Vorhang auf!

Sind wir nicht alle irgendwie Hochstapler?

Das ETA Hoffmann Theater zeigt „Felix Krull“ in Bamberg

veröffentlicht am 25.10.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Barbara Pittner

Die zwei Hauptdarsteller: Marek Egert und Leon Tölle v.li.

Die zwei Hauptdarsteller: Marek Egert und Leon Tölle v.li., Foto © Marian Lenhard

Wer oder was ist Felix Krull: Schönling, Dieb, Dandy, Narzisst, Hochstapler. Sein Schöpfer Thomas Mann, der vor 150 Jahren geboren wurde, gab dem unvollendet gebliebenen Roman den Titel „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. Seine schillernde Hauptfigur sah sich zum einen auch in dieser Rolle; zum anderen wusste er, den „Moment zu greifen, wie er für ihn passte.“ So sieht es John von Düffel. Der neue Intendant des ETA Hoffmann Theaters in Bamberg erkennt in der Figur des Felix Krull durchaus aktuelle Bezüge: „Narzissmus ist ein gigantisches Thema“.

Über Vergänglichkeit und Illusion

In der neuen Spielzeit steht nun also „Felix Krull“ auf dem Spielplan des Bamberger Theaters. Doch das Stück, das am 14. November 2025 seine Premiere feiert, ist weit davon entfernt, eine 1:1-Adaption des Romans zu sein.

Die Schweizer Schriftstellerin Paula Kläy, die sich im Auftrag des Theaters intensiv mit dem Text und der Figur auseinandergesetzt hat, nennt es eine „Überschreibung“. Sie hat dem Stück den Untertitel „Über Vergänglichkeit und Illusion, die Zeit, den Verfall, die Erinnerung, das Wetter und die Liebe“ gegeben. Für sie ist Felix Krull ein „Vorfahr all derer, die ‚sich performen‘.“

Statt einer Chronologie der Ereignisse sind es vielmehr Motive, die auf die Bühne gebracht werden. Es sind die Facetten des Felix Krull, die „Abkoppelungen“ seiner Figur, die ihre Darstellung finden. Dementsprechend hat Paula Kläy die Vielzahl der Romanfiguren auf drei Figuren reduziert. Vor dem Hintergrund einer Hotelruine erzählen sie sich selbst, erzählen sie ihre Geschichte. Indem sie die Vergangenheit aufleben lassen, hauchen sie der Ruine neues Leben ein. Ebenso geht die Arbeit von Kläy sprachlich neue Wege. Doch es ist nicht die Sprache einer „schnoddrigen jungen Schriftstellerin, wie von Düffel sagt. Vielmehr sind es zwei starke literarische Stimmen, die eine poetische Einheit auf der Bühne bilden – die von Thomas Mann und die von Paula Kläy.

Keine Einschüchterung

Der Intendant und die Chef-Dramaturgin sind sich einig: Das Stück wird seine Anhängerschaft bei den Fans des Nobelpreisträgers für Literatur ebenso wie bei denjenigen finden, die den Roman nicht kennen. Der „Felix Krull“, wie ihn das Bamberger ETA Hoffmann Theater zeigt, bietet die Möglichkeit, die Ehrfurcht, die Einschüchterung oder die Berührungsängste, die der Name „Thomas Mann“ hervorrufen, aufzulösen.

Weitere Informationen zu dem Stück und dem aktuellen Spielplan des ETA Hoffmann Theaters gibt es unter www.theater.bamberg.de.

Schlagworte:

Ähnliche Artikel: