Musik als Sprache der Seele
Mark Rohde ist neuer Generalmusikdirektor am Mainfranken Theater Würzburg
veröffentlicht am 23.12.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Elke Walter
Mark Rohde ist der neue Generalmusikdirektor des Mainfrankentheaters Würzburg, Foto © Thomas Obermeier
Seit Beginn der Spielzeit 2025/26 ist Mark Rohde der neue Generalmusikdirektor (GMD) am Mainfranken Theater Würzburg. Der gebürtige Hamburger tritt damit die Nachfolge von Enrico Calesso an. Rohde entstammt einer Musikerfamilie, so war Musik für ihn von Kindheit an prägend. Zunächst studierte er Violine in Frankfurt am Main, bevor er dann ein Dirigierstudium in Hamburg folgen ließ. Stationen seiner bisherigen Laufbahn waren unter anderem die Tätigkeit als Korrepetitor in Osnabrück oder auch als 1. Kapellmeister an der Staatsoper Hannover – als stellvertretender GMD am Nationaltheater Mannheim –, bevor er 2020 als GMD an das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin wechselte, wo er bis Ende der letzten Spielzeit auch tätig war. Jetzt wird er in selber Position den musikalischen Weg des Theaters sowie des Philharmonischen Orchesters Würzburg, ab sofort sein Stammorchester, gestalten. Rohde gilt als erfahrener und umsichtiger Musiker, der neben bekanntem Repertoire immer wieder auch Werke vergessener Komponist:innen und Zeitgenössisches in den Blick rücken möchte. Wir haben uns zu einem Gespräch mit dem neuen GMD getroffen.
Herzlich willkommen, Herr Rohde! Ihre Arbeit am Mainfranken Theater haben Sie mit der Opernproduktion La Traviata sowie Ihrem 1. Sinfoniekonzert mit Werken von Richard Wagner und Anton Bruckner begonnen. Was bedeutet für Sie Musik im Allgemeinen beziehungsweise gibt es einen Leitfaden für Ihre Konzertauswahl?
Wagner und Bruckner sind tatsächlich Komponisten, die ich sehr schätze und selbst gerne höre. Daher war für mich schnell klar, dass sie bei meinem ersten Konzert in Würzburg auf dem Programm stehen sollen. Ein direktes Motto möchte ich nicht für eine Spielzeit setzen, das würde die Auswahl zu sehr einschränken. Ich lasse mich bei der Auswahl lieber von einem vielfältigen Werkangebot sowie der Qualität der ausgewählten Stücke leiten, die unserem Publikum, aber auch dem Orchester große Freude und gute Unterhaltung bringen sollen. Sicher werden da Stücke des klassischen Repertoires auf den Programmen stehen, aber es wird auch Unbekanntes und Neues zu finden sein. Das sehe ich auch als meine Verpflichtung an. Eine dieser Entdeckungen war die hervorragende und heute leider fast vergessene Komponistin Ethel Smyth.
Musik generell ist für mich etwas Existenzielles, sie ist gleichsam die Sprache der Seele. Zudem, und das ist besonders auch in Krisenzeiten wesentlich, kann sie uns helfen, etwa für die Zeit eines Konzertes die Welt um uns herum auszublenden, und dadurch neue Kraft und Energie zu tanken. Katastrophal finde ich die Kürzungen musikalischer Projekte, besonders auch für Kinder und Jugendliche. Viele Studien belegen die positive Auswirkung, die gemeinsames Musizierens auf das Lernverhalten, die Gemeinschaftsbildung, das Selbstbewusstsein und auch auf die kognitive Entwicklung junger Menschen hat. Dem wollen wir auch mit Familienkonzerten oder der Reihe „Ohren auf!“ begegnen. Musik bleibt aber auch lebenslang von großer Bedeutung.
Die Zusammenarbeit mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg ist dabei ein wesentlicher Bestandteil Ihrer Arbeit. Wie würden Sie Ihren Führungsstil als Dirigent beschreiben?
Zu meinen Aufgaben gehört neben der Gestaltung der Programme natürlich auch das Erarbeiten mit dem Orchester. Was gesellschaftlich ein wichtiger Bestandteil ist, also das Diskutieren über verschiedene Möglichkeiten, um letztlich einen Kompromiss finden zu können, kann im Probenalltag nicht gleichermaßen funktionieren. Nach ausgiebigem Partiturstudium, bei dem ich mir einen Gesamtüberblick eines Werkes verschaffe, kann ich meinen Musikerinnen und Musikern ein Gerüst geben, mit dem wir arbeiten können. Dabei bleibt es immer wichtig, dem Kollegium mit Wertschätzung zu begegnen, wenn möglich z. B. bei Soli auch einmal Freiräume zu geben. Das von mir erarbeitete Grundgerüst ist aber nicht verhandelbar. Die Herausforderung besteht für mich darin, dem Orchester meine Vorstellung so zu vermitteln, dass alle meinen Weg nachvollziehen und die innere Notwendigkeit genau dieser Werkauslegung annehmen, gleichzeitig aber auch Freude am Werk entwickeln können. Meine Begeisterung für ein Werk möchte ich dem Orchester vorleben und die Kolleg:innen damit ins Boot holen.
Bei Ihrem 1. Sinfoniekonzert haben Sie bei einer Konzerteinführung dem Publikum das Programm, inklusive markanten Stellen am Flügel, vorgestellt. Wie wichtig ist für Sie der Kontakt zum Publikum?
Ohne Publikum läuft unsere Arbeit ins Leere. Mir ist der Kontakt zu den Menschen sehr wichtig, da wir die Konzerte ja für sie spielen. Einführungen oder auch eine Konzertmoderation geben mir die Möglichkeit, das Publikum mitzunehmen und meine Beweggründe für ein Programm zu beschreiben. Wer zur Einführung kommt, soll einen Mehrwert erleben und die Werke noch bewusster hören können.
Besonders freuen würde mich, wenn ich meine musikalische Begeisterung dem Publikum vermitteln und so auch das Vertrauen in unsere Arbeit stärken könnte, damit die Menschen gerne auch zu anderen Konzerten oder Opernproduktionen kommen. Konzerte bieten auch Begegnungsräume, ein gemeinsames Konzerterlebnis in Echtzeit.
Vielen Dank für das Gespräch, alles Gute für Ihre Arbeit am Mainfranken Theater Würzburg.