„Hey guten Morgen, wie geht es dir?“
Martina Hefter über die Grenzgänge des Menschseins
veröffentlicht am 02.10.2025 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Ludwig Märthesheimer
Mit ihrem Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ erzählt Martina Hefter die Geschichte der Mitte 50-jährigen Juno, einer Performance Künstlerin aus Leipzig. Tagsüber pflegt Juno ihren MS-kranken Mann und in der Nacht, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit einem Love Scammer aus Nigeria – einem Mann, der einsame Frauen um ihr Geld betrügt. Doch schnell stellt sich die Frage, wer hier eigentlich wen für seine eigenen Zwecke nutzt. Benu, der fremden Frauen im Internet Liebe vorgaukelt, um an ihr Geld zu gelangen? Oder Juno, die diesen Umstand in Kauf nimmt, nur, um ein Gegenüber zu haben?
Martina Hefter führt ihre Leserschaft mit diesem Roman durch die verschiedenen Grenzbereiche des menschlichen Seins und nimmt diese nach und nach, ganz subtil, auseinander. Passenderweise scheint auch ihre Protagonistin nie ganz im Hier und Jetzt anzukommen. Juno wandelt in ihrem Alltag zwischen Pflegeverantwortung und romantischer Sehnsucht, zwischen Selbstentfremdung und Selbstverwirklichung und zwischen Körperlichkeit und Sinnlichkeit umher. Ihr wacher, wandernder Geist scheint sich dabei oft in den Grenzen des menschlichen Daseins zu verfangen. Geschmückt mit mythologischen Figuren und kosmischen Symbolen, entscheidet sich Martina Hefter für eine recht eigensinnige Erzählsprache, die federleicht mit den schweren Themen des Lebens verhandelt. „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“, 2024 als Roman des Jahres gekürt, ist Performance und Choreografie zugleich.
Martina Hefter: Hey guten Morgen, wie geht es dir? Klett-Cotta Verlag J.G, 2024, Hardcover, 224 Seiten, 22 Euro. ISBN: 978-3-608-98826-0.