Szene

Dóra Maurer erhält den „Peter C. Ruppert-Preis

für Konkrete Kunst in Europa“ 2013

veröffentlicht am 04.04.2013 | Lesezeit: ca. 4 Min.

Sie gehört zu den bedeutendsten ungarischen Künstlern der 70er Jahre sowie sie auch als Professorin der Akademie der Schönen Künste großen Einfluss auf die ungarische Kunstszene nahm. Sie hat sehr vielseitig gearbeitet und dabei immer mit Licht, Form, Farbe experimentiert. In seriellen Arbeiten hat sie deren Veränderungen und Nebenwirkungen studiert und stets mit Nuancierungen der Wahrnehmung gespielt. Sie hat Josef Albers um eine bewegte Komponente erweitert und die Hilfestellungen der Kunstphilosophie zu ihrem eigenen Werkzeug gemacht und unsere Sinnesorgane gerne vor neue Aufgaben gestellt.

Die Stiftung Peter C. Ruppert ehrt diese herausragende Vertreterin der internationalen Konkreten Kunst nun mit dem Peter C. Ruppert-Preis für Konkrete Kunst in Europa. Ihre „Displacements“ werden als wichtiges Entscheidungsmerkmal angegeben. Durch diese „Verschiebungen“ von farbigen Rastern und den daraus resultierenden „Quasi-Bildern“ habe sie einen neuen Bildbegriff entwickelt, den die Kunstgeschichte so vorher nicht zu bieten hatte. Erstmals 1982 für eine romanisch gewölbte Stube im Bergfried von Schloss Buchberg in Österreich geschaffen, durchbrach sie die gewohnte Wahrnehmung von Raumstrukturen, indem Sie verschiedenfarbige, breite Streifen über Fußboden, Wände und Decke zog, ohne auf die grundsätzliche architektonische Formgebung Rücksicht zu nehmen. Der gemalte Raum provoziert einen Widerspruch dazu und schafft ein ungewöhnliches Seherlebnis. Diese Überlagerungen konkurrierender Raumansichten durch farbige, gemalte Strukturen wurden schließlich zum Konzept ihrer eindimensionalen Arbeiten. Dabei ersetzte sie das übliche Bildgeviert durch vielteilige Umrissformen. Mit Hilfe von Projektoren konstruiert sie scheinbar gebogene, verzerrte Elemente, deren optische Wirkungen ebenfalls frappieren: Die gemalten, flachen Gebilde scheinen sich von der Wand zu lösen und dem Betrachter räumlich entgegenzukommen. Die Dimension Maurer formuliert die Unruhe, die sie über all die Jahre in ihrem Schaffungsprozess verfolgte und überträgt sie auf den Betrachter.

Dóra Maurer studierte von 1955-61 an der Hochschule für Bildende Künste in Budapest und lehrte unter anderem an der Hochschule für Angewandte Kunst und an der Hochschule für Bildende Kunst in Budapest. Seit 1965 hat sie ihre Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen auch außerhalb Ungarns in Italien, Österreich, Finnland und Deutschland gezeigt.

Die Preisverleihung findet am 3. Mai 2013 um 19.30 Uhr im Museum im Kulturspeicher Würzburg statt und ist Teil der Feierlichkeiten des Jubiläums „40 Jahre Europastadt Würzburg“, zu dem die Stadt alle Vertreter der Europapreisträgerstädte in Würzburg erwartet.

Das Preisgeld für die von der Stadt Würzburg verliehene Auszeichnung in Höhe von 15.000 € wird von der Stiftung Peter C. Ruppert zur Verfügung gestellt, die damit im dreijährigen Turnus international bedeutende Künstler der Konkreten Kunst ehrt. Diese Form der Kunst wird, im Gegensatz zur abstrakten Kunst, nicht ausgehend vom Gegenstand entwickelt, sondern stellt die verwendeten Bildmittel – Fläche, Raum, Linie, Farbe oder das Spiel von farblichen Gegensätzen, Ruhe und Bewegung – als autonome Bestandteile und Träger des Werkes in den Mittelpunkt. Die Sammlung des Ehepaars Peter C. und Rosemarie Ruppert umfasst bedeutende Arbeiten der Konkreten Kunst aus 23 europäischen Ländern und wird seit 2002 im Museum im Kulturspeicher gezeigt. Dazu gehören Arbeiten so bekannter Künstler wie Max Bill, Günter Fruhtrunk, Bridget Riley oder Victor Vasarely sowie der noch jungen „Konkreten Fotografie“. Mit drei charakteristischen Arbeiten ist die aktuelle Preisträgerin bereits in der ständig wachsenden Sammlung vertreten.

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