Anders als in seiner englischen Heimat ist Thomas Hardy (1840 bis 1928), einer der ganz wenigen Autoren, die sowohl großartige Gedichte als auch überragende Prosa hervorgebracht haben, hierzulande nie recht bekannt, geschweige denn heimisch geworden. Am populärsten ist noch der Roman „Tess“, auch aufgrund von Roman Polanskis Verfilmung aus dem Jahre 1979. Bleibt zu wünschen, dass nun, da des Dänen Thomas Vinterberg Adaption von „Am grünen Rand der Welt“ mit Michael Sheen und der hinreißenden Carey Mulligan auch bei uns in die Kinos gekommen ist, Hardys Bücher sich besser verkaufen und ihm, der Jahr um Jahr als Nobelpreiskandidat gehandelt worden war, auch bei uns der Zuspruch zufällt, welchen er verdient. Zu Hardys 175. Geburtstag im Juni brachte der Deutsche Taschenbuch Verlag „Tess“, „Auf verschlungenen Pfaden“ und „Am grünen Rand der Welt“ jeweils in einer feinen und preisgünstigen Sonderausgabe heraus. Der „Rand der Welt“ von 1874 war Hardys erster großer Erfolg und ist nun als „Buch zum Film“ mit frischem Cover ein zweites Mal binnen weniger Wochen aufgelegt worde. Hardy, den Queen Victoria unter der Bettdecke gelesen haben soll, schildert stilistisch glanzvoll Natur, Landschaft und Bewohner des fiktiven Wessex in Englands Südwesten und die Liebesgeschichte zwischen dem Schäfer Gabriel Oak und der schönen Bathsheba Everdene, der es an Dramatik keinesfalls mangelt. Sie nimmt – auch das gibt es bei Hardy – einen glücklichen Ausgang.
Thomas Hardy, Am grünen Rand der Welt. Roman. Neuausgabe in Sonderausstattung. Aus dem Englischen von Peter Marginter und Roswith Krege-Mayer. München: dtv, 432 Seiten, 9,90 Euro.