Marimba, Chinabecken, Bongos und mehr
Felix Uttenreuthers Rezital im Spiegelsaal der Bamberger Harmonie
veröffentlicht am 06.10.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.
Überwiegend, wenn auch nicht nur, Kompositionen für Marimba, genauer: für Marimbaphon – also für das dem Xylophon ähnliche „Holzplattenspiel afrikanischen Ursprungs, im 18. Jahrhundert nach Mittelamerika, im 20. Jahrhundert in geänderter Form nach Europa gelangt; […] eingesetzt in der Tanz- und Unterhaltungsmusik, im Jazz und im Schlagzeugapparat der Neuen Musik“, wie sich Heinrich Lindlars 1989 bei Suhrkamp herausgekommenem „Wörterbuch der Musik“ erhellend entnehmen lässt – Werke für Marimba also stehen am 16. Oktober von 19 Uhr an im Bamberger Spiegelsaal der Harmonie bei freiem Eintritt im Mittelpunkt eines Konzertabends.
Dann nämlich wird sich Felix Uttenreuther vorstellen, dem in diesem Jahr das Stipendium des Richard-Wagner-Verbandes Bamberg zuerkannt worden ist. Uttenreuther, Jahrgang 1990, entdeckte seine Liebe zu den Perkussionsinstrumenten an der Städtischen Musikschule Bamberg, wo er zunächst lange Jahre bei Karin Görz Unterricht nahm und anschließend von Slawomir Mscisz weiter ausgebildet wurde. Auf das Abitur und ein freiwilliges soziales Jahr folgte ein Schlagzeugstudium an der Hochschule für Musik in Nürnberg bei Hermann Schwander, einem der vielen Schüler Siegfried Finks, und bei Radek Szarek sowie bei Schwanders Nachfolger Jochen Schorer.
Meisterkurse führten ihn unter anderem zu Peter Sadlo und zu dem spanischen Marimaphonisten Conrado Moya. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Lehrer Slawomir Mscisz gehört Uttenreuther dem Marimba Festiva Quartett an. Orchestererfahrung sammelte er unter anderem bei den Nürnberger Symphonikern. Das Stipendium des Richard-Wagner-Verbandes machte es ihm möglich, im August eine erlebnisreiche Woche auf dem Grünen Hügel zu verbringen, wo er sich beispielsweise mit Kirill Petrenko austauschen konnte.
Uttenreuther wird sein Spiegelsaal-Rezital eröffnen mit Bruno Mantovanis „Moi, jeu“ aus dem Jahre 1999, das dem französischen Schlagzeuger Jean Geoffroy gewidmet ist. Daran schließen sich vier kurze Sätze aus der Feder des Norwegers Øistein Sommerfeldt an, in welchen unter anderem zwei Bongos, drei Tom-Toms, Xylophon und Becken zum Einsatz kommen. „Music for one percussion player“ ist das 1971 entstandene Opus überschrieben. Der Pole Arkadiusz Katny hat „Ypsiolon“ (2007; 2009 revidiert) für fünfoktavige Marimba geschrieben. In „Rudi'(s) Mental Faux Pas“ wird Uttenreuther die Gelegenheit zu zeigen haben, wie er sich auf die Kleine Trommel und Accessoires, darunter Steilkastagnetten und Schellenstick, versteht. Es ist ein Werk des aus der Schweiz gebürtigen Schlagzeugers Dennis Kuhn, der lange schon an der Musikhochschule Mannheim lehrt.
Auf Kuhn folgen die „Romantica“ (2007) des bekannten französischen Perkussionisten und Komponisten Emmanuel Séjourné und, hernach, mit dem a-Teil der „Rebonds“ von Iannis Xenakis, eines der bekanntesten Werke für Schlagzeug überhaupt. Zwischen 1987 und 1989 entstanden, muten die „Rebonds“ (soviel wie Abpralle, Rückpralle, auch, im Sport, Aufsetzer) bisweilen durchaus archaisch an. Im a-Teil werden ausschließlich Fellinstrumente verlangt: zwei Bongos, drei Tom-Toms, zwei Große Trommeln. Mark Glentworth, der am Royal Northern College of Music und in Würzburg Schlagzeug studierte, hat den „Blues for Gilbert“ (für Vibraphon), der den zweiten Teil einläutet, dem Andenken seines Lehrers, Gilbert Webster, gewidmet.
„Richard; ausatmen“ (2002) von Markus Hauke – auch er hat in Würzburg bei Siegfried Fink studiert – ist geschrieben für vier Pauken, ein Chinabecken und Crotales, also Zimbeln (wie sie beispielsweise im „Sacre du printemps, in Stockhausens „Mantra“, in John Adams‘ bekanntem „Short Ride“, bei Rufus Wainwright und bei Kate Bush („Wuthering Heights“, 1978) vorkommen. Viel Spannung verspricht „Temazcal“ des Mexikaners Javier Álvarez, komponiert für (elektronisch verstärkte) Maracas – Rumbarasseln – und Tonband. Man darf sich auf lateinamerikanische Rhythmen vor allem in der Art des venezolanischen Joropo-Stils freuen. Den offiziellen Abschluss des Rezitals, durch das Schüler des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums führen werden, bildet dann „Ilijas“ für Marimba solo aus dem Jahre 1995. Geschrieben hat es der in Deutschland ausgebildete Schlagzeuger (und Komponist) mit serbischen Wurzeln, Nebojša Jovan Živkovic. Man wird aber davon ausgehen dürfen, dass Uttenreuther auch noch die ein oder andere Zugabe zu zelebrieren wissen wird.
Felix Uttenreuther, Foto © Jakob Neundörfer