Der Raphimmel erfährt derzeit eine Art Revolution. Lukas Strobel, besser bekannt als Alligatoah, mischt gerade ordentlich die Szene und auch immer mehr Massen auf. Seit der Erfolgswelle von Caspar und Cro dachte man fast schon, dass sich das Rapgenre stilistisch damit erschöpft hat. Alligatoah beweist eindrucksvoll das Gegenteil und legt noch eine Schippe drauf. Vor allem inhaltlich können dem 26-jährigen Künstler wahrscheinlich nur wenige das Wasser reichen. Er wird mittlerweile schon als Jan Böhmermann des deutschen Hip-Hop und „Meister des geschliffenen Wortes“ gehandelt (Südkurier). Das ist so falsch nicht, sein neues und zugleich viertes Album hält mehr als der Titel und der gleichnamige letzte Albumsong „Musik ist keine Lösung“ verspricht. Vielleicht ist Musik ja tatsächlich keine Lösung, aber mal von Anfang an.
Die inzwischen mit Gold-Status ausgezeichnete Platte startet mit einer Durchsage: „Es besteht Grund zur Panik.“, heißt es da. Und: „Geschichte wird sich wiederholen, es geht wieder mal den Bach runter.“ Wenn sich nicht sofort nach Hören des Intros das wohlige Gefühl einstellt, dass Musik vielleicht doch etwas in den Köpfen bewegen kann, dann doch spätestens nach dem zweiten oder allerspätestens nach dem dritten Song „Lass liegen“. Alligatoahs Stil ist nur schwer greifbar, bewegt sich irgendwo zwischen Battlerap und Indie. Um ihn fassen zu können, muss man sich beim Durchhören des Albums schon ein bisschen Zeit nehmen. Und es ist durchaus gewollt, dass man den einen oder anderen Song gleich mehrmals hintereinander hört, um zu begreifen, was er da eigentlich singt. Dann aber wird man belohnt - mit jeder Menge Wahrheiten über die Menschen, das Leben, die Politik etc. Die Musik prangert an, lässt aufhorchen, macht aber vor allem auch Spaß. Hin und wieder erwischt man sich dabei, wie man versucht, neben den Hooks auch die Textpassagen mitzurappen. Ob das schon Kunst ist, fragt sich da mancher. – Natürlich. Kann also nicht weg. Muss bleiben!