Alljährlich wird das Gebiet zwischen Eisenach, Weimar, Erfurt, Jena und Arnstadt zu einem magischen Musikdreieck. Die Thüringer Bachwochen sind dann in jener Gegend angesagt, die zum ursprünglichsten Wirkungskreis des Thomaskantors gehört. Start ist am 8. April mit einer langen „Nacht der Hausmusik“ an verschiedenen Orten. Tags drauf kommen Gäste aus Hongkong nach Erfurt ins Theater: die chinesische „SingFest Choral Academy“. Sie werden mit der Berliner „lautten compagney“ J.S. Bachs Johannespassion nicht nur musikalisch darstellen, sondern auch in Szene setzen. Der Dirigent und Regisseur Patrick Chiu übersetzt diese Passion in unsere Zeit und für eine neue Generation. Wolfgang Katschner hat die Leitung.
Am 10. April gibt es einen Kantatengottesdienst anlässlich der sich anschließenden Eröffnung der „Himmelsburg“. Dies war zu Bachs Zeiten die Weimarer Schlosskapelle mit ihrer hohen Orgelempore, für die er die wunderbaren Weimarer Kantaten schrieb. Die verloren gegangene Kapelle wird mittels einer virtuellen Rekonstruktion musikalisch zu erleben sein. Eine Wiedererweckung!
Am Nachmittag desselben Tages treten Nuria Rial und die Jenaer Philharmonie in der Arnstädter Bachkirche auf, später der Bachchor Eisenach mit einer Interpretation der Johannespassion in der dortigen Georgenkirche (Leitung: Christian Stötzner) und die Augustinerkantorei mit einer Darstellung der großen Matthäuspassion in der Erfurter Thomaskirche (Leitung: Dietrich Ehrenwerth). Zeitgleich kann man sich auch für einen Stadtrundgang durch Weimar unter dem Motto „Bach, ein barockes Genie in Weimar“ entscheiden.
Abends steht mit dem Gastrezital eines Weltstars einer der Höhepunkte des Festivals auf dem Programm. Kein Geringerer als der Pianist Daniiel Trifonov wird in der Weimarhalle ausschließlich Werke Bachs aufführen, u.a. die „Kunst der Fuge“ und Bearbeitungen von Johannes Brahms und Myra Hess. Trifonov gilt als Jahrhunderttalent und für manche sogar als der zurzeit weltbeste Tastenkünstler. Neben den großen russischen Komponisten gehört auch J.S. Bach zu seinem Kernrepertoire.
Die Thüringer Bachwochen 2022 enden am 12. und 13. April mit Auftritten der jungen ungarischen Cembalistin Flóra Fabri in Eisenach (Bachhaus) und Jena (Trafo). Die gefragte Interpretin der jüngeren Alte-Musik-Szene widmet sich dem ersten Teil von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“, das der Komponist 1722, also vor genau 300 Jahren, in Köthen fertigstellte.