Frisch saniert und wesentlich erweitert
Zur Wiedereröffnung des Richard Wagner Museum
veröffentlicht am 22.06.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.
Es gibt, mindestens, eines in Graupa bei Dresden (1907 gegründet, ist es das erste Richard-Wagner-Museum überhaupt), es gibt eines, seit 1933, in Tribschen, auf der mit dem Siegfried-Idyll verbundenen Landzunge im Vierwaldstättersee, es gibt seit jetzt zwei Jahrzehnten eines im Palazzo Vendramin-Calergi am venezianischen Canal Grande, wo der Komponist des „Ring des Nibelungen“ und anderer musikdramatischer Werke im Februar 1883 an Herzversagen starb, über der Arbeit an seinem Versuch „Über das Weibliche im Menschlichen“. Die letzten Worte, die Wagner schreiben konnte, bringen Eros und, womöglich, Thanatos zusammen: „Gleichwohl geht der Prozeß der Emanzipation des Weibes nur unter ekstatischen Zuckungen vor sich. Liebe – Tragik“. Und selbstverständlich gibt es, seit 1976, auch eines in Bayreuth.
Ein ganz besonderes. Worin diese Besonderheiten liegen, führt Museumsdirektor Sven Friedrich so aus: „Bayreuth ist mit dem Haus Wahnfried [Wagners ehemaligem Wohnhaus] und dem Festspielhaus das ‚Epizentrum‘ der internationalen Wagner-Welt. Das Richard Wagner Museum mit seinem Nationalarchiv verfügt über die weltweit größte Wagner-Sammlung, in deren Zentrum Wagners handschriftlicher Nachlass steht. Es ist damit der zentrale Ort der wissenschaftlichen und musealen Auseinandersetzung mit Wagner, seinem Leben und Werk sowie seinen Wirkungen.“ Nirgends sonst, dessen ist Friedrich sich sicher, werde das „Gesamtkulturphänomen Wagner“ so umfassend und zeitgemäß dokumentiert und dargestellt.
Umso schöner ist es, dass nun nach gut drei Jahren Bauzeit die Sanierung unmittelbar vor ihrem Abschluss steht. Die Verwirklichung des 20-Millionen-Euro-Projektes verdankt sich zu einem nicht geringen Teil beträchtlichen Zuschüssen von Bund, Freistaat und weiteren öffentlichen Zuschussgebern wie der Oberfrankenstiftung. Am 26. Juli um 11 Uhr wird das so frische wie bedeutsame Museum der Richard-Wagner-Stiftung und der Stadt Bayreuth offiziell (wieder-)eröffnet. Das Haus präsentiert sich nun mit einem von dem renommierten Berliner Museumsarchitekten Volker Staab entworfenen Erweiterungsbau und – das macht die vergrößerte Ausstellungsfläche möglich – mit drei inhaltlichen Schwerpunkten.
In Wahnfried selber wird den Besuchern am, wie es heißt, „authentisch-auratischen Ort“, eine Dokumentation zur Vita, zu Werk und Wirken geboten. Das Erdgeschoss erlaubt einen vollständigen Einblick in die Zeit, und Wagners Welt, um 1880. Im Zwischengeschoss werden in wechselnden Ausstellungen Dokumente aus der Handschriften- und Grafiksammlung zu sehen sein. Der Erweiterungsbau nimmt sich der Aufführungsgeschichte der Festspiele von 1876 bis heute an. So werden Kostüme und Apparate ebenso präsentiert wie historische Bühnenbildmodelle.
Auf die Frage, was er sich denn für die Zukunft des Hauses wünsche, antwortet Sven Friedrich: „Wir wünschen uns natürlich nachhaltig zahlreiche Besucher und interessierten Zuspruch sowie einen wesentlichen Impuls für das touristische Marketing. Wir hoffen, an diesem zentralen Ort durch die Vielseitigkeit der musealen Angebote und Veranstaltungen verschiedenste Adressatenkreise ansprechen und diesen auf verschiedensten Ebenen das Phänomen Wagner vermitteln zu können.“ Die hauseigenen „musealen Angebote“ können Besucher im Übrigen im Handumdrehen nach eigenem Gusto erweitern, indem sie etwa das in direkter Nachbarschaft gelegene Sterbehaus von Franz Liszt, Wagners Schwiegervater, in Augenschein nehmen oder das gleichfalls nahe Jean-Paul-Museum der Stadt Bayreuth.
Zwei, drei absolute Raritäten oder Kostbarkeiten will und kann der Museumsleiter gar nicht nennen. Denn bei „nahezu ausnahmslos allen Exponaten“ aus dem überaus reichen Bestand handele es sich um „seltene oder gar einmalige Kostbarkeiten und Originale, die nur und ausschließlich hier zu sehen“ seien. Das Bayreuther Richard Wagner Museum ist eben einmalig, und mit der Sanierung, mit der Erweiterung, ist es noch einzigartiger geworden. Natürlich geht mit der Modernisierung eine, so Friedrich, „gegenüber früher extreme Steigerung des Bedarfs an Betriebsmitteln“ einher. Genaue Zahlen könnten sich erst durch die Erfahrungen des laufenden Betriebs ergeben, was für die Stiftung natürlich eine große Herausforderung darstelle. „Wir gehen jedoch davon aus“, gibt Friedrich sich zuversichtlich, „dass durch gemeinsame Anstrengungen vor allem der öffentlich-rechtlichen Mitstifter auch der künftige Mittelbedarf auskömmlich wird finanziert werden können.“ Dem ist weiter nichts hinzuzufügen.
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