Auch abseits der 39. Bayerischen Theatertage, die in diesem Jahr vom 29. Mai bis zum 16. Juni am Theater Ingolstadt stattfinden, hat die bayerische Stadt einiges an Kultur zu bieten. Mehrere Museen, Galerien, Orchester und vieles mehr stehen, neben dem Theater und der reichlich vorhandenen Geschichte für Besuche bereit. Die Bandbreite kultureller Angebote ist groß.
Ingolstadt und sein Umland sind mehr als Autos und Raffinerien. Frühe archäologische Funde belegen erste Anfänge. Die Stadt ist geprägt von ihrer Vergangenheit als mittelalterliche Residenzstadt oder auch als bayerische Landesfestung. Die erste Universität Bayerns war 1472, auf Bestreben Herzog Ludwig IX. dem Reichen, mit päpstlicher Genehmigung in Ingolstadt eingerichtet worden. Bis 1800, als die Universität erst nach Landshut, dann 1826 nach München, wo sie als Ludwig-Maximilians-Universität bis heute existiert, verlegt worden war, führte sie zahlreiche Gelehrte und Studenten nach Ingolstadt. Eine geringere Bedeutung hatte die medizinische Fakultät. In diesen Teil der Geschichte, aber auch in die weitere Historie der Stadt kann man im Stadtmuseum (www.zentrumstadtgeschichte.ingolstadt.de), sowie dem historischen Bayerischen Armeemuseum eintauchen.
Weit in die Vergangenheit können Besucherinnen und Besucher auch im Deutschen Medizinhistorischen Museum zurückblicken. Eine Dauerausstellung in der barocken „Alten Anatomie“, zeigt unter anderem die Geschichte der Medizin im 18. Jahrhundert. Je nach Jahreszeit gibt auch der liebevoll angelegte Arzneipflanzengarten einen guten Überblick über bewährte pflanzliche Arzneimittel. Ergänzt wird das Angebot durch wechselnde Ausstellungen (www.dmm-ingolstadt.de).
Eine Verbindung zur Literatur stellt das Marieluise-Fleißer-Haus in der Kupferstraße 18, ihrem Elternhaus, dar. Die Ingolstädterin (1901 bis 1974) gilt in Fachkreisen als bedeutende Schriftstellerin der Neuen Sachlichkeit. Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaft in München, kehrte sie 1925 zurück in ihre Heimatstadt. In München lernte sie auch Lion Feuchtwanger und Berthold Brecht kennen. Werke wie etwa „Fegefeuer in Ingolstadt“ oder auch „Pioniere vor Ingolstadt“ waren 1926 und 1928 in Berlin uraufgeführt worden. Zum 50. Todestag, wirft die Ausstellung „Schlaglichter und Schlagschatten“ noch bis 9. Juni einen Blick auf Leben und Werk der Literatin.
In die zeitgenössische Kunst führen etwa das Museum für Konkrete Kunst sowie das Lechner-Museum. Noch bis 16. Juni läuft die Ausstellung „teil’s teil’s“, eine Doppelwerkschau mit Arbeiten von Marco Stanke (Jahrgang 1987) und Alf Lechner (1925 bis 2017), der 2000 das Museum eröffnet hatte. Die Finissage der Ausstellung findet am 16. Juni statt.
Rund sechzig Jahre trennen die beiden Künstler und ihre Konzeptansätze. Schon der Titel weist auf einen verbindenden Aspekt hin. Der Begriff beschreibt, so heißt es in der Medienmitteilung des Museums, „eine Kombination aus zwei oder mehr Elementen und legt damit eine gemischte Natur als Zusammensetzung eines Objekts oder Konzepts offen.“ Spannend sind dabei die unterschiedlichen Bezüge, die die einzelnen Arbeiten zueinander, aber auch die des Künstlers zu seinem Werk sowie auch zum Betrachter oder zum Raum selbst, entwickeln. Kuratiert wird die Ausstellung von dem Münchner Künstler Dominik Bais (www.lechner-museum.de).
Das bisher deutschlandweit einzige Museum, das sich speziell mit der sogenannten Konkreten Kunst beschäftigt, wurde 1992 in Ingolstadt eröffnet. Als Grundstock diente der Ankauf der privaten Kunstsammlung des Schriftstellers Eugen Gomringer (Jahrgang 1925). Der bolivianisch-schweizerische Autor gilt auch als Begründer der konkreten Poesie und wirkt überwiegend in Deutschland. Konkrete Kunst, was ist das? Eine Frage, die sich viele stellen werden. Laut Museumstext stellt „Konkrete Kunst eine unmittelbare, auf sinnliches Erleben angelegte Kunstrichtung, die auch ohne jedes Vorwissen, erfassbar ist.“ Einen Einblick in diese Form des künstlerischen Schaffens, gibt ab 23. März die Ausstellung „24! Fragen an die konkrete Gegenwart“. Sie läuft, als Kooperation beider Museen konzipierte Schau, zeitgleich bis 22. September in Ingolstadt sowie im Museum im Kulturspeicher Würzburg. 24 junge Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland, alle ab 1980 geboren, setzen sich mit ihrer Beziehung zur Konkreten Kunst auseinander. Die gezeigten Werke demonstrieren, laut Ankündigung der Museen, „wie unverändert zeitgemäß und wandelbar die über 100 Jahre alten Prinzipien bis heute sind.“ Auf Marco Stanke trifft man auch bei dieser Ausstellung (www.mkk-ingolstadt.de).
Daneben bietet etwa die städtische Galerie Herderbastei, einem Teil der ehemaligen Festungsanlage im Norden der Ingolstädter Altstadt, Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen an. Die Stadt gibt hier unter anderem Kunstschaffenden der Region die Möglichkeit, ihre Arbeiten im Rahmen der Ausstellungsreihe „Kunststücke“ in der Herderbastei vorzustellen (www.kunstundkulturbastei.de).
Auch musikalisch hat Ingolstadt, zum Teil auch weit über die Region hinaus, viel zu bieten. Fest im Kulturleben der Stadt verankert, ist seit 1990 das Georgische Kammerorchester (GKO). Gegründet wurde das Ensemble bereits 1964 in Georgien als Staatskammerorchester. Nach 26 Jahren übersiedelte das Orchester nach Ingolstadt. Kontinuität und Professionalität zeichnen das Ensemble aus. Bis heute spielen überwiegend Musikerinnen und Musiker aus Georgien in diesem ehemaligen Exil-Orchester. Namhafte Dirigenten standen am Pult des Ensembles, darunter etwa auch Markus Poschner, der von 2000 bis 2006 als Dirigent tätig war. Von 2015 bis 2020 war der Armenier Ruben Gazarian Chefdirigent des Georgischen Kammerorchesters. Ein erfahrener Orchesterchef, der bereits das Württembergische Kammerorchester leitete, aber auch als Gastdirigent großer Orchester tätig war. 2020 wurde Ariel Zuckermann erneut zum Chefdirigenten des GKO berufen, nachdem er diese Position bis 2013 bereits schon einmal ausgeführt hatte.
Mehrfach schon holte das Ensemble auch bekannte Musikerinnen und Musiker, darunter etwa den Cellisten Daniel Müller-Schott oder auch die Klarinettistin Sharon Kam nach Ingolstadt, die als „Artist in Residence“ mit dem GKO (www.georgisches-kammrorchester.de) arbeiteten. Das Ensemble besticht durch ein breites Repertoire und versteht sich als kultureller Botschafter der Stadt. Darüber hinaus ist das Orchester auch international sowie an großen Konzerthäusern ein gerngesehener Gast. Auch bei den „Audi Sommerkonzerten“, einer renommierten Konzertreihe der Audi AG, ist das Ensemble regelmäßig dabei.
Als weiterer Klangkörper bereichert das Ingolstädter Kammerorchester (www.ingolstaedter-kammerorchestr.de) die Kulturszene der Stadt. Als Projektorchester bewegt sich das Ensemble zwischen Barock und Moderne, von der Salonmusik bis hin zu Filmmusik. Musik zu den Menschen zu bringen, ist das Ziel des Kammerorchesters, vor allem aber auch möglichst vielen Zuhörerinnen und Zuhörern eine Freude zu bereiten. Je nach Projekt, holt sich das Ensemble etwa Solisten oder auch weitere Instrumente dazu. Ihre Konzerte planen sie zum Teil auch an ungewöhnlichen Orten oder auch in den verschiedenen Stadtteilen Ingolstadts. 1964 wurde der Klangkörper gegründet und feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Künstlerischer Leiter ist der in Passau geborene Musikpädagoge und Orchesterleiter Klaus Hoffmann. Er ist auch Mitbegründer und Organisator einer Jugendkonzertreihe des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt. Seit 2019 ist Hoffmann zudem auch für Planung, Konzept und Durchführung der Kinderkonzerte des GKO verantwortlich.
Musikalische Akzente setzt auch der Konzertverein Ingolstadt (www.konzertverein-ingolstadt.de), der schon seit 1917 das Kulturleben Ingolstadts bereichert. Konzerte auf „höchst möglicher künstlerischer Höhe“ durchzuführen, haben sich die rührigen Vereinsmitglieder vorgenommen. „Musik in Geschichte und Gegenwart“ prägt die Programmauswahl des Konzertvereins. So sind in den nächsten Monaten unter anderem Konzerte mit dem Pianisten Till Fellner, dem Lied-Duo Patrick Grahl (Tenor) und Malcolm Martineau am Flügel oder auch ein Wettbewerbskonzert für junge Künstler, im Fach Klavier, auf dem Terminkalender. Die Konzerte finden im Festsaal des Stadttheaters statt.
Neben dem klassischen Angebot, bietet das Kulturamt der Stadt auch weitere Formate, etwa die Jazztage Ingolstadt oder auch eine Kabarett-Reihe an. Informationen dazu sowie auch zu den jeweiligen Programmen, gibt es unter www.kulturamt-ingolstadt.de.
Einen Rundgang ist auch der Klenzepark, von der Altstadt aus direkt am gegenüberliegenden, südlichen Ufer der Donau liegend, wert. Über eine Fußgängerbrücke ist er ganz einfach zu erreichen. Angelegt wurde der Park 1992, im Rahmen der Landesgartenschau in Ingolstadt. Eindrucksvoll verbindet sich die Park-Anlage mit den klassizistischen Festungsbauten, die ihrerseits ein weiteres Kapitel Stadtgeschichte spiegeln.
Die genannten Vorschläge für einen kulturellen Besuch in Ingolstadt, können nur ausschnittweise das gesamte Kulturangebot zeigen. Die Stadt einfach einmal ohne großen Plan zu erlaufen, hält sicherlich auch so manchen überraschenden Eindruck oder reizvollen Blick bereit.