Winterjazz & Weihnachtssoul
Wo es im Advent und darüber hinaus groovt, swingt und berührt
veröffentlicht am 01.12.2025 | Lesezeit: ca. 10 Min. | von Andreas Bär
Leiser die Glocken nie klingen – dafür die Beats in der Vorweihnachtszeit umso lauter – wenngleich auch oftmals etwas bedächtiger als sonst. Art. 5|III hat sich umgesehen in der Region und zahlreiche Leckerbissen aufgetan, die es sich zu besuchen lohnt. Wie immer wertungsfrei und in alphabetischer Reihenfolge der jeweiligen Orte.
Nach einer von Presse und Publikum gefeierten Tournee im letzten Jahr kommen die Brasilianerin Marcia Bittencourt und der argentinische Gitarrist Dami Andres mit dem Programm ihrer brandneuen CD „Incredibly Latin“ wieder nach Deutschland und sind am 1. Dezember 2025 beim Jazzclub Abensberg e.V. zu Gast.
„Mit der musikalischen Tradition was Geiles machen, sie aber nicht verhunzen“ – so umschreibt der gebürtige Partenkirchner Marcel Engler a.k.a. Loisach Marci seine Ambitionen zwischen Alphorn, Elektrosound und 14 selbst gespielten Instrumenten – am 24. Januar 2026 stellt er sein neues Album bei den Kammerspielen Ansbach vor. Ohrgängige, rhythmische Klangexperimente auf breiter Bass-Basis. Wirklich festzumachen ist das alles nicht, allzu facettenreich, zu weich, zu wild und zu frech wühlt er ausgiebig und gerne in allen verfügbaren Genres. Er beschreitet mit seiner alpinen Kunst zweifelsfrei einen ganz eigenen und neuen musikalischen Weg abseits der Konserve. Sie ist für ihn mehr als Kunst, sie ist ein Lebensgefühl.
Zum Jahresende hin stehen im Kulturpalast Anwanden einige Highlights der deutschsprachigen Szene auf dem Plan. Den Anfang macht dabei Martin Kälberer, der am 12. Dezember nach Anwanden kommt. Der Multiinstrumentalist ist vielen bekannt als langjähriger musikalischer Kompagnon von Werner Schmidbauer, mit dem er seit 1998 regelmäßig tourt und große Erfolge feiert. Kälberer ist jedoch auch als Solokünstler und mit eigenen Projekten eine feste Größe.
Große Töne darf man am 20. Dezember im Bad Kissinger Regentenbau erwarten: Stefanie Heinzmann gastiert mit einem Ensemble dort. Man nehme eine leere musikalische Leinwand, sechs klassische Instrumentalistinnen und Instrumentalisten sowie eine begnadete Soulsängerin und statte sie mit üppigen, lautmalerischen Pinseln aus. Dann schließe man sie gemeinsam in einen Proberaum und gebe ihnen zwei Hände voll eingängiger Popsongs. Diesmal werden die wunderbaren Songs von Stefanie Heinzmann in Beschlag genommen und auf links gedreht.
Von weihnachtlich gediegen bis hin zu After-Christmas-fetzig reicht das Portfolio des Jazzclubs Bamberg im Dezember. Während Johanna Schneider mit ihrer Band am 6. Dezember dem Fest charismatisch entgegenblickt, geht es danach peppig weiter. Die Schweinsohr Selection feiert am 13. Dezember ein Heimspiel, traditionell steht die Bamberger Uni Bigband am 20. Dezember auf der Bühne, ehe Rickbop and the Hurricanes am 27. Dezember das Halali für das kommende Kalenderjahr blasen - ganz im Stile der 50er- und 60er-Jahre.
Am 11. Dezember dürfen sich die Fans im Bechersaal Bayreuth auf das Fabian Willmann-Trio freuen, welches vom Jazzforum Bayreuth in den Ring geschickt wird. Mit in der Band ist neben Bassist Arne Huber auch Star-Schlagzeuger Jeff Ballard, der schon mit Ray Charles, Brad Mehldau oder Chick Corea gemeinsam spielte.
Im E-Werk in Erlangen geht es traditionell in der Vorweihnachtszeit noch einmal richtig rund – auch bei Jazz for free. Am 7. Dezember sind Stephan Greisinger und seine Band zu Gast. „Hide & Seek“ heißt es da – der Eintritt ist frei. Bei diesem musikalischen Versteckspiel gibt es einiges zu entdecken! Unter dem Motto „Freedom in the Groove“ vereint die Band kraftvolle Grooves, mitreißende Improvisationen und packende Melodien. Am 14. Dezember grooven Hans-Peter Albrecht und seine siebenköpfige Formation. Auch da gilt: Jazz for free! Hoher musikalischer Anspruch, überraschende Arrangements und die große Spielfreude der Musiker sorgen für einen ansteckenden und heißen Groove. Die kompakte Rhythmusgruppe, soulige Vocals, knackige Bläsersätze und dynamische Soli garantieren ein abwechslungsreiches Programm.
Del Congo a Cuba ist ein faszinierendes Duo, das die musikalischen Traditionen der kongolesischen und kubanischen Kulturen auf beeindruckende Weise vereint. Posaunist Denis Cuni Rodriguez und Jazzpianist Patrick V. Mabiala bringen nicht nur ihre kulturellen Wurzeln mit, sondern auch eine bemerkenswerte musikalische Virtuosität, die das Publikum in ihren Bann zieht. Am 8. Dezember gastieren sie im Rahmen der Jazz-Monday-Reihe in der Fürther Kofferfabrik. Am 12. Dezember gibt es noch einmal einen Leckerbissen: Die Ramrods, Band des legendären Hirsch-Mitbetreibers Peter Harasim gibt sich ein Stelldichein – zusammen mit Daily Grind, die einen perfekten Abend noch schöner machen.
Die Kulturscheune Höchberg ruft am 14. Dezember unter dem Motto „Swingin and Rolling around the X-Mas Tree“ mit Special Guest Blue Jazz Lounge All Star Band nach Höchberg. Für diesen besonderen, stilvollen Abend hat Felix Wiegand ein All Stars Ensemble zusammenstellen können, aus Musikern, die über das Jahr bei der Blue Jazzlounge zu Gast waren.
Am 12. Januar wird es im Hirsch Nürnberg legendär: Wishbone Ash gastieren in der Norisstadt. Über eine Umfrage in den sozialen Medien können Fans der Band ihre Wunschlieder einreichen – darunter auch selten gespielte Stücke. Diese Fan-Favoriten finden dann ihren Weg in die Live-Shows. So präsentieren Wishbone Ash bei ihren Konzerten eine ausgewogene Mischung aus zeitlosen Klassikern, raren Songperlen und neueren Titeln aus den letzten Jahren.
Im Loft Nürnberg wird es am 13. Dezember skurril weihnachtlich. Stille Nacht?! Von wegen! Wenn vier Gretchen zusammen Weihnachten feiern, ist Party angesagt. Und schon wird in bester A-Cappella Manier alles, aber auch wirklich alles musikalisch durcheinander gewirbelt. So werden traditionelle Christmas Carols zu Swing Hits, Frank Sinatra trifft auf Rolf Zuckowski und natürlich darf Whams! „Last Christmas“ nicht fehlen, allerdings - oh wie lacht! - im besten Denglish dargeboten.
Stimmungsvoll wird es am 28. Dezember in der Nürnberger Meistersingerhalle. Swing ist keine Stilrichtung, sondern eine Lebenshaltung – zumindest, wenn es nach Andrej Hermlin geht. Sein Swing Dance Orchestra ist eine der charmantesten und erfolgreichsten Big Bands Deutschlands. Mit seinem Programm „Winter Wonderland“ entführt das Ensemble sein Publikum auf eine musikalische Reise durch die kalte Jahreszeit – mit wärmenden Klassikern der 1930er- und 1940er-. Die Songs erklingen in authentischen Swing-Arrangements von Schlagzeuger David Hermlin, der zusammen mit Rachel Hermlin für den Abend verantwortlich zeichnet. Weiter geht es in der Meistersingerhalle im Januar, wenn die magische und oscarprämierte Musik von Sir Elton John und Hans Zimmer zusammen in einem einzigartigen Konzerterlebnis mit Orchester, Solisten, Chor und Leinwand-Animationen zu hören sein wird. Das ist das Kultmusical „Der König der Löwen“. Die Cinema Festival Symphonics unter der Leitung von Stephen Ellery aus London entführen aus dem kalten Winter direkt nach Afrika.
Im Jazzstudio in Nürnberg darf man sich am 5. Dezember auf Christina Jung und ihre Jungleband freuen. Jazznummern, die an den Glanz und an die Atmosphäre der großen Nachtclubs in New York, in New Orleans und in anderen Zentren der damaligen Jazzszene erinnern. Stilechte Soli, historisches Schlagzeugspiel und eine bluesige Bandsängerin sind Kennzeichen der 12-köpfigen Band. Die Besetzung mit drei Saxophonen oder Klarinetten, drei Trompeten, Posaune, Klavier, Banjo, Tuba oder Kontrabass und Schlagzeug orientiert sich an klassischen Vorbildern. Das komplette Programm mit zahlreichen Schmankerln von traditionellem Jazz bis hin zu Modern-Jazz-Projekten ist abrufbar unter www.jazzstudio.de.
Der ultimative Ausklang der Weihnachtsfeiertage: Alle Jahre wieder gastieren Melancholie-Großmeister Klaus Brandl mit rabenschwarzer Stimme und virtuoser Akustik-Gitarre und Chris Schmitt mit der Bluesharp in den Hallen von Vischers Kulturladen in Nürnberg – am 26. Dezember ist es wieder so weit.
Ein auch über Deutschland hinaus gefeiertes Jazz-Projekt gibt sich am 14. Dezember im Regensburger Jazzclub die Ehre. „Reveal“ heißt das neue, dritte Album der deutschen Schlagzeugerin Mareike Wiening und ihrem US-amerikanischen Quintett, welches 2022 beim Deutschen Jazzpreis als Band des Jahres nominiert war. Inspiriert ist die Musik nicht nur von den Einflüssen des Big Apples, sondern auch von Wienings früherer Lebensstation: Skandinavien.
Atemberaubend, faszinierend und unvergleichlich ist auch das Winterprogramm in der Kulturfabrik Roth. NATURALLY 7 erzeugen völlig ohne Instrumente den facettenreichen Klangkosmos einer ganzen Band mit Schlagzeug, Bass, E-Gitarre, Mundharmonika und Posaune. Am 6. Dezember sind sie im Rahmen ihrer Closer Look - 25 Years-Tour in Roth zu Gast.
In der Tauberphilharmonie in Weikersheim darf am 7. Dezember noch einmal gegrooved werden. Gregor Meyle besucht Unterfranken mit seinem unplugged-Programm.
In der Jegelscheune in Wendelstein geht es am 23. Januar erstmals wieder rund. Live-Konzerte von Smokestack Lightnin’, vier auf den Bühnen der Welt beheimatete Franken, sind eine Hommage an die Blütezeit der amerikanischen Musikgeschichte der 50er bis 70er Jahre. Sie zelebrieren Rootsmusik und kreieren Alternative-Country wie kaum eine weitere deutsche Band.
Am 21. Dezember haben die Fans noch einmal die Gelegenheit, den bezaubernden Andreas Kümmert heimatnah zu erleben. Er präsentiert voller Stolz in der Würzburger Posthalle seine neue live 2.0/25 tour, mit der er auf die Bühnen Europas zurückkehrt, um seine Fans mit einer einzigartigen Mischung aus gefühlvollem Blues, Soul und Rock zu begeistern. Im Gepäck hat er nicht nur neue Songs seines 2025 erscheinenden Albums, sondern auch eine ganz neue Sicht auf die Zukunft. Die Jazzinitiative Würzburg hat ebenfalls noch einige Leckerbissen für die Genre-Freunde in petto. Am 4. Dezember lädt das Frank Meiller Quartett zu einem besonderen musikalischen Abend ein: „Klezmer meets Jazz“ – ein spannendes Zusammentreffen zweier Musikwelten, die auf den ersten Blick unterschiedlich scheinen, aber auf überraschende Weise miteinander verschmelzen: im Keller Z87.