Zeugin ihrer Zeit - Mahnerin für die Gegenwart
Käthe Kollwitz Ausstellung in der Forchheimer Christuskirche
veröffentlicht am 02.07.2015 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Die Berliner Grafikerin, Zeichnerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz gilt bis heute als eine der wichtigsten deutschen Künstlerinnen. Eine nach ihrem Werk gestaltete Plastik steht in der Neuen Wache Berlin, der zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Die Ausstellung wurde von der Ernst-Barlach Museumsgesellschaft Hamburg konzipiert und wird in der Forchheimer Christuskirche durchgeführt.
Der Durchbruch gelang Käthe Kollwitz 1898 mit der Auseinandersetzung des Dramas „Die Weber“ von Gerhardt Hauptmann. Die Uraufführung inspirierte sie zu ihrem ersten Zyklus, welcher auf der Berliner Kunstausstellung gezeigt wurde. Die Obrigkeit missachtete jedoch die sozialkritischen Arbeiten. In den Jahren danach folgen ein Zyklus zum Bauernkrieg (1902-1908) und mehrere Zeichnungen für die satirische Zeitschrift „Simplicissimus“. Wenige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs fällt ihr Sohn Peter in Belgien – er hatte sich freiwillig gemeldet. Käthe Kollwitz wird diesen Tod nie überwinden.
Die revolutionären Ereignisse in Russland 1918/19 lassen Käthe Kollwitz, wie viele andere Intellektuelle, erneut auf eine bessere Zukunft hoffen. Sie schlägt sich auf die Seite der Arbeiterbewegung, kann sich aber trotzdem Zeit ihres Lebens nicht für einen eindeutigen politischen Standpunkt aussprechen.
In den 20er Jahren erhält sie viele Aufträge für humanitäre und politische Einrichtungen: Für die Internationale Arbeiterhilfe entsteht ein Plakat gegen den Hunger in Russland und für die Kommunistische Partei ein Plakat gegen das Abtreibungsverbot; sie setzt sich auf künstlerischer Ebene für Kriegs- und Zivilgefangene ein und mit der sozialistischen Arbeiterbewegung gegen einen neuen Krieg. Im Zusammenschluss mit anderen deutschen Intellektuellen unterschreibt sie 1932 einen Appell, um der faschistischen Gefahr entgegenzuwirken.
Über die Druckgrafik als Mittel zur Vervielfältigung und Ausstellungen in Warenhäusern gelingt es ihr, über die Kunstszene hinaus bekannt zu werden und ein großes Publikum zu erreichen. Ihre Arbeiten stehen im Dienst der Anklage, der Mahnung, des Aufrufs: „Freilich reine Kunst … ist meine nicht. Aber Kunst doch. Ich bin einverstanden damit, dass meine Kunst Zwecke hat. Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.“
Käthe Kollwitz ist eine der bedeutendsten Frauen in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Ihr gelingt es, als Künstlerin bürgerlicher Herkunft vor der Not und sozialen Missständen nicht die Augen zu verschließen. Durch ihre eigene, eindringliche Bildsprache ruft sie zur Verbesserung der misslichen Umstände ihrer Mitmenschen auf. Das ist auch heute noch spürbar – und ihre Themen sind aktueller denn je.
Ausstellungszeitraum 13. Juni bis 9. August 2015, Dienstag bis Sonntag, 15 bis 19 Uhr.
Zur Ausstellung gibt es ein vielseitiges Rahmenprogramm, das unter www.kollwitz-forchheim.de abgerufen werden kann.
Copyright Fotos: © Ernst-Barlach Gesellschaft