Ausstellungen

„Die Kunst ist weiblich?“

Jahresausstellung 2025 des Kunstvereins Coburg

veröffentlicht am 19.10.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Isabell Heusinger, Stay cool, Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm, 2024

Isabell Heusinger, Stay cool, Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm, 2024, Foto © Isabell Heusinger

„Die Kunst“ – ein feminines Nomen, scheinbar eine klare Antwort auf die große Frage, die der Kunstverein Coburg am Ende seines Jahres der Frau stellt: Ist die Kunst weiblich? Doch so einfach lässt sich die Sache nicht klären. Die Jahresausstellung 2025 zeigt vielmehr, wie facettenreich, widersprüchlich und kontextabhängig Vorstellungen vom Weiblichen sind.

124 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz – von 16 bis 99 Jahren – haben 139 Werke beigetragen. Sie durchmessen nahezu alle Gattungen und Techniken, von Malerei, Zeichnung und Fotografie bis zu Skulptur, Textil, Installation und Video. Gemeinsam bilden sie ein Panorama, das nach dem Wesen des Weiblichen fragt, ohne sich auf eine eindeutige Definition festlegen zu lassen.

So verweist Waltraud Danzig mit ihren Raster-Arbeiten auf textile Muster, die einst als typisch weibliche Domäne galten – ein Handwerk, das der Frau zwar zugestanden, ihr zugleich aber aufgezwungen wurde. Dass auch Männer textile Materialien produktiv verfremden können, zeigt der Schwede Fredrik Lindqvist mit seinen Holzschnitten auf Stoff, in denen selbst die Geste des Sockenanziehens kunstfähig wird. Nina Heinlein wiederum haucht Brokat und Seide neues Leben ein: genähte Skulpturen, die barocke Ornamentik in poetische Körperlichkeit verwandeln – schimmernd, verletzlich, zugleich stark.

Andere Werke befragen Symbole: Ralph Neisser spielt mit den Farb-Codes Rosa und Blau, um gängige Zuschreibungen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Mode und Gesellschaft zu unterlaufen. Karina Ster „Piretti“ erschafft mit „Odessa“ eine fiktive Kriegerin, die zwischen Schutzpanzer und Zartheit changiert – Rüstung und Schwert in der einen, Maiglöckchen in der anderen Hand. Ein Bild für die Ambivalenz weiblicher Stärke: verletzlich, aber nicht schwach.

So wird die Ausstellung zur Bühne für ein komplexes Spiel von Zuschreibungen, Erwartungen und Brüchen. Weiblichkeit erscheint hier nicht als festes Bild, sondern als Prozess, als vielschichtiger Diskurs, der von gesellschaftlichen Rollen ebenso geprägt ist wie von künstlerischen Strategien. Ob die Kunst nun wirklich weiblich ist? Coburg liefert keine letzte Antwort – aber viele starke Bilder, die den Diskurs umso lebendiger machen.

Eröffnet wird die Schau am 15. November, flankiert von der Verleihung des Kunstpreises blauorange der VR-Bank Coburg. Ein Katalog begleitet die Ausstellung, dazu ein Rahmenprogramm mit Vortrag und Führung. Parallel sind im Wintergarten die Arbeiten der SI-Kunstpreisträgerin 2025, Aja von Loeper, zu sehen.

Die Ausstellung „Die Kunst ist weiblich?“ ist vom 16. November bis 14. Dezember 2025 im Kunstverein Coburg zu sehen. Weitere Informationen unter www.kunstverein-coburg.de.

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