Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Pressemitteilung.
Aus dem Schatten ins Licht
Musikalische Entdeckungen für Streichtrio
veröffentlicht am 24.10.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Bei der Kammermusik im Aufseßhöflein gibt es am 8. November um 17 Uhr und am 9. November um 11 Uhr abwechslungsreiches Programm aus selten gespielten Stücken für Violine, Viola und Violoncello zu hören.
Das erste Stück des Konzertes ist ein Original-Fragment von W.A. Mozart, im Jahr 1788 geschrieben. Die Exposition des Werkes ist vollständig, danach folgen nur noch wenige Takte. Welch ein Unglück, dass Mozart diese wundervolle Musik nicht vollendete!
Die Streichtrios von Sir Lennox Berkeley und Mieczyslaw Weinberg sind beide Mitte des 20. Jahrhundert entstanden, sind aber im Stil so gegensätzlich wie die Komponisten es waren.
Lennox Berkeley, 1903 geboren, stammte aus einer englischen Adelsfamilie. Durch Empfehlung Maurice Ravels konnte er bei Nadia Boulanger in Paris studieren. Der Einfluss französischer Musik sowie seine Verehrung für Mozart, Chopin und Strawinsky ist in seinem Trio gut zu hören. Das Stück ist bittersüß, mit einzückenden Melodien und absonderlichen Begleitungen, spiritueller Intensität und virtuosem musikalischen Witz.
Mieczyslaw Weinberg wurde 1919 in Warschau geboren, wo sein Vater als Musiker an einem jüdischen Theater arbeitete. 1939 flüchtete er nach Minsk und 1941 nach Taschkent. 1943 schickte Weinberg seine erste Sinfonie an Dmitri Schostakowitsch , der ihm half, nach Moskau zu übersiedeln. Die Tragik des Krieges, die Verfolgung der Juden, seine Flucht und die Ermordung seiner Eltern und Schwester durch die Nazis hat in vielen Werken Weinbergs musikalischen Niederschlag gefunden. In dem Trio kann man Weinbergs Existenzkampf und seine Hoffnung hören: hintergründig-fröhlich, dann geheimnisvoll und gedrückt, mit folkloristischer Einfärbung durch die Klezmer-Anklänge im letzten Satz.
Wilhelm Reinhard Berger, 1861 geboren, war ein deutscher Komponist, Pianist und Dirigent. 1903 wurde Berger Hofkapellmeister in Meiningen, wo er bis zu seinem Tod mit 49 Jahren wirkte. Sein Nachfolger wurde Max Reger. Nach dem frühen Tod Bergers geriet sein musikalisches Schaffen in Vergessenheit. Erst in den 1980er Jahren begann eine allmähliche Renaissance seiner Werke. Stilistisch steht Bergers wunderschönes Trio Johannes Brahms nahe. Das große, fantasievolle Meisterwerk ist voller Kontraste - lebendig und sinnlich, heiter und ernst, hochexpressiv und verspielt.