Klassiker

Viel Silvesterglanz und Neujahrsromantik

Die fränkischen Symphonieorchester und anderen Veranstalter symphonischer Konzerte gehen ideenreich auf den Jahreswechsel zu

veröffentlicht am 03.12.2025 | Lesezeit: ca. 9 Min. | von Martin Köhl

Am 1. Dezember spielt der Cellist Sheku Kanneh-Mason beim gVe Erlangen

Am 1. Dezember spielt der Cellist Sheku Kanneh-Mason beim gVe Erlangen, Foto © Jake Turney

Die Bamberger Symphoniker frönen seit Saisonbeginn der Aufforderung „Komm, wir spielen“. Spielfreude ist in der Tat auch angesagt in den Konzerten am 6./7. Dezember, wenn Elim Chan Sofia Gubaidulinas „Märchenpoem“ für Orchester und Béla Bartóks Konzert für Orchester dirigiert. Der weltweit gefeierte Violinvirtuose Augustin Hadelich wird das Violinkonzert a-moll von Antonín Dvořák interpretieren. Am 12./13. Dezember kommt der mittlerweile 98-jährige Grand Seigneur der Dirigentenzunft, Herbert Blomstedt, nach Bamberg – das ist ein Termin, dem viele stets entgegenfiebern. Beethovens 4. Symphonie steht auf dem Programm, nach der Pause die 5. Symphonie von Jean Sibelius.

Schon am 18./19. Dezember geht es weiter mit der 5. Symphonie von Gustav Mahler und dem Violinkonzert von Mendelssohn-Bartholdy, gespielt von María Dueñas. Philippe Jordan dirigiert. Die Silvesterkonzerte unter Aurel Dawidiuks Leitung sehen heuer ein „Programm à la carte“ vor, will heißen: Das Publikum wählt aus. Am 10./11. Januar wird's wieder böhmisch, wenn Jakub Hruša die „Suita rustica“ von Vitêzslava Kaprálová und Bohuslav Martinūs zweite Symphonie dirigiert. Julia Hagen spielt das Violoncellokonzert h-moll von Antonín Dvořák. Ehrendirigent Manfred Honeck kommt am 15./16. Januar wieder, diesmal mit einem russischen Programm, in dessen Mittelpunkt die Interpretation des zweiten Violoncellokonzertes von Dmitri Schostakowitsch durch Truls Mørk steht. Eine öffentliche moderierte Probe am 19. Januar mit dem Chefdirigenten und Sol Gabetta dürfte aufschlussreich werden.

Das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg begibt sich für das zweite Sinfoniekonzert am 14. Dezember in die Morizkirche, um unter dem Motto „Gnade und Erlösung“ Werke des Coburger Komponisten Marcus Maria Reißenberger aufzuführen. Dessen Psalm 130 sowie eine Weihnachtsmusik (als Uraufführung) stehen auf dem Programm. Das 3. Sinfoniekonzert mit Terminen an Silvester und Neujahr ist dem 250. Jubiläum der Gründung der USA gewidmet und steht unter der naheliegenden Devise „I Like to be in America“. Da liegt man natürlich nicht falsch, wenn Werke von Bernstein („West Side Story“) und Gershwin (Klavierkonzert) sowie eine Ellington-Hommage zu erwarten sind. Daniel Carter dirigiert, Frank Dupree wagt sich an das virtuose Klavierkonzert.

In Erlangen holt der dortige gVe mit Sheku Kanneh-Mason einen Überflieger der Violoncello-Welt in die Heinrich-Lades-Halle. Der junge Solist aus England mit Wurzeln in Sierra Leone wird am 1. Dezember das erste Violoncello-Konzert a-moll von Camille Saint-Saëns spielen. Das Konzert des London Philharmonic Orchestra unter Edward Gardners Leitung beginnt mit einer Ouvertüre Edvard Elgars und endet mit der dritten Symphonie a-moll Sergei Rachmaninoffs. Instrumentenwechsel ist dann im Neuen Jahr. Joshua Bell wird seine Violine am 14. Januar auspacken und mit der Academy of St Martin in the Fields Werke von Mozart und Brahms interpretieren. Der berühmte Geiger greift an diesem Abend auch zum Taktstock.

Im Stadttheater Fürth ist für das Neujahrskonzert am 5./6. Januar ein schwäbischer Gast angesagt. Die Stuttgarter Philharmoniker, ein mittlerweile 100 Jahre altes Eliteorchester, interpretieren unter der Leitung des russischen Dirigenten Andrey Boreyko Werke aus dem Repertoire von Oper und Konzert unter der Überschrift „Seltene Soli“, so u.a. Konzerte für Alphorn, Theremin (einem 1920 erfundenen elektronischen Musikinstrument) und Stepptanz.

Bei den Hofer Symphonikern steht am 5. Dezember ein Festkonzert in der Freiheitshalle an, das einen Hymnus von Wolfram Graf aus Anlass des 80-jährigen Jubiläums des Orchesters auf dem Programm stehen hat. Außerdem erklingen Beethovens „Eroica“ und ein „Concerto Romantico“ für Viola und Orchester von Paggy Glanville-Hicks. Am 23. Dezember begleitet das Orchester live den weihnachtlichen Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.

Neujahrskonzerte gibt es vom 5. bis 9. Januar in Kulmbach, Hof, Selb und Tirschenreuth unter Luis Toro Arayas Leitung und mit einem musikalischen Feuerwerk, in dessen Mittelpunkt die faszinierende Stimme von Sopranistin Leonor Bonilla steht. Das 5. Symphoniekonzert am 23. Januar unter dem Titel „Von Bach zu Mozart“ sieht u.a. eine Sinfonia des „Londoner Bachs“ Johann Christian vor, der ein Sohn Johann Sebastians war.

Die Nürnberger Symphoniker sind Anfang Dezember intensiv beschäftigt mit Kinder- und Adventskonzerten. Am 13./14. des Monats versprechen das 7. und 8. Symphonische Konzert „Weihnachten mit Albrecht Mayer“, wobei unter Mitwirkung des Kammerchores der Nürnberger Hochschule für Musik Werke von Humperdinck, Bach, Tschaikowsky und Tarkmann aufgeführt werden. Die Neujahrskonzerte in Ansbach (4.1.) und in der Nürnberger Meistersingerhalle (5.1.) leitet Chefdirigent Jonathan Darlington, als Solist tritt Bryan Cheng mit Camille Saint-Saëns' Violoncellokonzert auf. Ansonsten geht es mit Tarantella und „Lustiger Witwe“ ziemlich ausgelassen zu.

Das 11. Abokonzert am 18. Januar, abermals unter Darlingtons Dirigat, ist mit Werken von Dvořák, Schubert und Brahms ganz der Romantik gewidmet. Zwei Streicher spielen die Soli: das Brüderpaar Claudio Bohórquez (Violoncello) und Oscar Bohórquez (Violine). Die Nummer 12 der Konzertreihe sieht am 24. Januar die Orgelsymphonie von Saint-Saëns vor, gespielt von Anna Lapwood an der großen Steinmeyer-Orgel der Meistersingerhalle. Der zweite Symphoniker-Plus-Termin am Monatsende ist dem Stummfilm „The Black Pirate“ mit Live-Orchester-Begleitung gewidmet.

Die Philharmonischen Konzerte des Staatstheaters Nürnberg machen im Dezember eine Pause, doch im Neuen Jahr geht es um so intensiver wieder los. Zunächst mit einer „Wiener Melange“, und die klingt natürlich so ganz nach Neujahr und Musik der leichteren Genres. Roland Böer und die Staatsphilharmonie laden vom 3. bis 6. Januar ein zur Exkursion in die Musikstadt Wien. Musikalische Neujahrsgrüße überbringen dabei nicht nur die „walzenden“ Vertreter der Strauß-Dynastie, sondern auch deren Vorgänger der Wiener Klassik und der frühen Romantik. Das 3. Philharmonische Konzert am 16. Januar konfrontiert mit einem dezidiert russischen Programm, in dessen Mittelpunkt die Interpretation von Sergej Prokofjews erstem Violinkonzert durch Maria Joudenitch steht. Axel Kober dirigiert Werke von Michail Glinka und Peter Tschaikowsky.

Beim Philharmonischen Orchester Regensburg ist am 14. Dezember das zweite Familienkonzert dran und wird das Orchesterhörspiel „A Christmas Carol“ von Henrik Albrecht (nach Charles Dickens) vorstellen. Im Neuen Jahr findet gleich am 1. Januar das 3. Philharmonische Konzert statt, das dem Motto „Zwischen_Welten“ gewidmet ist. Passend dazu ist die Auswahl der Komponisten, deren Werke auf dem Programm stehen, so Kurt Weill, Paul Schoenfield und Joseph Beer. Jüdische Tanzmusik wird hier in einen sinfonischen Rahmen gestellt. Am 24. Januar findet eine originelle Idee ihre Anwendung, wenn ein Sonderkonzert unter dem Titel „Erstklassik D-Dur“ im Neuhaussaal stattfindet. Bei Werken von Mozart, Haydn und Jan Vaclav Voríšek lässt sich feststellen, wie unterschiedlich ein und dieselbe Tonart klingen kann, wenn sie aus verschiedenen Epochen stammt.

Beim Theater der Stadt Schweinfurt steht am 6. Januar das Neujahrskonzert mit den Kölner Symphonikern und der Kammeroper Köln an. Natürlich fokussiert Inga Hilsberg am Dirigentenpult dann Werke des Strauß-Jubilars. Am 22. Januar fahren die Schweinfurter Musikbegeisterten nach Bamberg, um die dortigen Symphoniker unter Jakub Hrušas Leitung zu hören.

Die TauberPhilharmonie in Weikersheim lädt am 2. Januar zum Neujahrskonzert. In der Konzertreihe „zwei:takt“ der Jeunesses Musicales Deutschland und der Tauberphilharmonie steht das „Konzert für Orchester“ Béla Bartóks auf dem Programm, das eher eine ausgewachsene Symphonie ist. Korbinian Altenberger wird das Violinkonzert D-Dur von Johannes Brahms interpretieren, am Dirigentenpult regiert Ustina Dubitsky.

Die Würth Philharmoniker haben auch am Jahresende ein dichtes Programm zu bieten, beginnend am 7. Dezember mit einem vorweihnachtlichen Familienkonzert zum Thema „Hänsel und Gretel“. Am 13. Dezember sind „Musikalische Klangwelten“ angesagt, und diese drehen sich unter Claudio Vandellis Dirigat um C.P.E. Bach, Joseph Haydn und Franz Schubert. Solist ist Kian Soltani in Haydns Violoncellokonzert Nr.1 C-Dur. Nach einem Auftritt in Rorschach kommen die dort gebotenen „Festlichen Klänge“ am 20. Dezember auch nach Künselsau. Dann dirigiert Martin Panteleev das Orchester, und József Lendvay greift für ein virtuoses Solo zu seiner Violine. Das Neujahrskonzert am 6. Januar sieht den gefeierten Bariton Nicola Alaimo im Mittelpunkt, begleitet in einem dezidiert italienischen Repertoire vom Dirigenten Andriy Yurkewych. Der begnadete Oboist François Leleux tritt am 24. Januar nicht nur mit seinem Soloinstrument auf, sondern dirigiert auch die Würth Philharmoniker bei der Interpretation von Beethovens „Eroica“ und Nicolas Bacris vierter Symphonie mit dem Beinamen „Sturm und Drang“.

Das Philharmonische Orchester Würzburg lädt am 6./7. Dezember zur „Musikalischen Schlittenfahrt“ in die Theaterfabrik Blaue Halle ein. Ebendort finden auch die Weihnachtskonzerte am 5. und 7. Dezember statt. Die Neujahrskonzerte am 4., 5. und 6. Januar offerieren unter der Leitung von Generalmusikdirektor Mark Rohde Klassiker des sinfonischen Repertoires von Johann Strauß bis Igor Strawinsky. Das dritte Sinfoniekonzert aus der Aboreihe konfrontiert am 22. Januar, ebenfalls unter dem Dirigat des GMD Mark Rohde, mit den „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Mussorgky. Zuvor interpretiert Naoka Aoki das Violinkonzert von Johannes Brahms. Ort: Hochschule für Musik.

Schlagworte:

Ähnliche Artikel: