Schauspiel / Sprechtheater
Am Theater Ansbach wird die neue Spielzeit mit den drei Szenen unter dem Titel „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab eröffnet. Premiere war am 24. September im Theater hinterm Eisernen, weitere Termine im Oktober. Die nächste Premiere findet im November statt. Ab dem 11. ist Roger Willemsens Stück “Habe Häuschen. Da würden wir leben“ im Kleinen Haus zu sehen. Es dreht sich um die „wunderbare Welt der Kontaktanzeigen“.
Das ETA-Hoffmann-Theater Bamberg eröffnet am 29. September die Saison mit einer Inszenierung, die für ein Einspartentheater als große Überraschung gelten darf. Georg Friedrich Händels Oper „Alessandro“ wird als Koproduktion mit der Jungen Deutschen Philharmonie aufgeführt, und die Intendantin führt höchstselbst Regie – ein Debüt! Kein Debüt ist dieses Projekt für den Dirigenten Gottfried von der Goltz, denn der gilt als einer der renommiertesten Namen in der Alte-Musik-Szene. Dass Bamberg Barockoper kann, hat das Theater übrigens schon in der Vergangenheit bewiesen.
Der Blick auf die Sprechtheaterpremieren zeigt, dass weiterhin mit gesellschaftskritischen Auseinandersetzungen zu rechnen ist. Die Saison steht unter dem Motto „Verwundbarkeit“, was in Zeiten von Krieg und Flucht eine naheliegende Wahl ist. Zwei Uraufführungen werden geboten: „Kick & Kollaps“ (Premiere am 1. Oktober) handelt von Männermacht in der Wirtschaft und deren Missbrauch, während es in Björn Deigners „Tiefer Grund“ (Premiere am 12. November) um ein Verlusttrauma geht.
Beim Bamberger Theater im Gärtnerviertel (TiG) stehen Wiederaufnahmen erfolgreicher Inszenierungen an: Die „Medea“ nach Euripides von Simon Stone dominiert den Oktober, die Bühnenfassung des „Zaches“ nach ETA Hoffmann den November (Premiere am 4.11. im Sängerheim Gaustadt).
Die Studiobühne Bayreuth bringt zum 1. Oktober Samuel Becketts Klassiker „Glückliche Tage“. Auf das Lustspiel „Lametta“ von Fitzgerald Kusz darf man sich schon jetzt vorfreuen (öffentliche Probe am 22. November, Premiere am 3. Dezember).
Im Landestheater Coburg war am 23. September Spielzeitstart mit „Shakespeares sämtliche Werke an einem Abend (leicht gekürzt)“ Am 8. Oktober kommt George Taboris Farce „Mein Kampf“ auf die Bühne der Reithalle, am 13. Oktober die Koproduktion „Versprochenes Reich“, am 25. November das Schauspiel „Rockin’ all over Christmas“ nach einem Konzept von Victor Pohl, natürlich mit Musik!
Am Landestheater Dinkelsbühl eröffnet Éric-Emmanuel Schmitts bereits zum Klassiker gewordenes Stück „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ am 21. September die Saison. Anschließend wird es mit „Funny Money! – Geld stinkt nicht“ komödiantisch. Ray Cooneys kurzweiliges Schauspiel hat am 19. Oktober Premiere. Raphael Protiwensky-Schenk nimmt sich ab 13. November mit „Das tapfere Schneiderlein“ den Märchenstoff der Gebrüder Grimm als Vorlage. In „Hamlet for you“ von Sebastian Seidel (ab 30. November) ist das Shakespeare-Original hoffentlich noch erkennbar.
Das Markgrafentheater Erlangen hat die Saison mit „Andorra“ begonnen, der Parabel von Max Frisch. Die Prinzipalin Katja Ott wird am 10. November das Stück „Mein Vater und seine Schatten“ von Martin Heckmanns inszenieren, dessen Titel schon ziemlich vielsagend ist. Nur einen Tag später heißt es „Last Park Standing“, und das Thema wird eine Fernbeziehung im LGBT-Milieu sein.
Beim Stadttheater Fürth dominieren Klassiker wie Tschechows „Kirschgarten“ (Premiere am 21. Oktober) oder Shakespeares „Hamlet“ den Spielplan 2022/23. Mit „Oleanna“, einem Stück von David Mamet, geht es ab 17. November in den sensiblen Bereich von Geschlechterbeziehungen, die sich aufgrund von Standes- und Altersunterschieden asymmetrisch entwickeln. Das ukrainische Märchen „Die weiße Rose“ wird eine Eigenproduktion des Stadttheaters Fürth sein (ab 27. November).
Im Theater Hof findet ab 7. Oktober der Draufgänger „Peer Gynt“ seinen Platz, das so betitelte Dramatische Gedicht von Henrik Ibsen. Nach diesem Klassiker wird es ab 12. November aktueller mit Maja Zades Stück „Abgrund“, das eine Gruppe von Selbstverwirklichern mit einem Schicksalsschlag konfrontiert.
Das Theater Schloss Maßbach beginnt seine Wintersaison am 30. September mit der Komödie „Der Vorname“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière. Darin treiben Wortwitz und Dialoge in der besten Tradition der französischen kritischen Gesellschaftskomödie eine Handlung voran, die manch ahnungsvolle Blicke in die Abgründe der Figuren erlaubt. Gespielt wird bis 13. November.
Am Staatstheater Nürnberg sind nach dem Saisonauftakt mit Schillers Klassiker „Don Karlos“ weitere Premieren dem Odysseus-Thema und dem Nibelungenkomplex (nach Friedrich Hebbel) gewidmet. David Lindemanns „Der Damm“ ist eine Uraufführung (Premiere am 28. Oktober) und behandelt das durch den Klimawandel überschwemmte Norddeutschland in einer dystopischen Vision. „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ von Theresia Walser kommt gleich zu Novemberbeginn, später geht es in „Gaia rettet die Welt“ von Nele Stuhler um nichts weniger als das mögliche Weltende.
Das Theater der Stadt Schweinfurt zieht renovierungsbedingt vorerst in das Evangelische Gemeindehaus um. Der neue Intendant Christoph Wahlefeld kündigt für Oktober unter dem Motto „Bald gibt’s wieder Theater!“ programmatische Enthüllungen an. (Siehe auch das Interview auf S. ??)
Beim Rosenthal Theater Selb heißt es am 16. September „Avanti! Avanti!“, wenn die Theatergastspiele Fürth Samuel Taylors Komödie mit Live-Musik und Stargast Stefanie Hertel darbieten. Am Monatsende bietet das Hofer Theater die komisch-mythologische Operette „Die schöne Galathée“ von Franz von Suppé an, im Oktober wird dann ausgiebig das 40jährige Bestehen des Rosenthaltheaters in Selb begangen.
Am Mainfrankentheater Würzburg nimmt man den Roten Faden der letzten Spielzeit, „Riss durch die Welt“, wieder auf und möchte nun nahezu alles, was pandemiehalber nicht gezeigt werden konnte, in der kommenden Spielzeit präsentieren. Da wären zunächst zu nennen die Schauspielklassiker „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett und „Emilia Galotti“ von Gotthold E. Lessing. Dazu kommt: Roland Schimmelpfennigs Doppelabend mit „Der Kreis um die Sonne“ und der das Motto begründende Titel „Der Riss durch die Welt“, Wolf Erbruchs „Ente, Tod und Tulpe“, Lyman Frank Baums „Der Zauberer von Oz“ und Elfriede Jelineks „In den Alpen“. Mit Stefan Wipplingers „Wie Schnuppen von den Augen“ steht ein Jugendstück zur Uraufführung an. Wieder aufgenommen werden „Die Comedian Harmonists“ von Gottfried von Greiffenhagen und Frank Wittenbrink, Yasmina Rezas „Kunst“, Nimrod Danishmans „Grenzen“, Kai Hensels Klassenzimmerstück „Klamms Krieg“ und das Projekt im städtischen Raum über „Das Tagebuch der Anne Frank“.
Musiktheater I: Oper
Das Landestheater Coburg bietet Musiktheater satt, beginnend mit „Fausts Verdammnis“ von Hector Berlioz in St. Moriz. Weitere Termine ab 5. Oktober. Nikolai Rimsky-Korsakows Oper „Der goldene Hahn“ folgt ab 30. Oktober mit Beteiligung des Balletts im Großen Haus.
Im Stadttheater Fürth schaut Gioacchino Rossinis Opera buffa „Der Barbier von Sevilla“ am 20. November vorbei, aufgeführt vom Meininger Staatstheater und in der viel beachteten Inszenierung Brigitte Fassbaenders. Auf die gute alte „Butterfly“ Giacomo Puccins werden die Fürther Opernfreunde noch bis Januar warten müssen.
Am Theater Hof geht es ab 29. Oktober mit der Oper „Helena Citrónová“ von Somtow Sucharitkul um den Ausschwitz-Komplex – eine aufrüttelnde europäische Erstaufführung! Lothar Krause inszeniert, Ivo Hentschel dirigiert.
Beim Staatstheater Nürnberg steht die Oper „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss am 2. Oktober als Saisoneröffner auf dem Programm. Die Wiedererweckung alter Werke wird mit „Talestri – Königin der Amazonen“ von Maria Antonia Walpurgis, der Kurfürstin von Sachsen, fortgeführt. Sie hatte ihrerzeit nicht nur die Musik komponiert und das Libretto geschrieben, sondern auch die Titelpartie gesungen! Premiere ist am 13. November. Ab 26. November widmet sich die Staatsoper dem Schicksal Alan Turings, des genialen Mathematikers, der im Weltkrieg die deutschen Codes knackte und dem Computer den Weg bereitete, aber wegen seiner Homosexualität in den Tod getrieben wurde. Die gleichnamige Oper von Anno Schreier ist ein Kompositionsauftrag des Staatstheaters und erlebt in Nürnberg ihre Uraufführung.
Im Mainfrankentheater Würzburg warten mit Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“, Mozarts „La clemenza di Tito“ und Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ drei Repertoireklassiker auf ihre Neuinszenierungen. Wieder aufgenommen werden Mozarts „Zauberflöte“ und „Die Sache Makropulos“ von Leoš Janá?ek. Interessant wird auch die Begegnung mit Gian Carlo Menottis zweiaktiger Oper „Das Medium“ sein, in der es recht übersinnlich zugeht. Als Uraufführung präsentieren die Würzburger unter Markus Trabuschs Regie die vieraktige Oper „Karl und Anna“ nach Leonhard Franks Novelle von 1926. Die Musik komponierte Christoph Ehrenfellner als Auftragswerk des Theaters.
Musiktheater II: Operette und Musical
Das Landestheater Coburg widmet sich wieder ab 4. Dezember der leichten Muse. Dann ist die Premiere von Emmerich Kálmáns „Zirkusprinzessin“, der unsterblichen Wiener Operette.
Im Stadttheater Fürth ist noch Geduld angesagt, aber dann wird nichts Geringeres als eine Uraufführung angekündigt. „SCHOLL – Die Knospe der weißen Rose“ lautet der Titel eines Musicals von Titus Hoffmann und Thomas Borchert, das als Eigenproduktion des Stadttheaters im kommenden Jahr Premiere haben wird.
Am Theater Hof hat ein Musical den Saisonauftakt besorgt: Frank Nimsgerns „Jack the Ripper“, zu dem Intendant Reinhardt Friese die Idee und Texte beisteuerte. Anfang Dezember lugt schon die „Fledermaus“ herein…
Das Staatstheater Nürnberg wartet erst im März 2023 mit einem Operettenknüller auf, nämlich der Opéra-bouffe „Die Großherzogin von Gerolstein“ von Jacques Offenbach. Wieder aufgenommen wird Marc Shaimans Kultmusical „Hairspray“, ein fulminantes Plädoyer gegen jegliche Art von Diskriminierung.
Beim Mainfranken Theater Würzburg freut man sich gleich auf zwei Neuproduktionen in diesem Gattungsbereich. Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ ist zwar eigentlich „Große Oper“, wird aber häufig bei den Werken des Operettenkönigs mitgezählt. Offiziell hört das äußerst populäre Werk auf die Bezeichnung „Fantastische Oper“. Zu den großen Musicalklassikern des 20. Jahrhunderts zählt „Anatevka“ von Jerry Bock, Joseph Stein und Sheldon Harnick, das 1964 unter dem Titel „Fiddler on the Roof“ am Broadway herauskam und dann die ganze Welt eroberte.
Ballett und Tanztheater
Am Coburger Landestheater präsentiert die Ballettcompagnie ab 16. Oktober unter dem Titel „Soulmaps“ eine Ballettrevue von Compagniechef Mark McClain. Später folgt der Genreklassiker „Giselle“ nach dem Libretto von Théophile Gautier u.a. sowie mit der Musik von Adolphe Adam.
Das Stadttheater Fürth bietet als Entrée der Saison eine Tanztheater-Performance unter dem Titel „Entropie Teil II – Human“ an. Darin geht es u.a. um die Künstliche Intelligenz und die Möglichkeiten körperlicher Wahrnehmung.
Beim Theater Hof müssen die Tanzfreunde noch bis zur Jahreswende auf „Petruschka“ warten.
Am Staatstheater Nürnberg gibt es ein Jubiläum zu begehen: Goyo Montero ist seit nunmehr 15 Jahren der (äußerst erfolgreiche) Ballettdirektor und Chefchoreograph des Hauses. Das wird am Ende der kommenden Saison gefeiert mit „Boîte-en-valise“, einer Retrospektive der Ballettcompagnie des Staatstheaters. Die Musik J.S. Bachs nimmt in Monteros Oeuvre eine besondere Stellung ein. Auch die erste Choreographie der Saison mit dem Titel „Goldberg“, eine Uraufführung, bezieht sich auf ein Bachwerk und ist ab 17. Dezember zu sehen.
Das Mainfrankentheater Würzburg hält sich zunächst an das Motto „Tanzen bis in die Puppen“, das auf den Berliner Volksmund zurückgeht. Kevin O’Days Playlist wird zum Tanzen anregen! Ihren ersten Handlungsabend für das Würzburger Tanzensemble gestaltet Dominique Dumais mit Lewis Carolls unsterblicher „Alice im Wunderland“. Sie wirkt auch mit beim dreiteiligen Abend unter dem Titel „Bis dass der Tod uns scheidet“. Weitere Choreographien stammen von Robert Glumbek und Kevin O’Day. In „Chaplin!“ versucht Dominique Dumais das einzufangen, was die Kunst des großen Alleskönners ausmacht. Das neue Tanzstück wird musikalisch begleitet vom Philharmonischen Orchester unter Enrico Calessos Leitung. Schließlich geht die Reihe „Tanzxperiment“ auf ihre sechste Expedition: Ensemblemitglieder zeigen ihre eigenen künstlerischen Visionen.
Blick nach Thüringen
Das Theater Erfurt bringt als erste Operninszenierung der neuen Saison – nach den schönen Domstufen-Festspielen mit Verdis „Nabucco“ – die „Elektra“ von Richard Strauss (Premiere am 8. Oktober). Anschließend gibt es süffigen Operettenklang mit Jacques Offenbachs „La belle Hélène“. Darin geht es natürlich um den berühmtesten Ehebruch der Geschichte, der den Trojanischen Krieg auslöste, nämlich das Techtelmechtel zwischen Helena und Paris. Der Hahnrei Menelaos stolpert ziemlich unbedarft in der Operette herum… Im Dezember warten neuere Operntöne auf das Publikum: Nestor Taylors oratorienhafte Oper „Eleni“.
Am Staatstheater Meiningen wird am 16. September Wolfgang Korngolds schon zum Klassiker gewordene Oper „Die tote Stadt“ aus der Taufe gehoben. Eine Woche später gibt es bereits eine Ballettpremiere als Uraufführung zu bestaunen: „Die vier Jahreszeiten“ nach der Musik von Antonio Vivaldi und Arvo Pärt. Tags drauf debütiert das Schauspiel mit Shakespeares „Was ihr wollt“ und bittet ab 7. Oktober zum „Ladies Football Club“.
Das Landestheater Eisenach wartet im Schauspielbereich mit Heinrich von Kleists „Zerbrochenem Krug“ auf (Premiere am 27. Oktober). Die Komödie „Die Kehrseite der Medaille“ von Florian Zeller wird als Gastspiel des Theaters Rudolstadt präsentiert und dürfte einen vergnüglichen Abend garantieren. Im Ballettbereich steht Adolphe Adams Klassiker „Giselle“ im Oktober zur Premiere an. Die Sparte Musiktheater bietet Rossinis „Barbier von Sevilla“ ebenso an wie das Musical „Der Graf von Monte Christo“; beides sind Übernahmen bzw. Gastspiele aus Meiningen.
Das Deutsche Nationaltheater Weimar hat die Saison mit dem Tanztheaterstück „Cion“ und mit einer Uraufführung als Koproduktion mit dem Kunstfest Weimar begonnen: „Welcome to Paradise Lost“, ein Musiktheater von Jörn Arnecke und Falk Richter nach Farid ud-Dins „Konferenz der Vögel“. Als höchst interessante Ausgrabung gilt Joachim Raffs Musikdrama „Samson“, das schon seit 11. September gegeben wird. “Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“ stehen ab 29. September auf dem Programm, gefolgt nur einen Tag später von Friedrich Dürrenmatts ebenso unsterblicher wie tragischer Komödie „Der Besuch der alten Dame“. Im Oktober ist Michail Bulgakows „Der Meister und Margarita“ zu sehen, im November die Uraufführung von „Kinder des Zorns“.