Ein Fest der Literatur und Begegnungen
Das Bayreuther Leselust-Festival ist eine Hommage an das geschriebene Wort und an die Freude am gemeinsamen Zuhören
veröffentlicht am 27.12.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Charlotte Heß
Was verbindet Pater Anselm Grün, Karl-Theodor zu Guttenberg, Andrea Sawatzki, Martin Sonneborn und Joachim Gauck? Ein Umstand, der zunächst nicht unmittelbar auf der Hand liegt: Sie alle waren bereits Gäste des Bayreuther Leselust-Festivals. Die literarische Veranstaltungsreihe, die sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich etabliert hat, wird auch in der kommenden Saison fortgeführt und verwandelt die Stadt einmal mehr in eine Hochburg der Literatur und des Lesens. Das Festival erstreckt sich vom 13. Januar bis 26. Februar 2026.
Der offizielle Auftakt findet am 13. Januar statt. Zu Gast ist die Bestsellerautorin Caroline Wahl, die sich mit ihren Romanen „22 Bahnen“ und „Windstärke 17“ innerhalb kurzer Zeit einen Platz im deutschsprachigen Literaturbetrieb gesichert hat. In ihrem aktuellen Werk „Die Assistentin“ rückt sie die berufliche Situation einer jungen Mitarbeiterin im Verlagsumfeld in den Mittelpunkt. Erzählt wird die Geschichte von Charlotte, die im Vorzimmer eines Verlagsleiters Halt und Anerkennung sucht, aber letztendlich Grenzen überschreitet, die sie selbst kaum wahrnimmt. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie berufliche Anforderungen Lebensentscheidungen prägen und wie viel Anpassung man bereit ist zu leisten.
Am 17. Januar steht dann das junge Publikum im Mittelpunkt: Schauspieler Stephan Bach präsentiert „Helden der Weide“, ein unterhaltsames Lesetheater nach dem Kinderbuch von Rosa Marin. Auf dem Biohof von Bauer Obbo herrscht Alarmstufe Rot, seit Hochlandrind Shaggy eingezogen ist und merkwürdige Kräuterdiebe ihr Unwesen treiben. Mit Wortwitz und Spielfreude lässt Bach den Stall zum Schauplatz eines tierisch turbulenten Abenteuers werden.
Politisch wird es am 22. Januar: Gregor Gysi, langjährige prägende Figur der Linken, trifft gemeinsam mit dem Journalisten Hans-Dieter Schütt auf das Bayreuther Publikum. Ihr gemeinsames Buch „Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi“ entstand aus Gesprächen, die die beiden auf Lesereisen geführt haben. Dabei handelt es sich um kurze, spontane Dialoge über politische Entwicklungen, gesellschaftliche Stimmungen und persönliche Alltagssituationen. Der Abend ist als moderiertes Gespräch ausgelegt, bei dem nicht nur aktuelle politische Fragen aufgegriffen werden, sondern auch privatere Themen ihren Platz finden.
Nur einen Tag später, am 23. Januar, übernimmt Bestsellerautor Jan Weiler das Podium. In seiner Sammlung „Das Beste! Mein Leben zwischen Pubertieren“ fasst er die Höhepunkte seiner mittlerweile legendären Kolumnen zusammen. Weiler erzählt von den ersten Anzeichen aufziehender Pubertät, von chaotischen Familienepisoden, von Partys, Pickeln und Popsongs. Und von dem Moment, in dem die Kinder irgendwann aus dem Haus sind. Es ist eine humorvolle, teils auch rührende Rückschau auf siebzehn Jahre elterlicher Erfahrungsforschung.
Am 24. Januar folgt Radiomoderator Fritz Egner, dessen Name für Generationen von Hörer:innen untrennbar mit Sendungen wie „Fritz & Hits“ oder „Pop nach 8“ verbunden ist. In seiner Autobiografie „Mein Leben zwischen Rhythm & Blues“ blickt er auf einen Berufsweg zurück, der zufällig begann, aber umso konsequenter verlief. Er beschreibt seinen Weg vom Toningenieur zum Radio- und TV-Moderator und beleuchtet berufliche Stationen aus fast fünf Jahrzehnten Mediengeschichte. Seine Erinnerungen verbinden persönliche Anekdoten mit Einblicken in einen Arbeitsbereich, der sich technisch und organisatorisch stark verändert hat.
Den Abschluss im Januar bildet Jürgen Todenhöfer am 30. des Monats, der in „Und folgt dir keiner, geh allein“ seine biografische Spurensuche vorlegt. Das Buch beschreibt nicht nur Kindheit und Karriere des ehemaligen Politikers und Medienmanagers, sondern auch seinen Schritt weg von institutioneller Macht hin zu einer persönlichen Mission gegen Krieg, Diskriminierung und Intoleranz. Todenhöfer verbindet Lebensbericht mit Reflexionen über internationale Politik und Fragen moralischer Verantwortung.
Finaler Gast des Lesefestivals ist am 26. Februar Axel Hacke. Sein aktuelles Buch „Wie fühlst du dich?“ beschäftigt sich mit der Rolle von Emotionen im gesellschaftlichen Diskurs. Hacke beschreibt, wie stark Gefühle heute öffentliche Debatten und private Gespräche beeinflussen. Hacke fragt, was dieses ständige Fühlen mit uns macht, wie es Politik und soziale Medien beeinflusst, und wie man inmitten der Reizüberflutung eine innere Haltung bewahrt. Zusätzlich zur Buchvorstellung liest Hacke weitere ausgewählte Texte, die sicherlich für einen abwechslungsreichen und nachdenklichen Abend sorgen werden.
Das Bayreuther Leselust-Festival wird von der VR-Bank Bayreuth-Hof und dem Nordbayerischen Kurier präsentiert. Auch wieder dabei ist die Buchhandlung im Kircheneck, die unterstützend mit Büchertischen und als Vorverkaufsstelle mitwirkt.
Weitere Informationen und Tickets gibt es unter www.motion-kommunikation.de.
Caroline Wahl
„Die Assistentin“
Dienstag, 13. Januar 2026, 20 Uhr
Stephan Bach
„Helden der Weide“ (Lesetheater für junges Publikum nach Rosa Marin)
Samstag, 17. Januar 2026, 11 Uhr
Gregor Gysi & Hans-Dieter Schütt
„Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi“ (Moderiertes Gespräch)
Donnerstag, 22. Januar 2026, 20 Uhr
Jan Weiler
„Das Beste! Mein Leben zwischen Pubertieren“
Freitag, 23. Januar 2026, 20 Uhr
Fritz Egner
„Mein Leben zwischen Rhythm & Blues“
Samstag, 24. Januar 2026, 20 Uhr
Jürgen Todenhöfer
„Und folgt dir keiner, geh allein“
Freitag, 30. Januar 2026, 20 Uhr
Axel Hacke
„Wie fühlst du dich?“
Donnerstag, 26. Februar 2026, 20 Uhr