Meredith Monk – „Cellular Songs“

Mit „Cellular Songs“ veröffentlicht Meredith Monk ein Spätwerk, das sich repetitiv durch ihr langjähriges Schaffens denkt, um eine neue Nuance zu bergen. Gemeinsam mit ihrem Vokalensemble erschafft sie ein klangliches Universum, das einmal mehr weit über das bloße Singen hinausgeht. Stimmen werden zu Instrumenten, Körper zu Resonanzräumen. Man hört Atem, Rufe, Summen, Geflüster, Pfiffe, Sprachfetzen – eine lebendige Vielfalt, die zwischen Musik, Bewegung und purer Existenz oszilliert.

Das Album widmet sich auch dem Prinzip des Zellulären – dem Entstehen und Vergehen, der Verbindung und Trennung, der ständigen Veränderung. Aus kleinsten vokalen Gesten erwachsen komplexe Gefüge, die an mikroskopische Prozesse erinnern. Monk komponiert mit minimalen Mitteln, doch ihre Musik entfaltet sich zu etwas Überzeitlichem: archaisch, elementar und dennoch erstaunlich gegenwärtig. Monotonie, Wiederholung und Dynamik legen die roten, sich kreuzenden Fäden.

Die Stimmen ihres Ensembles verschmelzen zu dicht gewobenen Harmonien, öffnen sich wieder, lassen Raum für Obertöne und fragile Resonanzen. Immer wieder entstehen Momente, in denen Klang und Stille sich berühren – als würde die Musik selbst atmen. Diese Mischung aus Struktur und Intuition, aus Kontrolle und Hingabe, ist typisch für Monks Werk, auch hier erreicht sie ihre bekannte, puristische Klarheit im Ungeahnten, in der Überraschung.

„Cellular Songs“ ist kein Rückblick, sondern ein Höhepunkt: Musik als lebender Organismus, als zirkulierende Energie. Meredith Monk bleibt auch nach Jahrzehnten eine Suchende – offen, mutig, jenseits aller Kategorien. Eine Klangreise, die zugleich uralt und vollkommen neu klingt. Ein weiterer Baustein ihres inzwischen epochalen Gesamtwerkes.