Klassiker

Christian Gerhaher ist Bayerischer Kammersänger

Auch mit den Bamberger Symphonikern machte der Bariton Mahler

veröffentlicht am 26.07.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Selbstverständlich ist Christian Gerhaher auch bei den Bamberger Symphonikern bereits zu Gast gewesen. Unter Robin Ticciati machte der niederbayerische Bariton im Dezember 2012 im Joseph-Keilberth-Saal Gustav Mahlers „Kindertotenlieder“, und schon im April 2004 konnte man ihn und Chefdirigent Jonathan Nott in der Alten Oper mit den „Gesellenliedern“ bewundern. In die Dutzende gehen inzwischen die Auszeichnungen, die Gerhaher erhalten hat, darunter mehrfach den Echo Klassik (etwa 2009 als Sänger des Jahres), mehrfach auch den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, sodann den Rheingau Musikpreis und vor einer halben Dekade den MIDEM Classical Award. Seit dem zurückliegenden Donnerstagabend darf sich Gerhaher nun Bayerischer Kammersänger nennen.

Diesen Titel sprach ihm während des finalen Beifalls der Opernfestspielaufführung von Claudio Monteverdis „L’Orfeo“ im Münchner Prinzregententheater Kultusminister Ludwig Spaenle aus, im Beisein von Staatsopernintendant Nikolaus Bachler. Spaenle sagte: „Für herausragendes künstlerisches Wirken und besondere Verbundenheit mit der Bayerischen Staatsoper verleihe ich die Auszeichnung ,Bayerischer Kammersänger‘. Mit dieser Auszeichnung möchte der Freistaat Bayern seine Anerkennung für Christian Gerhahers große Kunst zum Ausdruck bringen. Als Bayerischer Kunstminister, aber auch ganz persönlich, hoffe und freue ich mich auf zahlreiche weitere glanzvolle Momente der Musikkunst, die der neue Kammersänger dem Publikum in München schenkt.“

Bachler charakterisierte das besondere an Gerhahers Größe so: „Wahrhaftigkeit, Innigkeit und Schönheit – Christian Gerhaher durchdringt Musik und Text wie kaum ein anderer – sei es auf der Opernbühne oder als Liedsänger. Wir sind stolz darauf, diesen herausragenden Künstler immer wieder an unserem Haus begrüßen zu dürfen und freuen uns auf eine weitere gemeinsame Neuproduktion in der Saison 2016/2017. “ Unter Noch-Generalmusikdirektor Kirill Petrenko wird der aus Straubing gebürtige Bariton Mitte März 2016 Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ interpretieren. Den Tenorpart wird Peter Seiffert übernehmen, der seit 1992 Bayerischer Kammersänger ist.

Tatsächlich ist Gerhaher vornehmlich für seine Mahler-Deutungen bekannt. Aber auch zwei ausverkaufte Liederabende an der Bayerischen Staatsoper mit Schubert-Zyklen (zum einen die „Winderreise“ von 1827, zum anderen „Die schöne Müllerin“ von 1823) fanden begeisterten Beifall. Sein Staatsopern-Debut gab Gerhaher, der letzten Freitag seinen Sechsundvierzigsten feiern konnte, vor fünf Jahren bei den Münchner Opernfestspielen in der Rolle des Wolfram von Eschenbach in Wagners „Tannhäuser“. Später machte er „Le nozze die Figaro“ (Graf Almaviva) und gab den Papageno. Im September kann man ihn am Zürcher Opernhaus in der Titelrolle von Alban Bergs „Wozzeck“ erleben, in Beethovens Neunter beim Silvesterkonzert des Leipziger Gewandhaus-Orchesters und, gleich morgen, bei den Salzburger Festspielen.

Im in der Hofstallgasse gelegenen Haus für Mozart wird sich Gerhaher ausschließlich Werken Gustav Mahlers annehmen, zunächst den „Liedern eines fahrenden Gesellen“, zum Schluss den „Kindertotenliedern“ und, als Mittelstück, einer Auswahl aus „Des Knaben Wunderhorn“. Am Flügel begleitet ihn, wie so oft, Gerold Huber. Mit Huber, der an der Würzburger Musikhochschule eine Professur für Liedgestaltung innehat, teilt sich Gerhaher den Jahrgang (1969) und den Geburtsort: Straubing.

Seit nunmehr sechs Dekaden wird – in unregelmäßigen Abständen – die Dienstbezeichnung „Bayerische Kammersängerin“ / „Bayerischer Kammersänger“ vergeben, 1959 beispielsweise an Gerhahers Lehrer Dietrich Fischer-Dieskau, drei Jahre später an Fritz Wunderlich, 1970 an Birgit Nilsson, 1983 an Luica Popp, vor zwei Jahren an Jonas Kaufmann und anno 2007 sowohl an Anja Harteros als auch an Diana Damrau. Abschließend sei noch bemerkt, dass Gerhaher und der Intendant der Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie, Marcus Rudolf Axt, seit ihrer Kindheit einander kennen. Axts Eltern hatten im Bayerischen Wald, in Sankt Englmar, eine Pension, und im Nachbarhaus wuchsen die etwas älteren Gebrüder Gerhaher auf. Ein Allerletztes: Jörg Widmann, noch bis Ende der Spielzeit 2015/2016 Residenzkomponist der Bamberger, hat für Gerhaher und Huber den Liedzyklus „Das heiße Herz“ geschrieben, in dessen Zentrum Gedichte von Klabund, von Clemens Brentano und von Peter Härtling (Härtlings Prosa und Härtlings Lyrik sind der Musik ein aufs andere Mal ganz, ganz nahe) stehen, „radikal einfache und wahre, tief ins Herz treffende Texte“, wie Widmann sagt.

Copyright Fotos:

Nikolaus Bachler, Christian Gerhaher, Ludwig Spaenle © Wilfried Hoesl

Christian Gerhaher beim Applaus für “L’Orfeo” © Wilfried Hoesl

Gerhaher, Bachler, Spaenle © Wilfried Hoesl

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