beim WDR zu: Andrew Manze dirigiert, Isabelle Faust spielt das faszinierende Violinkonzert e-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy, außerdem noch Robert Schumanns Fantasie C-Dur für dieselbe Besetzung. Als Entrée gibt es eine rare Schumann-Ouvertüre („Die Braut von Messina“), als Ausklang Franz Schuberts „Unvollendete“.

Die Nürnberger Symphoniker kommen am 5. Oktober in der Meistersingerhalle bereits beim 2. Symphonischen Konzert mit Chefdirigent Darlington an. Sehr italienisch geht's zu, inklusive Belcanto, denn Verdi, Mascagni und Rossini stehen auf dem Programm, und William Thomas singt. Gesang gibt es auch beim 3. Konzert am 11. Oktober mit Seray Pinar, die drei späte Lieder von Roland Kunz darbietet. „Bruckner und die Meistersinger“ ist das 4. Konzert überschrieben, das Benjamin Reiners leitet. Am 8. November sind „Vier Saxophone und Porgy & Bess“ dran, gezähmt vom Dirigenten Nimrod David Pfeffer. Das 6. Abokonzert am 16. November konfrontiert mit Gustav Mahlers 1. Symphonie, das „Titan“, und Benjamin Brittens Violinkonzert, das Anna Reszniak interpretiert.

Die Philharmonischen Konzerte des Staatstheaters Nürnberg starten am 10. Oktober mit Bruckner und Messiaen in die neue Saison. Mit Anton Bruckners 7. Symphonie E-Dur und Olivier Messiaens „Les Offrandes oubliées“ besitzt das Konzert eine dezidiert spirituelle Ausrichtung. Die Staatsphilharmonie wird an diesem rein symphonischen Abend von GMD Roland Böer dirigiert. Am 14. November konfrontiert das zweite Philharmonische Konzert mit Werken von Mozart, Haydn und Schostakowitsch ebenfalls in der Meistersingerhalle. Im Mittelpunkt steht das Violoncellokonzert Dmitri Schostakowitschs, das von Maximilian Hornung interpretiert wird. Am Dirigentenpult steht abermals Roland Böer und leitet durch Sinfonien von Mozart und Haydn.

Im Stadttheater Fürth gibt es heuer einen Auftakt der besonderen Art: das Cairo Symphony Orchestra gastiert am 21. Oktober mit Mozart und Beethoven sowie einem Werk aus der Feder des Dirigenten Ahmed El Saedi. Danach kommen die beliebten „Jungen Fürther Streichhölzer“ mit einem Programm auf die Bühne des Großen Hauses, das ein Klarinettenkonzert (von Carl Maria von Weber), die Nussknacker-Suite von Tschaikowsky und Henry Purcells „Abdelazer-Suite“ umfasst.

Beim Theater der Stadt Schweinfurt lautet das Auftaktmotto „Wiener Walzerseligkeit“ und kündigt für den 3. Oktober den Besuch der Bamberger Symphoniker an. Die werden von Ehrendirigent Manfred Honeck geleitet, einem echten Wiener.

Das Philharmonische Orchester Regensburg hat, wie das gesamte Theater Regensburg, seine Spielzeit unter das Motto „Existenzen“ gestellt. Symphonischer Auftakt ist am 6. und 9. Oktober mit Bach, Beethoven und Corigliani im Neuhaussaal. „Aufbruch“ lautet das Motto, und so erstaunt es kaum, dass mit John Coriglianos Komposition „Stomp“ einer Einladung, neue Dinge auszuprobieren, gefolgt wurde. Benjamin Brittens berühmter „Young Person's Guide to the Orchestra“, ein Lehrstück gerade für junge Leute, wird am 26. Oktober und am 1. November im Rahmen der Familienkonzerte aufgeführt.

Das zweite Philharmonische Konzert unter dem Motto „Erschütterungen“ kommt am 21. November im Audimax zur Aufführung. Neben Peter Tschaikowskys fünfter Sinfonie e-moll erklingen unbekannte Werke. Zunächst Christopher Cerrones „Will there be Singing?“, das in Regensburg seine europäische Erstaufführung erlebt, sowie Alexander Wepriks Orchestergedichte. Dieser russische Komponist wurde wegen „jüdischem Nationalismus“ angeklagt und starb 1958 nach der Haft im Gulag.

Die TauberPhilharmonie in Weikersheim beginnt Großformatiges am 30. Oktober mit dem Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg, und auch das zweite Konzert mit dem Bremer Salonorchester am 7. November bietet keine „klassische“ Klassik, doch es verspricht „wunderschönsten Kitsch“. Musik von Franz Lehár, Johann Strauss, Béla Kéler, Camille Saint-Saëns, Antonin Dvořák u.a. wird die Bremer – mit Ohrwurm-Garantie! – unter Birgit Dennogs Leitung in den Äther zaubern.

Das Philharmonische Orchester Würzburg freut sich über den Dienstantritt seines neuen Generalmusikdirektors Mark Rohde. Der wird bei seinem Antrittskonzert am 30./31. Oktober ausschließlich Werke von Richard Wagner und Anton Bruckner dirigieren, beginnend mit dem Vorspiel zum „Lohengrin“. Nach Wagners „Wesendonck-Liedern“, interpretiert von der Mezzosopranistin Karis Tucker, erklingt zum feierlichen Finale die Sinfonie Nr. 7 E-Dur von Bruckner, die der Komponist als klingende Hommage an den verehrten Wagner verstanden wissen wollte. Der war während Bruckners Arbeit an der Sinfonie verstorben.

Das zweite Sinfoniekonzert am 20./21. November, ebenfalls unter Mark Rohdes Leitung, sieht zu Beginn die Konzertante Ouvertüre für Kammerorchester von Berthold Hummel vor, eines Komponisten, der vor genau 100 Jahren geboren wurde. Die skurril-groteske Ouvertüre unterstreicht, wie dringlich es ist, diesen Komponisten wieder und nachhaltiger zu entdecken. Als Finale hat sich der neue Chefdirigent die dritte Sinfonie a-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy ausgesucht.

Die Würth Philharmoniker erstaunen einmal mehr mit der Prominenz der eingeladenen Namen, sei es im Solobereich, sei es am Dirigentenpult. „Klangmagie“ verspricht der Auftritt des Orchesters mit Sabine Meyer (Klarinette) und Nils Mönkemeyer (Viola) am 11. Oktober. Die beiden Solisten interpretieren das selten gespielte Konzert für Klarinette, Viola und Orchester e-moll von Max Bruch. Anschließend kommen Chöre und Orchesterstücke Richard Wagners zur Aufführung. Es wirken der Tschechische Philharmonische Chor aus Brünn unter Petr Fialas Leitung sowie Claudio Vandelli als Dirigent mit.

„Eleganz und Esprit“ kündigt das Konzert am 18. Oktober an, wenn Emmanuel Pahud für Mozart die Flöte in die Hand nimmt und Paul Meyer neben der Leitung auch die Klarinette „bedient“, und zwar in einer Sinfonia Concertante von Franz Danzi. Außerdem auf dem Programm: Francis Poulencs „Sinfonietta“ FP 141. Einen „Musikalischen Blumenstrauß“ offerieren die Künzelsauer am 16. November im Carmen Würth Forum unter Claudio Vandellis Dirigat. Außer Haus geht's am Monatsende für eine Operngala mit Bryn Terfel, genauer: in die Berliner Philharmonie!

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