Festwochen in Meiningen
Die Hofkapelle feiert mit Beethovens Neunter
veröffentlicht am 01.10.2015 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Den Auftakt der Festwochen zum 325-jährigen Jubiläum der Meininger Hofkapelle gestaltet der Jubilar am Freitag, den 2. Oktober, von 19.30 Uhr an im Großen Haus des Südthüringischen Staatstheaters mit dem Festkonzert zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit. Geboten wird Ludwig van Beethovens letzte Symphonie, die Neunte in d-Moll op. 125, in deren Finale der Chor und die vier Solisten bekanntlich Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ intonieren.
Schillers Worte, unterlegt von Beethovens Musik, sind ja längst – und nahezu auf der ganzen Welt – zur Hymne für Frieden und Völkerverständigung geworden. Beim Meininger Festkonzert werden der Chor des Theaters, die Meininger Kantorei und die Evangelische Kantorei Bad Neustadt zu hören sein. Den Sopranpart übernimmt die aus Kaiserslautern gebürtige, in Würzburg ausgebildete, in Lübeck angestellte Anne Ellersiek, Mezzosopran singt Carolina Krogius aus dem hauseigenen Ensemble, Daniel Szeili den Tenor und Dae-Hee Shin, der seit über einem Jahrzehnt am Meininger Theater sein Zuhause gefunden hat, den Bariton. Am Pult wird Hans Drewanz stehen, einst, zu dessen Frankfurter Zeit, Assistent des großen Georg Solti und lange Jahre Generalmusikdirektor in Darmstadt.
Beethoven hat die Neunte 1823/1824 komponiert, nachdem er über eine Dekade dem Symphonuischen Adieu gesagt hatte. Zugeeignet ist sie “in tiefster Ehrfurcht” Preußenkönig Friedrich Wilhelm III., uraufgeführt wurde sie im Mai 1824 am Wiener Kärntnertortheater, es dirigierte Kapellmeister Michael Umlauf, obgleich auch Beethoven, längst ertaubt, mit ihm auf der Bühne stand. Eine Chorsängerin, die damals mitwirkte, erinnert sich an Beethoven als einen “untersetzten, sehr robusten, etwas bleichen Mann mit gerötetem, pockennarbigen Gesicht und dunklen stechenden Augen.” Meist, so heißt es weiter, habe er “sinnend in seiner Partitur gelesen. Man habe den tragischen Eindruck empfangen, daß er nicht imstande war, der Musik zu folgen. Trotzdem es den Anschein hatte, als lese er mit, blätterte er weiter, wenn die einzelnen Sätze schon zu Ende gespielt waren.”
Ein anderer Augenzeuge, der Geiger Josph Michael Böhm, konstatierte: “Beethoven feierte einen großartigen Triumph, doch konnte auch dieser ihm nur vorübergehend genügen und erheitern! Seine Taubheit machte ihn höchst unglücklich, der Trübsinn, der ihn befangen hielt, wich nicht mehr von ihm.” Beethoven bringt mit seiner Musik – und mit Schillers Worten – die Grundsätze der Französischen Revolution zum Ausdruck: “liberté, egalité, fraternité”. Diese Prinzipien haben nichts an Gültigkeit noch an Bedeutung eingebüßt. Restkarten sind an der Abendkasse zu haben.
Meininger Hofkapelle, Foto © Michael Reichel