Vorhang auf!

Dating-Apps auf dem Prüfstand

In „Experiment Tinder“ nimmt Andrea Hintermaier mit Witz und Tiefgang die Mechanismen des modernen Datings unter die Lupe

veröffentlicht am 07.12.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Elke Walter

Die Tafelhalle Nürnberg zeigt das partizipative Theaterstück „Experiment Tinder“

Die Tafelhalle Nürnberg zeigt das partizipative Theaterstück „Experiment Tinder“, Foto © Sebastian Autenrieth

Dating-Apps erfreuen sich großer Beliebtheit. Per Online-Angebot zur Verabredung, zum Flirt oder gar zur großen Liebe? Verlockende Aussichten. Die österreichische Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Andrea Hintermaier spielt in „Experiment Tinder“ mit dieser Art, Kontakte zu knüpfen, verschiedene Paarungen durch. In langer Recherche hat sie ein Szenen-Kaleidoskop entworfen, das Tinder-Situationen paraphrasiert. Am 19. und 20. Dezember 2025 ist das Stück in der Nürnberger Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62, zu sehen.

Zu Beginn der Corona-Pandemie konnten Zuschauerinnen und Zuschauer das Stück online erleben. Die Nachfrage war groß und so entwickelte sich die Produktion zum großen Streaming-Erfolg. Nun kommt „Experiment Tinder“ erstmals vor, beziehungsweise mit Publikum in die Tafelhalle.

Gemeinsam mit Julian Keck und Christin Wehner begibt sich die Zuschauerschaft auf eine interaktive Reise in die Welt des Online-Datings. Episodenhaft kommen unterschiedliche Tinder-Paarungen ins Spiel. In raschem Wechsel erlebt das Publikum so, hautnah, politisch, tragisch-komisch und stellenweise recht skurril, wie solche Treffen ablaufen könnten, vielleicht, wie es danach mit den beiden weitergeht. Die Spielszenen spiegeln ganz verschiedene Geschichten wider, etwa einen Familienvater, der seiner Jugendliebe ein Kind verspricht oder auch einen Verschwörungstheoretiker, der eine Feministin stalkt. In einer anderen Paarung trifft Adolf auf Eva, was durchaus Assoziationen in die Vergangenheit zulässt. Die Situation beleuchtet deutsche Zeitgeschichte, rückt politische und gesellschaftliche Entwicklungen, etwa Nürnbergs Geschichte als ehemalige Nazi-Hochburg in einen szenischen Kontext.

Ein emotionales Auf und Ab begleitet die Figuren bei ihrem Zusammentreffen, wobei sich die jeweiligen Beweggründe ganz verschieden zeigen. Die einen auf der Suche nach der „wahren Liebe“ und Partnerschaft, andere vielleicht nur nach einem Flirt, nach Freundschaft oder auch nur nach einem Sex-Abenteuer. Die Herausforderungen sind groß, wirbeln die Beteiligten durch eine weite Palette an emotionalen Ausprägungen. Was auf die Einzelnen beim Online-Dating zukommen kann, ob Liebe, Ablehnung oder gar Diskriminierung das Treffen einfärben, kann sehr unterschiedlich ausfallen. Unter anderem dienen das Foyer der Tafelhalle oder auch die Garderobe der Produktion als Spielorte. Das Publikum wandert mit den beiden Hauptfiguren mit.

Am 19. und 20. Dezember ist „Experiment Tinder“ in der Nürnberger Tafelhalle zu sehen. Weitere Informationen zu den beiden Spielterminen gibt es unter www.kunstkulturquartier.de.

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