Peter von Winters „Calypso“ im Landwasser-Bad
Ein von der Pocket Opera Nürnberg gehobener Schatz
veröffentlicht am 27.07.2015 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Für überraschende Entdeckungen weit außerhalb des abgedroschenen Standardrepertoires ist immer wieder die in Nürnberg beheimatete Pocket Opera Company gut. Am 11. September und am 15. September, jeweils von 20.30 Uhr an, bringt die Kompagnie im Alten Langwasser-Bad die exotische Oper „La grotta di Calypso“ von Peter von Winter auf die Bühne, uraufgeführt Ende Mai 1803 im Londoner Haymarket Theatre. Ihren Librettisten, den als Emanuele Conegliano geborenen Lorenzo Da Ponte nämlich, kennt man gut, aber den Komponisten selbst?
Peter von Winter, zwei Jahre vor Mozart in Mannheim geboren, drei Jahre vor Franz Schubert in München, wo er seit 1798 als Hofkapellmeister wirkte, verstorben, war in seiner Geburtsstadt Schüler des Abbé Vogler (der wiederum, nebenbei sei’s gesagt, in Bamberg Theologie und Recht studiert hatte) und hat dreieinhalb Dutzend Opern hinterlassen, außerdem Ballette, drei Symphonien, ein Klarinetten- und ein Oboenkonzert sowie 1825, also in seinem Todesjahr, eine „Vollständige Singschule in 4 Abtheilungen mit teutschen, italienischen und französischen Vorbemerkungen und Erläuterungen“, die er „Sr. Ma Maximilian Joseph König von Baiern in tiefster Ehrfurcht“ zugeeignet hat.
Von von Winters Singspiel „Helena und Paris“ hieß es in der Wiener Zeitung vom November 1791 immerhin, es solle Mozarts „Zauberflöte“, zu der von Winter dann mit „Das Labyrinth“ (1798, nach einem Libretto von Emanuel Schikaneder) tatsächlich einen „zweiten Theil“ komponiert hat, „weit übertreffen“. Heute aber ist von Winter kaum mehr bekannt. Mag ja sein, dass sich das, wenigstens für kurze Zeit, aufgrund der Bemühungen der Pocket Opera ändert. Sie besteht seit knapp über vier Jahrzehnten und nimmt sich vergessener oder wenig gespielter Opern ebenso an wie dem zeitgenössischen Musiktheater (Heiner Goebbels‘ „Surrogate Cities“ beispielsweise, nach Italo Calvino und anderen, 2000).
Mit „La grotta di Calypso“ jedenfalls verspricht Dramaturg Florian Reichart „zwischen orangefarbenen Wandkacheln und chlorgetränkten Meereswogen“ im Langwasser-Bad einen „musikalisch-mythologischen Spaß im operesken Fluidum der Zeit“. Die POC wolle den „altehrwürdigen Aquadom noch zu einer voll-chloristischen Opernbühne mit akuter Absaufgefahr“ verwandeln. Die musikalische Leitung hat Franz Killer inne, die Kostüme besorgt Evelyn Straulino, die Technik Stelian Pop, die Titelrolle übernimmt Gertrud Demmler-Schwab, Sopran.
Copyright Fotos:
Innenansicht des Langwasser Bades, Foto © Markus Zapp
Plakatmotiv zur Veranstaltung, © Maximilian Satzinger
Constanze Wagner, Foto © privat