Aufschlussreich und innovativ
Bereits zum 52. Male finden im November die Fürther Kirchenmusiktage statt
veröffentlicht am 07.10.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.
Wer sich in Fürth entlang der Gustavstraße in das idyllische Altstadtzentrum begibt, steht irgendwann – genauer gesagt: am Kirchenplatz – vor der evangelischen Michaelskirche und könnte meinen, hier sei die Zeit stehen geblieben. Die Kirche steht im Mittelpunkt des Gemeinwesens, sie ist also sprichwörtlich noch „im Dorf“. An solch einem Platz die Kantorenstelle einnehmen zu dürfen, das dürfte für viele Kirchenmusiker/innen der Traum schlechthin sein, auch wenn das demographische Umfeld in Fürth wie in anderen Stadtzentren längst nicht mehr als Garant für drangvollen Kirchenbesuch stehen kann. Um so wichtiger scheint es, dass die Kirchenmusik kulturelle Attraktion ausübt. Das tut sie an der Michaelskirche ebenso wie an anderen Kirchen der Stadt mit nachhaltiger Wirkung, besonders intensiv aber im Spätherbst, wenn die alljährlichen „Fürther Kirchenmusiktage“ anstehen. Diese haben eine lange Tradition, wurden sie doch bereits 1964 gegründet, gehen also heuer in ihre 52. Ausgabe. Von vorneherein hatte dieses der Musica Sacra gewidmete Festival, das sich einer Initiative der „Gesellschaft der Orgelfreunde“ verdankt, ökumenischen Charakter, vereint also evangelische und katholische Kirchenmusiker und deren Kirchen für ein gemeinsames Projekt.
Getragen wird die Konzertreihe vom Kirchenmusikverein Fürth, die künstlerische Leitung obliegt den beiden Kirchenmusikdirektorinnen Sirka Schwartz-Uppendieck und Ingeborg Schilffarth. Sie haben sich für das bevorstehende Musikfest, das vom 13. - 22. November stattfindet, wieder ein den Veranstaltungsreigen leitendes Motto ausgedacht. Hieß es im vergangenen Jahr noch vielsagend „Und statt oder“, so lautet heuer die Überschrift „Apokalyptisches – Und was die Welt zusammenhält“. Das klingt eigentlich widersprüchlich und will es auch wohl sein, doch wenn man das Programm liest, erschließen sich einem die entsprechenden Bezüge. Die Kirchenmusiktage werden am Freitag, 13. November, eröffnet mit einem „Concerto illuminato“, das den Stichworten ‚Schöpfung‘ und ‚Apokalypse‘ gewidmet ist. Auf die Darbietungen des Ensembles BlechQuadrat darf man um so mehr gespannt sein, als sie von einer Lichtschau begleitet werden.
Tags drauf gibt es ein Opus Summum zu hören, das seit jeher zu den Höhepunkten kirchenmusikalischer Festivals zählt und daher fast wie ein Pflichtstück anmutet: J.S. Bachs Hohe Messe in h-moll. Sie firmiert hier unter dem Motto „Anfang und Ende“ und wird in St. Michael unter der Leitung von Ingeborg Schilffarth aufgeführt. Am Sonntag, 15. November, zieht ihr katholischer Kollege Andreas König, der in fränkischen Gefilden auch als virtuoser Organist bekannt ist, in St. Heinrich nach mit der Aufführung von Antonin Dvoráks Messe D-Dur und den Biblischen Liedern. So wird an zwei aufeinander folgenden Tagen die barocke Messvertonung einer romantischen gegenüber gestellt.
Die zweite Woche der Kirchenmusiktage startet mit einem Kinderorgelkonzert, in dem eine Uraufführung zu erleben ist: Uwe Strübings (Musik) und Michael Herrschels (Text) Geschichte mit dem Titel „Liór und der König“. Ort: Zu Unserer Lieben Frau. Abermals in der Heinrichskirche gibt der Regensburger Domorganist Franz Josef Stoiber am Dienstag, 17. November, ein Orgelkonzert unter dem Motto „Schöpfung und Apokalypse“. Tags drauf findet ein Kammerkonzert an säkularem Ort statt: Sirka Schwartz-Uppendieck bittet nach Schloss Burgfarrnbach, und wiederum dient ein begriffliches Gegensatzpaar als Devise: „Abendrot – Morgenrot“.
Ein besonderes Schmankerl erwartet die Festivalbesucher am darauf folgenden Donnerstag in der Michaelskirche: das dortige Orgelpositiv, ein italienisches Instrument aus der späten Barockzeit, weitgehend original erhalten und von außergewöhnlich schönem Klang, erklingt solo sowie als Begleitinstrument für Gambe und Flöten. Ins finale Wochenende gehen die Fürther Kirchenmusiktage am Freitag, 20. November, mit einem Konzert unter dem Slogan „Bach & Jazz“, das in der Kirche St. Paul stattfindet. Am Samstag folgen ein ökumenischer Gottesdienst zum Cäcilientag und eine originelle Soirée in der Besetzung Mezzosopran (Maria van Eldik) und Akkordeon (Ines Ringe), beides in der Heilig-Geist-Kirche. Der Ausklang widmet sich nochmals gezielt dem Festivalmotto: Im sonntäglichen Schlusskonzert in der Auferstehungskirche unter dem Titel „Neue Musik: Biblische Bilder“ erklingt u.a. Uwe Strübings Komposition „Die apokalyptischen Reiter“ aus dem Jahre 2009. Auch die anderen Werke dieses Finales, das unter der Leitung Sirka Schwartz-Uppendiecks steht, sind mit Klavier, Orgel, Perkussion-Duo und Stimmen eher ungewöhnlich besetzt. Es darf vermutet werden, dass dieses Abschlusskonzert die 52. Fürther Kirchenmusiktage aufschlussreich und innovativ beenden wird! Karten für das 10-tägige Festival können in der Regel an den Abendkassen erworben werden, wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich jedoch im Vorverkauf unter www.reservix.de informieren.
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Orgel St. Michael in Fürth, Foto © privat
Foto Sirka Schwartz-Uppendieck (links) und Ingeborg Schilffarth (rechts), © privat