Paris - Metropole des Entertainments
Chéret – Mucha – Toulouse-Lautrec und die Plakatkunst um 1900
veröffentlicht am 08.11.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer
Jules Chéret (1836-1932) Folies-Bergère - La Loïe Fuller 1893, Lithographie, Foto © Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, ZHdK | 80-0255
Die Wände der Städte sind seit jeher Projektionsflächen für Botschaften – von der politischen Parole bis zur Sonderangebotswerbung. Heute genügt oft ein hastig kombiniertes Foto mit Schlagzeile, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Doch ein Blick zurück zeigt: Es war nicht immer so beiläufig. Um 1900 verwandelte Paris das Plakat in ein Kunstwerk und machte es zum Aushängeschild einer ganzen Epoche.
Das Kunsthaus Apolda Avantgarde widmet dieser Geburtsstunde der modernen visuellen Kultur nun eine große Ausstellung. Unter dem Titel „Paris – Metropole des Entertainments. Chéret – Mucha – Toulouse-Lautrec und die Plakatkunst um 1900“ entfaltet noch bis zum 14. Dezember 2025 ein Panorama, das weit über Werbung hinausweist. Die Schau versammelt Meisterwerke von Jules Chéret, Henri de Toulouse-Lautrec, Alfons Mucha und Théophile-Alexandre Steinlen – Ikonen, die einst die Boulevards der Seine-Metropole in ein flirrendes Bildermeer tauchten.
Die Pariser Plakatkunst war nicht nur ein ästhetisches Experiment, sondern auch ein Seismograf gesellschaftlicher Umbrüche. Mit leuchtenden Farben, klarer Bildsprache und kühnen Formaten gelang es den Kunstschaffenden, in Sekundenbruchteilen Botschaften zu vermitteln – im Vorübergehen, im Gedränge, im Rhythmus einer pulsierenden Metropole. Inspiration boten die japanischen Farbholzschnitte, deren Flächenkunst ein neues Sehen lehrte: nicht mehr das illusionistische Fenster zur Welt, sondern die bewusst gestaltete Fläche als Bühne.
So stand das Plakat an der Schwelle zur Moderne. Es beeinflusste die Malerei ebenso wie das Stadtbild, wurde Teil einer Avantgarde, die Kunst und Alltag miteinander verschmolz. Kritiker jener Zeit hegten sogar die Hoffnung, dass das großformatige Straßenbild den Geschmack der Massen verfeinern könne – zugänglich für alle, vom mondänen Dandy bis zum Clochard an der Straßenecke.
Doch die Plakate waren nicht nur Kunst, sondern auch Marktinstrumente. Sie erzählten von Vergnügungstempeln, Cabarets und Konsumträumen und spiegelten so die Sehnsüchte eines kaufkräftigen Publikums. Gerade im Montmartre, wo das Entertainment florierte, entwickelten sie eine unverwechselbare Bildsprache, die bis heute nachwirkt.
Die in Apolda präsentierten Exponate stammen aus der berühmten Sammlung des Museums für Gestaltung Zürich – einem Schatzhaus, das zu den weltweit größten Archiven der Plakatkunst zählt. Ein reich bebilderter Katalog und ein vielseitiges Begleitprogramm vertiefen den Blick.
Mehr Informationen zur Ausstellung findet man unter www.kunsthausapolda.de.